nämlich Angs t … Die sind s o … ro t … und wachse n … in der Erde.«
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Von:
[email protected]An:
[email protected]Betreff: du spinnst wohl!!!
prinzessin leonie??? du hast sie wohl nicht mehr alle, ich hasse prinzessinnen!!! prinzessinnen haben keine ahnung vom echten leben und sind eingebildet und stinklangweilig!!!! und ich heiße auch nicht leonie sondern LEO!!! merk dir das gefälligst!!!!!
aber toll gezeichnet ist das schon, sieht sehr cool aus ;-) gibt’s da noch mehr? was soll das überhaupt? kennen wir uns? kommst du aus hamburg? wer bist du?
Ich fasse es nicht. Ich kann es immer noch nicht fassen. Bestimmt eine Viertelstunde sitze ich jetzt schon hier vor meinem Computer, lese diese Mail zum einhundertsiebenundfünfzigsten Mal und kann es einfach nicht fassen. Sie hat geantwortet. Sie hat tatsächlich geantwortet! Und es gefällt ihr! Wie geil ist das denn?! Und sie will sogar mehr! Soll sie kriegen. Und zwar jetzt gleich. Die nächsten beiden Bilder sind ja schon gezeichnet, da fehlt nur noch der Text, den ich selbstverständlich an ihre Beschwerden anpassen werde.
Schicke ich ihr gleich beide Bilder? Eigentlich wollte ich ja jeden Tag nur eins schicken. Aber warum warten? Ich klicke bei ihrer Mail auf »Antworten« und hänge die Bilder an. Okay. Jetzt muss ich nur noch etwas schreiben.
Von:
[email protected]An:
[email protected]Betreff: AW: du spinnst wohl!!!
Angefügt: leo2.jpg, leo3.jpg
hallo, LEO!
siehst du, schon habe ich es mir gemerkt ;-) ich stehe normalerweise auch nicht auf prinzessinnen, aber leonie fällt da zum glück ein bisschen aus der rolle, wie du sehen wirst.
freut mich übrigens sehr, dass es dir trotz prinzessin so gut gefällt :-) und solange du mehr davon willst, wird es auch mehr geben
was das soll, erfährst du vielleicht im lauf der geschichte ;-)
wir kennen uns vom sehen, aber nicht aus hambur g …
liebe grüße, fonebone
Ist das okay so? Ja, müsste eigentlich gehen, habe nichts über mich verraten und sie hoffentlich trotzdem neugierig gemacht. Mann, das macht echt Spaß! Vor allem, seit sie geantwortet hat und es wahrscheinlich weiterhin tun wird. Abschicken? Abschicken! Und diesmal etwas beruhigter auf ihre Antwort warten. Die nächste Nacht werde ich mir zumindest nicht wieder deswegen um die Ohren schlagen, die letzte steckt mir immer noch in den Knochen. Aber keine Müdigkeit vorschützen, an die Arbeit! Das nächste Bild will unbedingt gezeichnet werden!
Ich ziehe meinen Block aus der Schublade und lege ihn vor mir auf den Schreibtisch.
Die Tür geht auf und mein Vater kommt herein. Nicht jetzt, Papa! Ich muss arbeiten!
»Charlie, welcher Tag ist heute?«, fragt er und kratzt sich dabei am Kopf.
»Dienstag«, antworte ich kurz und knapp.
»Dienstag?«, wiederholt er. »An welchem Abend spiele ich immer i m … i m … Wie heißt dieses Hotel noch mal?«
»Kempinski. Dienstag«, sage ich.
»Das wäre dann also quasi heute«, stellt er fest.
»So ist es«, stimme ich ihm zu.
Als ich mich umdrehe, sehe ich, dass mein Vater immer noch da steht und sich grübelnd das Kinn reibt.
»Ist noch was?«, frage ich ungeduldig.
»Welches Hemd brauche ich fürs Kempinski?«, fragt er. »Das blaue oder das rote?«
»Blau«, antworte ich.
»Ah, ja, blau, stimmt«, sagt er. »Und wo ist mein blaues Hemd?«
»Da, wo es immer ist«, seufze ich. »In deinem Kleiderschrank.«
Manchmal frage ich mich wirklich, wer bei uns der Vater und wer der Sohn ist.
»Gewaschen, noch nicht gebügelt«, füge ich noch hinzu, weil er sowieso als Nächstes danach gefragt hätte.
»Okay, dann bügle ich das eben mal kurz«, sagt er, dreht sich um und verlässt das Zimmer.
Um Gottes willen, bloß nicht! Als er das letzte Mal eins seiner Hemden bügeln wollte, hat er fast die Küche abgefackelt. Echt jetzt, die Feuerwehr kam sogar. Gebrannt hat es zwar nicht, aber die halbe Wohnung war voller Qualm, weil er mitten beim Bügeln eine Idee für ein Lied hatte, das er sofort auf seinem Saxofon ausprobieren musste. Und natürlich hat er vergessen, das Bügeleisen auszuschalten, und es einfach auf dem Hemd liegen lassen. Dann hat er Saxofon gespielt und sich dabei auch nicht davon stören lassen, dass die Feuerwehr mit einer Axt die Tür eingeschlagen hat, weil die Leute auf der Straße Rauchschwaden aus unserem Küchenfenster haben aufsteigen sehen. Zum Glück hat ein Feuerlöscher gereicht, um unser qualmendes Bügelbrett zu löschen. Als die