Charlies Planet
Verkehr zu bringen, genug Städte zu bauen – und du hast ihn getötet.«
»Du sprichst, als sei dies unsere Heimat!« Ihre Stimme war zornig. »Noch keine hundert Jahre sind vergangen, seit die ersten Siedler auf Arcadia eintrafen. Du redest, als gehörten wir hierher.«
»Es dauert nicht ein ganzes Leben, bis man an den Ort gehört, wo man geboren ist«, antwortete Cary.
»Also gut – aber dann gehören die Stadtbewohner auch nach Arcadia, so gut wie ihr Landleute.«
Mit nach wie vor geschlossenen Augen schüttelte Cary seinen gegen das Gerät gestützten Kopf.
»Wenn du auch anders denken magst, Mattie«, sagte er, »aber Stadtbewohner gehören nirgendwohin – außer in irgendeine Stadt auf irgendeiner Welt, denn sie sind gleich, eine Stadt wie die andere. Städter vermögen in jede andere Stadt auf einem beliebigen anderen Planeten zu ziehen, es wird für sie keinen Unterschied bedeuten.«
»Das ist nicht wahr!«
Er erwiderte nichts. Nach einer Weile schwieg sie ebenfalls.
Als die Nacht anbrach, hüllte die Dunkelheit sie wiederum in einen Vorhang, der ihren Feuerschein einschloß, und es schien so, als säßen sie nicht hoch in der Luft auf einem Felssims, sondern in einem Raum mit Wänden aus Stein und schwarzem Samt. Diesmal verzehrten sie eine warme Mahlzeit.
»Was ist mit Charlie?« fragte Mattie.
Cary sah den Sumpfotter an, der still neben ihnen lag, den Kopf gesenkt, und sie beobachtete.
»Überall, wo es Wasser gibt, wird er Muscheln und Wasserpflanzen finden, wie oben im Sumpf«, sagte er. »Und den längeren Teil der Strecke werden wir dem Flußufer folgen. Wo er Nahrung findet, wird er essen können. Andernfalls muß er ohne auskommen. Unsere Nahrung verträgt er nicht.«
Der Sonnenaufgang des folgenden Tages bescherte einen tiefblauen Himmel mit einigen Streifen Zirruswolken. Das Felsgestein war wieder trocken, die Luft kühl und klar.
»Mindestens drei Tage gutes Wetter zu erwarten«, konstatierte Cary, indem er seine Augen mit der Handfläche überschattete, und den Himmel musterte. »In diesem Zeitraum können wir es zum größten Teil schaffen.«
Rasch frühstückten sie und setzten den Abstieg zum Fuß des Plateaus fort. Kurz vor Mittag konnten sie ihre Last auf dem steinübersäten Hang ablegen, der vom Plateausockel bis zum Teich hinabführte. Sie rollten die Statue zum Ufer. Kaum war diese Arbeit getan, sprang der Otter ins Wasser und verschwand.
»Er wird sich nicht weit entfernen«, meinte Cary und sah im nach. »Unterwegs dürfte er ziemlich ausgetrocknet sein. Ich werde Holz für das Floß schlagen. Mattie, du kannst inzwischen das Lager errichten. Ich bezweifle, daß wir vor dem morgigen Tag reisefertig sein können.«
Er nahm eine Axt und schritt durch das hohe Ufergras. Einige Minuten später hörte Mattie, die bereits geschäftig ihre Lagerausrüstung aus dem Gepäck sortierte, das ferne, anhaltende Geräusch von Axthieben.
Am Nachmittag hatte Cary rohe Eichenbalken geschlagen, sie zum Teichufer transportiert und sie mit dem außergewöhnlich belastungsfähigen, monomolekularen Draht, den ihr Gepäck enthielt, zu einem Floß von etwa drei Meter Breite und neun Meter Länge verbanden. Mit einer Zange verknüpfte er den Draht so fest, bis er in solchem Maße in das Holz einschnitt, daß er nahezu unsichtbar war.
»Sieh dir Charlie an«, sagte Mattie.
Cary blickte von seiner Tätigkeit auf. Charlie war vor kurzer Zeit beim Lager wieder aufgetaucht und hatte sich seither damit beschäftigt, in seinem Maul Muscheln aus dem Teich an Land zu tragen. Die Muscheln waren sehr dick, fast rund. Cary hatte die Geschäftigkeit des Otters aus den Augenwinkeln bemerkt und widmete ihm nun, als Mattie ihn aufforderte, seine ganze Aufmerksamkeit. Im seichten Uferwasser klaubte Charlie mit den Vorderpfoten Schlamm aus dem Grund und verkleisterte jede einzelne Muschel rundum. Den fertigen Klumpen stapelte er an der Böschung.
»Charlie, das wird nichts nutzen«, sagte Cary. Er stand auf.
Als er den Klang seines Namens hörte, sah Charlie auf und blickte Cary entgegen. Cary hockte sich neben den Otter und teilte ihm in einer komplizierten Folge von Pfeiflauten etwas mit. Dabei berührte er einen der Schlammballen mit der Hand, deutete auf die Felswand, die sie überwunden hatten, und dann hinaus ins offene Land.
»Was meinst du damit?« forschte Mattie, die hinzutrat.
Cary erhob sich.
»Auf diese Art speichern sie im Sumpf ihre Wintervorräte«, erläuterte Cary. »Er möchte sich
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