Charlie und der Diamantenraeuber
Strassschmuck und anderem Modeschmuck behangen ist, kippt mir langsam entgegen. Als wolle sie mich für meine Unaufmerksamkeit bestrafen. Vielleicht hat sie es ja auch einfach bloß satt, immer an derselben Stelle an der Wand zu stehen.
Sie fällt mir also kettenrasselnd wie ein lebendiggewordenes Gespenst in die Arme. Ich schwanke mit ihr zwischen den Armen hin und her und stürze unter ihrem Gewicht fast selbst auf den Boden. Sie ist viel schwerer, als ich gedacht hätte.
»Hilfe!«
Steffi ruft: »Was ist denn jetzt schon wieder passiert?«, aber keiner kommt mir zu Hilfe.
Mein Herz rast, während ich verzweifelt mit der Puppe kämpfe und versuche, sie zurück an die Wand zu kippen. Endlich habe ich das Gleichgewicht gefunden und stemme mich gegen die Puppe. Ganz vorsichtig lehne ich diese Monsterpuppe wieder an die Wand. Hoffentlich bleibt sie da jetzt ruhig stehen.
Ein Glück, dass die Puppe nicht kaputtgegangen ist! Sie fühlte sich nämlich gar nicht wie eine Plastikpuppe an, sondern irgendwie anders – zerbrechlicher, keine Ahnung.
Aus der Nähe ist eine Schaufensterpuppe ja gruselig. Diese hier hat zwar himmelblaue Augen, aber einen eiskalten Blick und eine ziemlich spitze Nase. Ihre schwarzen Haare sehen aus wie staubige Kohle. Moment mal, da ist etwas komisch.
Hinter der Puppenperücke fällt mir plötzlich etwas auf: Zwei Backsteine stehen an der Wandein wenig hervor. Nanu? Komisch, man sieht es nur, wenn man ganz dicht davorsteht. Versuchsweise, eigentlich mehr aus Spaß, drücke ich auf einen Backstein. Erst geschieht gar nichts. Wäre ja auch zu schön gewesen. Als ich gerade weggehen will, höre ich aber ein scharrendes Geräusch.
Ich bleibe stehen und warte. Und dann . . .
Es ist wie ein Wunder: Der Backstein beginnt sich jetzt ganz ohne meine Hilfe zu bewegen. Er dreht sich immer weiter, bis er genau bis zur Hälfte in der Wand verschwunden ist. Ich trete näher und kann eine kleine Metalltür sehen.
Verbirgt sich dahinter etwa Ruths Safe?
Kapitel 7
in dem man eine seltsame Entdeckung macht und Romy unter die Lupe genommen wird
Mit klopfendem Herzen untersuche ich die kleine Metalltür. Vielleicht habe ich ja Glück! Vielleicht halte ich gleich das vermisste Diamant-Armband in den Händen! Und die Wertpapiere gleich dazu. Dann können wir Lin entlasten. Und alles wird gut!
Mal gucken, ob diese Tür überhaupt abgeschlossen ist. Ich drücke vorsichtig dagegen, ohne dass sie sich auch nur einen Zentimeter bewegt. Erst als ich noch einmal, und zwar etwas heftiger, meine Hand dagegenpresse, geht sie auch auf.
Inzwischen haben auch Hanna und die anderenbemerkt, dass ich etwas entdeckt habe. »Hast du was gefunden?«, ruft Hanna.
»Ja, einen Safe!« Mein Herz klopft. Ich bin sehr stolz, dass ausgerechnet ich, die fremde Besucherin, den Safe gefunden habe!
Jetzt kommen auch Steffi und Ulli her.
Neugierig schauen wir alle in den Safe. Besonders groß ist er ja nicht. Immerhin ist genug Platz für einen flachen Ordner. Vielleicht enthält der ja diese Wertpapiere. Bestimmt.
Als Tochter des Hauses darf natürlich Nelli zuerst den Ordner aus dem Safe in die Hand nehmen. Gespannt, als wäre sie eine Zauberin, beobachten wir sie, während sie stumm den Ordner durchblättert. Ich gucke ihr dabei zu, während ich insgeheim auf ein Lob hoffe. Bescheiden werde ich es annehmen.
Erfolg ist der Lohn der Detektive
, könnte ich vielleicht noch sagen, und
Hartnäckigkeit führt zum Ziel
.
»Oh no! I can’t believe it. There are only
recipes
40 for cheese cake in here!«
, ruft Nelli enttäuscht.
Wie bitte?
»Was?« Ulli nimmt Nelli den Ordner aus der Hand und blättert ihn durch, während Steffi undHanna kichern und ich meine Enttäuschung verdauen muss. Rezepte! Nichts als Rezepte, dumm gelaufen. Was für ein Reinfall.
»Käsetorten-Rezepte! Ulli, du musst zugeben, dass das schon ziemlich komisch ist«, sagt Steffi und kichert noch einmal.
»Geht so«, knurrt er. »Ausgerechnet Käsetorten-Rezepte!«
Das klingt, als fände er Schweinekrusten-Rezepte besser.
Obwohl es wirklich blöd ist, dass wir nicht diese komischen Wertpapiere gefunden haben, finde ich es allmählich auch ein bisschen lustig. Jetzt blättert Hanna in dem Ordner. Glaubt sie, die Papiere hätten sich doch da drin versteckt? Ich sehe ihr über die Schulter zu. Wirklich, nichts als Tortenrezepte mit bunten Abbildungen. Rezepte aus deutschen und amerikanischen Zeitschriften für Käsetorten und andere Kuchen. »Wieso legt
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