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Charlies Planet

Charlies Planet

Titel: Charlies Planet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon R. Dickson
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recht hast und das Gesetz des Universums alles gleich richtet, so spielt es keine Rolle, welche Form ein Körper besitzt. Hätte ich nichts unternommen, wäre Charlie tot, und der Scout lebte. Wie es sich ergeben hat, ist der Scout tot, und Charlie lebt. Wir wollten es nicht so, niemand von uns – weder Charlie, du oder ich. Von Anfang an hegte der Scout die Absicht, Charlie umzubringen und die Statue zu zertrümmern, schon bevor wir bei Aige eintrafen. Wenn im Universum ein Gesetz existiert, das alles sieht, alles erfährt, dann wird es wissen, daß es Charlie sein mußte oder der Scout. Und wer überlebt, hat jedes Recht auf sein Leben.«
    Sie schüttelte den Kopf, erwiderte jedoch nichts.
    »Lassen wir das vorerst«, sagte Cary. »Das Floß liegt dort hinter der Flußwindung verankert, und weiter werden wir heute nicht reisen. Du wirst bis dorthin laufen, um bei uns zu sein, selbst wenn Gebetstag ist, klar?«
    »Ja«, sagte sie.
    »Gut. Ich helfe dir, dein Zeug zu tragen.«
    Innerhalb einer Minute verknüpfte er die Hängematte, ihren Schlafsack und ihre Utensilien zu einem Bündel, warf es über die rechte Schulter und nahm das Gewehr in die linke Hand. So führte er sie zum Floß.
    Als sie das Gesträuch erreichten, das als letztes Hindernis auf ihrem Weg lag, bemerkte Cary ein Geräusch, das offensichtlich von der Stelle kam, an der er das Floß verankert hatte. Es war ein anhaltendes, rhythmisches Stoßen, wie es ihm niemals zuvor zu Ohren gekommen war, kein lautes, doch außerordentlich seltsames Geräusch. Er legte seine Last nieder und eilte zum Ufer voraus.
    Charlie befand sich nicht mehr auf dem Floß. Er lag auf dem festen Land, und eine Spur aus zerdrücktem Schilf zeigte, wie er dorthin gelangt war. Seine Augen waren geschlossen, vor dem Maul stand Schaum, die Kiefer schnappten heftig, und sein Körper und seine Beine zuckten mit solcher Gewalt, daß der Otter über den Boden rutschte. Der scharfe Geruch, der schon bei seinem Wutausbruch auf dem Plateau zu bemerken gewesen war, als die anderen Otter ihn bedrängten, erfüllte wieder die Luft.
    Cary beugte sich über den Otter und versuchte, den sich windenden Leib zu beruhigen, aber Charlies Kräfte waren zu groß für ihn. Er wurde zur Seite gestoßen. Mattie stürzte hinzu und kniete sich neben den Otter.
    »Ein Krampf!« rief sie. »Siehst du denn nicht, daß ihn ein Krampf befallen hat?«
    Sie ergriff ein ungefähr zwanzig Zentimeter langes Stück Treibholz, das angeschwemmt worden war, und zwang es zwischen Charlies blindlings schnappende Kiefer. Die Meißelzähne des Sumpfotters zermalmten es, obwohl der Durchmesser des Holzes gut vier Zentimeter betrug, wie einen dünnen Zweig. Mattie riß Carys Pistole aus seinem Halfter und schob den Lauf der Waffe zwischen Charlies Kiefer. Die blitzenden Zahnreihen knirschten auf dem Metall, vermochten ihm jedoch nichts anzuhaben. Mattie steckte einen Finger hinter den Lauf und zog Charlies lange, schwarze Zunge aus seinem Rachen.
    »Schlafsäcke her!« schrie sie. »Kleidungsstücke, alles, worin man ihn einwickeln kann, Cary! Wir müssen ihn wärmen!«
    Cary fuhr herum und sprang auf das Floß. Charlie zuckte immer noch, als er einen Moment später, die Arme voller Bettzeug, zurückkam. Dunkles Blut begann aus den Nüstern des Otters zu rinnen und färbte den gelblichen Schaum purpurn. Mit vereinten Kräften hüllten Mattie und Cary den Sumpfotter dick ein und umklammerten das Bündel mit den Armen.
    Allmählich wurden die Zuckungen schwächer und traten schließlich nur noch unregelmäßig auf. Dann verklangen sie in heftigem Zittern und blieben endlich ganz aus. Charlie lag nun ruhig, aber seine Augen waren noch geschlossen, und er atmete schwer durch seine blutverkrusteten Nüstern.
    Mattie sah Cary in die Augen und ließ das Bündel aus den Armen gleiten. Cary folgte ihrem Beispiel, überkreuzte die Beine und kauerte sich neben den Otter.
    »Wir können nichts anderes tun als warten«, sagte Mattie.
    Nach einer Weile schickte Cary sich an, Kaffee zu kochen. Seine automatenhaften Bewegungen bewiesen Routine. Die Sonne begann langsam zum westlichen Horizont auf dem anderen Flußufer zu sinken. Sie tranken Kaffee und sprachen wenig dabei.
    Charlie lag noch immer still, mit nach wie vor geschlossenen Augen, als sie ihn wieder untersuchten.
    »Wann hat er zuletzt gegessen?« erkundigte sich Mattie.
    »Am Teich unterhalb des Plateaus«, sagte Cary. »Falls er nicht in einer der letzten Nächte im Wasser war,

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