Charlie und der Diamantenraeuber
alles nicht. Wo steckt bloß dieses dusselige Armband? Wenn wir das doch bloß hätten!
I don’t care about Rick Carlton.«
An diesem Abend gehen wir früher ins Bett. New York ist schön, macht aber auch müde!
Am nächsten Morgen fällt mein Blick als Erstes auf einen Ast, an dem silberne Blätter baumeln. Ich brauche eine Weile, um zu begreifen, wo ich mich gerade befinde. Ach ja, auf Nellis Baumhausbett. Leise, um Hanna nicht zu wecken,stehe ich auf und gehe ins Bad. Nelli ist auch schon wach und angezogen. Die anderen schlafen noch. Es ist erst sechs Uhr früh, sehe ich auf der Uhr in der Küche. Ich bin aber hellwach und fühle mich ausgeschlafen. Ich dusche schnell, ziehe mir Jeans und ein blaues T-Shirt an und setze mich zu Nelli in die Küche.
»Wow, stehst du immer so früh auf?«, fragt sie.
»Nein, liegt vielleicht an der Zeitumstellung. Und du?«
»Ach, ich konnte nicht mehr schlafen. Außerdem musste ich an Mama denken – und an Lin. Ich war eben schon unten in der Lobby und hab noch einmal mit Johnny gesprochen. Ich dachte, vielleicht kann er sich noch an eine Kleinigkeit erinnern.«
»Und, konnte er?«
Sie grinst: »Ja, stell dir vor, er meinte, er habe etwas Wichtiges vergessen: Lin hat nämlich
sunglasses
getragen! Aber ich frage mich, wie man jemanden mit einer Sonnenbrille eindeutig erkennen will!«
Das frage ich mich allerdings auch.
»Wanna go swimming with me?«
, fragt sie.
»Klar!« Das habe ich auf Anhieb verstanden.
»Ich weiß, dass Romy jeden Morgen um dieseUhrzeit hier im Pool ihre Runden dreht. Das könnten wir auch tun und sie bei der Gelegenheit ein bisschen ausquetschen.«
»Einverstanden, ich muss nur meine Badesachen suchen.«
Fünf Minuten später treffen wir uns bei der Fahrstuhltür. Nelli hat für uns beide Handtücher dabei.
Mit dem Fahrstuhl rauschen wir ins Erdgeschoss. Aber wir landen diesmal nicht in der Lobby. Ich sehe erst jetzt, dass die Rückwand des Fahrstuhls praktisch eine weitere Tür ist. Und diese Tür kann Nelli nur mit einem Spezialschlüssel öffnen. »Den haben alle Mieter hier«, erklärt sie. »Mit diesem Schlüssel kommen wir in den Poolbereich.«
Die Tür gleitet mit dem üblichen »Pling« zur Seite. Wir betreten nacheinander einen himbeerrot gekachelten Gang, an dessen Ende ein großer türkisfarbener Pool liegt. Zum Greifen nah, nur durch eine Glastür von uns getrennt. Links und rechts vom Gang sind die Umkleidekabinen. Wir öffnen die
Ladies -Tür
. Dort ist gerade eine alte Dame mit einem dicken weißen Zopf damit beschäftigt, sich mit einem Handtuch kräftig abzurubbeln.
»Good morning, honey«
, sagt sie zu Nelli.
»Good morning, Mrs Hond!«
»Oh, I see, you’ve got a friend with you. You two are up really early.«
»Well, this is my cousin’s friend Charlie from Berlin. She couldn’t sleep longer because of the jetlag.«
Mrs Hond lächelt mir zu und verlässt munter mit einem »
Have a nice day!
« den Raum.
Es ist ein netter Raum, mit dunklen Holzbohlen und rosa lackierten Metallschränken. Nach dem Umziehen gehen wir durch den Duschraum direkt zum Pool.
Warum habe ich zu Hause nicht so einen sagenhaften Pool? Ich bin neidisch, das muss ich zugeben.
Wir stehen in einem lichtdurchfluteten, riesigen Raum mit genauso großen Fensterfronten wie in Ruths Loft. Mehr als die Hälfte des Raums nimmt dieser gigantische Pool ein, in dem tatsächlich Romy gemütlich ihre Runden dreht. Ich hätte sie fast nicht erkannt, weil sie eine unglaublich alberne Badekappe mit welken Kohlblättern trägt. Na ja, wahrscheinlich sieht es nur aus wie welker Kohl und soll eigentlich eine Art Blütenblätter sein, keine Ahnung.
»Hier standen früher die Schokoladenbottiche«, erklärt mir Nelli. »Die waren fast drei Meterhoch.« Dann dreht sie sich zum Wasser und ruft:
»Good morning, Romy!«
Romy winkt uns als Antwort zu und ruft:
»Come in, girls
.
The early bird catches the worm!«
»Das Sprichwort gibt’s in Deutschland auch!«, murmelt Nelli. »Nur der frühe Vogel fängt den Wurm.«
Romy schwimmt an den Rand und schaut uns neugierig zu, wie wir ins Wasser steigen.
»How’s your Mom?«
»O, she’s okay. Luckily it’s not a
complex
fracture
42 .«
Nelli schaut mich an und murmelt leise: »Die Sache mit Lin ist fast schlimmer . . .« Sie wendet sich wieder an Romy:
»Romy, what exactly did you see? Johnny told us that you had to see the whole thing. How terrible!«
Romy dreht sich auf den Rücken und beginnt, mit den
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