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Charlotte

Charlotte

Titel: Charlotte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Thijssen
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Mevrouw Runing hat schon dreimal angerufen«, sagte Corrie.
    Aha.
    Heleen hatte offenbar mit van Loon geredet und fragte sich, warum ich mit dem Tod von Elisabeth Bonnette meine Zeit vergeudete. Vielleicht hätte ich mir eine andere Ausrede für Harry einfallen lassen sollen. Die Witwe klang ungeduldig und sarkastisch. »Jetzt, wo der Mörder Selbstmord begangen hat, könnten Sie sich doch vielleicht endlich auf die Arbeit konzentrieren, die Sie für mich erledigen sollen?«
    »Es war kein Selbstmord, Mevrouw. Der Mann ist bei einem Fluchtversuch verunglückt.«
    »Wie dem auch sei. Für die Justiz ist der Fall erledigt. Um Ihnen die Wahrheit zu sagen: Für mich macht das kaum einen Unterschied. Mein Mann ist tot und ich will nur noch Klarheit in dieser anderen Frage haben.«
    »Die Frage ist geklärt, Mevrouw.«
    »Oh.« Sie geriet einen Augenblick ins Stocken. »Seit wann?«
    Beinahe, dachte ich. »Seit morgen früh.«
    Ich hörte sie förmlich die Stirn runzeln. »Ich kann Ihnen nicht folgen.«
    »Es ist zu kompliziert, um es am Telefon zu besprechen«, sagte ich. »Ich könnte morgen bei Ihnen vorbeikommen, wenn es Ihnen recht ist.«
    Ich hörte sie nervös in irgendetwas herumblättern. »Ich habe um neun einen Patienten. Um halb elf bin ich zu Hause. Sonst müssten Sie abends kommen. Nein, morgen Abend kann ich nicht.«
    »Halb elf passt mir gut.«
    Charlotte senior war natürlich noch nicht zu Hause, Sprenger dagegen schon. »Ich muss sie heute Abend unbedingt sprechen!«, sagte ich.
    Er erwiderte, es ginge nicht, sie hätten Theaterkarten.
    »Bisher ist alles unter uns geblieben«, sagte ich. »Aber das wird es nicht, wenn ich den Fall nicht abschließen kann.«
    »Aber das ist doch alles Schnee von gestern«, entgegnete er.
    »Nicht für meine Klientin. Ich weiß nicht, was ihr mit eurem Rechtsanwalt besprochen habt, und ich will niemandem drohen, aber ich befürchte, dass meine Klientin zur Polizei geht, wenn ich ihr morgen früh nicht erklären kann, was damals genau geschehen ist.«
    Sprenger lachte, aber nicht von Herzen, und sagte: »Ich frage mich, was du unter einer Drohung verstehst. Gut, dann komm eben heute Abend vorbei.«
    Ich spazierte durch die Öffnung, die wir inzwischen in die Buchenhecke zwischen unserem Haus und Nels umgebauten Heuschober gesägt hatten. Ich hatte geglaubt, sie sei allein, doch sie saß mit einem Mann am Tisch in der ehemaligen Küche, den ich nicht auf den ersten Blick erkannte. Der Computerfreak mit der Kassenbrille, an den ich mich von einer Abhöraktion her erinnerte, wirkte um zehn Jahre erwachsener und um vier Nummern größer und selbstbewusster in seinem feinen Geschäftsanzug mit blau gestreiftem Hemd, der teuren Uhr und der Brille mit goldenem Gestell.
    »Hi, Eddy«, sagte ich.
    »Hallo, Max.« Auch seine Stimme klang anders. Voller, gewichtiger.
    »Du trägst Anzüge«, bemerkte ich.
    »Sonst misstrauen die Firmendirektoren seinen Rechnungen«, erklärte Nel, die mir ihr Gesicht für einen Kuss entgegenhob. »Wir sind gleich fertig.«
    »Stimmt gar nicht«, sagte Eddy und schaute mich traurig an. »Sie will mich loswerden.«
    Nel schüttelte den Kopf. »Gar nicht wahr, ich bin immer zum Einspringen bereit.«
    »Soll ich lieber gehen?«, fragte ich.
    »Nein«, sagte Eddy.
    »Ich will meine Hälfte der Firma abstoßen«, erklärte Nel. »Eddy hat alle Hände voll mit dem Großraum Amsterdam zu tun und ich habe eine Firma in Nimwegen gefunden, die meine Hälfte übernehmen will.«
    »Warum willst du verkaufen?«, fragte ich.
    Eddy schaute hinauf zu den Deckenbalken. »Sie wirft ein Vermögen weg.« Dann fragte er Nel: »Was meinst du denn mit ›zu eintönig‹?«
    »Meine Patente behalte ich.« Nel wandte mir ihre Sommersprossen zu. »Ich erkläre dir die Hintergründe in einer Sondersitzung.«
    Eddy schnaufte.
    »Das sind Leute von unserem Schlag«, sagte Nel. »Seriöse Fachleute, die sich auf Firmennetzwerke spezialisiert haben. Unsere Systeme bedeuten eine sinnvolle Erweiterung für sie.«
    »Für wen denn?«, fragte ich.
    Eddy nahm eine in der Mitte gefaltete Visitenkarte vom Tisch und reichte sie mir, ohne sein Gespräch mit Nel zu unterbrechen: »Du steckst mitten in dem Auftrag für die DSM-Forschungsabteilung. Ist dir Limburg vielleicht zu weit?«
    »Eddy, ich bitte dich. Natürlich bearbeite ich den Auftrag zu Ende, aber ich nehme jemanden von ASN mit, denn es hängen für Jahre Folgeaufträge dran.«
    »Was ist das, Stago Data Wandgusssysteme?«, fragte

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