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Charlies Planet

Charlies Planet

Titel: Charlies Planet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon R. Dickson
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Universum ist kein Schattenreich«, sagte sie, ohne ihn anzublicken. »Es gibt eine Physik des Lebens, und was man nimmt, muß ausgeglichen werden, indem man gibt …«
    »Mattie!« Die Schroffheit seiner Stimme brachte sie zum Schweigen. »Wovon sprichst du?«
    »Du hast einen Mann getötet«, sagte sie. »Ich war die Ursache, du das Werkzeug. Ein Mann wurde um weltlichen Besitz getötet.« Sie blickte zu ihm auf. »Man darf nicht töten, Cary. Töten bringt dich in den Zustand der Schuld gegenüber dem natürlichen Gesetz des Universums. Die Waage des natürlichen Gleichgewichts hat sich zu deinen Ungunsten geneigt. Ich war die Ursache. Stößt mir etwas zu, wird dies die Kräfte ausbalancieren. Andernfalls richtet sich die Physik des Universums gegen …«
    »Mattie!«
    Sein Ausbruch ließ sie verstummen, doch nur für einen Augenblick.
    »Du verstehst es nicht«, sagte sie matt.
    »Du bist es, der nicht versteht«, erwiderte er. »Du müßtest für mich büßen, glaubst du? Du trägst keine Schuld, Mattie. Ich auch nicht. Dieser Mann richtete eine Waffe auf mich, und ich wandte eine gegen ihn. Er hat die Auseinandersetzung begonnen, nicht ich.«
    »Aber du hast ihn umgebracht. Unser Pfad ist mit Blut …«
    »Ich habe ihn umgebracht, weil Charlie wie tot am Boden lag. Ich dachte, er sei es. Und der Scout hätte ihn getötet.«
    »Und wenn«, erwiderte Mattie. »Es wäre nicht die gleiche Sache. Der Scout war ein Mann …«
    »Auch Charlie ist ein Mann!«
    Ein Schwindelgefühl überkam ihn, ihm wurde schwarz vor den Augen. Als er wieder zu sehen vermochte, saß Mattie erstarrt, den Mund verschlossen. Sein Zorn tat schließlich seine Wirkung.
    »Hör mir zu«, sagte er, kaum lauter als ein Flüstern, aber seine Stimme war rauh und verzerrt. »Charlie ist ein Mann. Weißt du, wer keiner ist? Dieser Scout war kein Mann. Die anderen auch nicht. Kein Mensch auf diesem Planeten, Aige nicht, ich nicht – für Charlies Volk. Und allein das zählt.«
    Sie lehnte sich ein wenig zurück, und er beugte sich vor.
    »Willst du wissen, was wir sind?« meinte er gedämpft. »Wir sind Tiere. Fremde. Wir sind fremde Tiere von irgendwoher, wo wir ein Recht zu sein hatten, aber wir besitzen kein Recht, uns auf diesem Planeten aufzuhalten. Jetzt sind wir nun einmal hier, und was tun wir? Wir vergiften das Erdreich und das Wasser und töten die Fische. Wir bringen die Gewächse unserer Heimat auf diese Welt, die hier ebenfalls kein Existenzrecht haben, und sie ersticken die heimischen Pflanzen. Wir roden die Wälder, verbrennen das Gras und bauen, und schließlich töten wir Männer und Frauen – ja, Männer und Frauen, die ein Recht darauf haben, hier in Frieden zu leben, weil es ihre Welt ist. Wir häuten sie und verkaufen die Pelze an andere Tiere unseres Schlages auf anderen Planeten, wo man nicht einmal weiß, woher die Pelze stammen.«
    Er unterbrach sich und schöpfte Atem.
    »Ich habe dir erzählt, Mattie«, sprach er weiter, »daß Charlies Artgenossen mit mir nichts anzufangen wußten. Ich habe dir gesagt, daß sie es für keine besonders großartige Sache hielten, als ich mir Mühe gab, sie vor Trappern zu schützen. Ich vermute, du hast dich darüber gewundert. Gewundert, weil sie nicht dankbar und hocherfreut waren, daß ein fremdes Tier wie ich darauf verzichte, ihre Brüder, Schwestern, Frauen und Kinder nicht mehr zu ermorden. Weil sie nicht dankbar waren, daß ich andere hinderte, sie zu töten. Habe ich ihnen nicht einen großen Gefallen erwiesen?«
    Er unterbrach sich für einen Augenblick.
    »Aber Charlie, er ist weit mehr als seine Artgenossen. Er war in der Lage, einen Fremden wie mich in einem schmutzigen Felsbrocken verborgen zu sehen und daran zu arbeiten, bis ein Kunstwerk daraus wurde. Du und ich, wir können dergleichen nicht tun. Aber er kann es.«
    Er drehte sich um und lief blindlings davon. Erst als ihm Zweige ins Gesicht peitschten, gewann er die Besinnung zurück und erkannte, was er tat. Die Wut wich plötzlich von ihm, und sein Verstand klärte sich. Er fühlte sich ausgehöhlt, leer. Es war nicht seine Art, so viel zu reden. Langsam kehrte er um. Mattie saß noch an ihrem Platz und starrte ihm mit totenblassem Gesicht entgegen. Er nahm ihre Hand und zog sie auf die Füße.
    »Es tut mir leid, Mattie«, sagte er mit wesentlich ruhigerer Stimme. »Entschuldige. Du kannst nichts dafür. Nicht du. Während der vergangenen sechs Jahre sind mir tausend solcher Kerle wie dieser Scout begegnet. Wenn du

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