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Charles

Charles

Titel: Charles Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Debbie Macomber
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Zuerst dachte ich, sie hätte ihn verletzt, aber später ist mir klar geworden, dass ich mich geirrt hatte.“
    Plötzlich verstummte er, als könnte er es nicht ertragen, weiterzusprechen.
    „Bitte erzähl mir alles, Charles“, drängte sie. „Ich muss es wissen.“
    „Er hat geweint, weil er Catherine liebte. Er hatte sie immer geliebt.“
    „Aber warum …“ Sie war völlig verwirrt. Warum hatte David Ellen wieder bei sich aufgenommen, wenn Catherine ihm wirklich etwas bedeutet hatte?
    Charles hatte ihre Gedanken offenbar erraten. „Ich halte mich an dem Glauben fest, dass er meine Mutter auch geliebt hat“, flüsterte er. „Meine Brüder bezweifeln das nicht, aber ich bin mir nicht sicher. Zu dem Zeitpunkt waren meine Eltern fast fünfundzwanzig Jahre verheiratet. Ellen hatte niemanden, nur uns drei. Ihre Familie war im Krieg ums Leben gekommen, und als Ellen nach England zurückkehrte, war sie dort ganz allein. Während all der Jahre, die sie in Alaska verbracht hatte, hatte sie sich ausgemalt, wie ihr Leben verlaufen wäre, wenn sie in England geblieben wäre. Doch dann musste sie feststellen, dass sie dort genauso unglücklich war.“
    „Wie lange war sie weg?“
    „Achtzehn Monate.“
    Lanni verspürte Mitgefühl für Ellen. Sie hatte in zwei völlig verschiedenen Welten gelebt und war in keiner davon richtig zu Hause gewesen.
    „Mutter hat Sawyer und mich vermisst und wollte ihrer Ehe noch eine Chance geben. Man muss ihr zugute halten, dass sie sich wirklich Mühe gegeben hat. Nach ihrer Rückkehr hat sie sich eine Zeit lang in der Gemeinde engagiert.“
    „Wie lange?“
    „Bis Catherine ihre Drohung wahr gemacht hat.“
    Lanni verspannte sich unwillkürlich.
    „Catherine hat meine Mutter vor der gesamten Gemeinde lächerlich gemacht. Zuerst hat sie Ellen von ihrer Affäre mit meinem Vater erzählt und dabei keine Einzelheit ausgelassen. Außerdem hat sie dafür gesorgt, dass alle davon erfuhren. Und sie hat alle Versuche meiner Eltern, ihre Ehe zu retten, im Keim erstickt und hatte ihre helle Freude daran.“
    „Du hasst meine Großmutter, nicht wahr?“
    „Ja“, erwiderte Charles, ohne zu zögern. „Meine Mutter hat viele Fehler gemacht, aber das hatte sie nicht verdient. Sie hat sich in einen Mann verliebt, der eine andere liebte. Ich werde nie verstehen, warum die beiden geheiratet haben. Vielleicht lassen sich die Menschen im Krieg zu Dingen hinreißen, die sie sonst niemals tun würden.“
    „Hat dein Vater nichts dagegen unternommen, als Catherine Ellen provoziert hat?“
    Er ging auf ihre Frage nicht ein. „Catherine hat es nicht gereicht, Ellen zu quälen, sondern sie hat auch alles darangesetzt, meinen Vater zu verletzen. Es hat sicher keine Frau gegeben, die verbitterter war als Catherine Fletcher. Mein Vater hat meine Mutter betrogen, und zu allem Überfluss hat Catherine sie auch noch gedemütigt. Ich möchte meine Mutter nicht wieder verletzen. Deshalb will ich nicht mit einer Frau zusammen sein, die mich ständig an Catherine erinnern würde.“
    Lanni befreite sich aus seiner Umarmung und stand auf, wobei sie mit einer Hand noch immer ihre Bluse zusammenraffte. „Und was ist mit meiner Großmutter? Sie hat das alles genauso wenig verdient, oder? Dein Vater hat sie zweimal benutzt und dann einfach fallen lassen. Kannst du ihr aus ihrem Verhalten einen Vorwurf machen? Ich glaube nicht, dass er sie geliebt hat. Er hat sie nur benutzt!“
    Wie sie erwartet hatte, antwortete er nicht darauf. Mit zitternder Hand strich sie sich eine Strähne aus dem Gesicht.
    „Du hast gesagt, meine Großmutter hätte die Ehe und das Leben deines Vaters zerstört. Ich frage mich …“ Sie atmete einmal tief durch, bevor sie weitersprach. „Ich frage mich, ob dir klar ist, was er ihr angetan hat. Kurz nachdem er mit seiner Braut aus dem Krieg zurückgekehrt war, hat sie geheiratet, aber ihre Ehe wurde bereits zwei Jahre später geschieden. Sie hat sich von ihrem einzigen Kind getrennt, um in Davids Nähe bleiben zu können. Für meine Mutter und mich ist Catherine wie eine Fremde, und das ist einzig und allein die Schuld deines Vaters.“
    Charles beugte sich vor, stützte die Ellbogen auf die Knie und ließ den Kopf hängen. „Jetzt weißt du, warum es mit uns beiden nie gut gehen würde“, flüsterte er.
    Lanni versteifte sich unwillkürlich. „Es tut mir Leid, Charles. Unsere Familien haben einander so viel Leid zugefügt.“
    „Mir tut es auch Leid.“
    „Aber es ändert nichts

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