Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Charlotte

Charlotte

Titel: Charlotte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Thijssen
Vom Netzwerk:
mich plötzlich an Molenaars Adressbuch, das sich beim Buchstaben L geöffnet hatte. »Vielleicht ist sie unter dem Namen Leo bekannt?«
    Ich sah, wie Harry etwas dämmerte. »So eine magere, lange, raucht Zigarillos?«
    »Die meine ich.«
    »Ich bin ihnen einmal ganz kurz begegnet, das war alles, und das war, bevor ich Stef kennen lernte.« Harry redete schnell, er wollte es hinter sich bringen.
    »Ihnen?«
    »Leo hatte damals noch eine Partnerin, ich kann mich nicht mehr an ihren Namen erinnern.«
    Ich zog mein Portmonee heraus und hielt ihm das Foto der beiden Mütter hin.
    »Das sind sie.« Wieder warf Harry einen raschen Blick zum Mercedes hinüber. »Die Blonde heißt Eis, aber ich habe sie schon eine ganze Weile nicht mehr im Club gesehen, vielleicht ist es aus zwischen den beiden.«
    »Kannte Stef sie?«
    »Ich nehme es an. Auf jeden Fall diese Leo, ich habe sie noch vor etwa einer Woche an der Bar miteinander reden sehen.«
    »Sind sie je bei ihm zu Hause gewesen? Oder Leo allein?«
    »Keine Ahnung. Vor meiner Zeit vielleicht. Er hatte immer viele Gäste, wenn er seinen Geburtstag feierte und so.«
    »Okay. Vielen Dank. Wir sind fertig.«
    Er blieb stehen. »Schön. Und was sage ich meinem Chef?«
    »Ach, dir wird schon was einfallen.« Ich schaute in seine verwirrten Augen, die für einen Augenblick an die eines Schuljungen erinnerten.
    »Und nachher fragt er dich und du erzählst ihm etwas anderes. Ich versuche dir zu helfen, Mann.«
    Er hatte natürlich Recht. »Ich wollte von dir wissen, was genau dir Charlotte über den Tod ihrer Mutter erzählt hat, als du sie nach Oosterbeek gefahren hast.«
    »Das wäre dann so gut wie nichts gewesen«, sagte er. »Sie hat mir nur erzählt, dass ihre Mutter ertrunken ist. Wenn das alles sein soll, haben wir verdammt lange darüber geredet.«
    Ich lachte, und während wir zurückgingen, klopfte ich ihm freundschaftlich auf die Schulter, um van Loon den Eindruck einer gewissen Kumpelhaftigkeit und von eitel Sonnenschein zu vermitteln. »Ich bin nun mal ein langatmiger alter Quatschkopf«, sagte ich.
    Harry lächelte wie ein Chauffeur mit Zahnschmerzen, stieg in den Mercedes, wartete, bis ich mein Auto aus dem Weg gesetzt hatte und verschwand dann mit etwas zu hoher Motordrehzahl in Richtung Autobahn.

 

15
    Hanna saß in ihrem Kinderwagen unter dem Birnbaum, Corrie hockte im Schneidersitz davor und gemeinsam waren sie darin vertieft, rote, blaue und weiße Bänder zu sortieren.
    Die Zweige bewegten sich in der leichten Brise und Fleckchen von Sonnenlicht fielen zwischen den Blättern hindurch und tanzten über die Szenerie. Hanna grapschte nach einem roten Band und krähte wie ein Baby, das einen Wettbewerb im Schnellsortieren gewonnen hat und seinen Vater mit dem Hauptgewinn kommen sieht. Corrie blickte auch auf, wurde rot und rappelte sich hastig auf.
    »Sorry, Meneer. Mevrouw Nel ist in ihrem Büro.«
    Ich hockte mich zu Hanna und streichelte ihr zartes Köpfchen. »Ist das ein Intelligenztest für Babys?«
    Corrie errötete wieder. »Nein, Meneer, das haben wir auch mit meinen kleinen Brüdern gespielt, um zu prüfen, ob sie die Farben unterscheiden konnten. Erst haben wir Plastikmurmeln genommen, aber das ist zu gefährlich, weil sie sie verschlucken könnten, deshalb haben wir dann die Bänder gebastelt.«
    »Schön«, sagte ich. »Lass dich nicht von mir stören.« Ich fand nie die richtigen Worte, um Corrie zu beruhigen. Vielleicht hätte ich einfach »Weitermachen!« sagen sollen, wie ein Sergeant zu seiner Truppe. Hanna krähte, schwenkte ihr rotes Bändchen und legte es triumphierend zu dem blauen. Dann nahm sie meinen Zeigefinger und steckte ihn in den Mund. Sie war noch nicht alt genug für den Lüscher-Test. »Ich bin kein Meneer«, sagte ich zu Corrie. »Sag einfach Max. Und Mevrouw Nel heißt Nel.«
    »Ja, Meneer«, sagte Corrie. »Soll ich Ihnen einen Tee kochen?«
    »Nein, vielen Dank. Warum nennst du mich immer noch Meneer?«
    Corrie errötete. »Meine Mutter will das so.«
    Das war also die Zeit der Ravepartys, schwangeren Teenager und halbstarken Kerle, die ihren Lehrer fragten, ob er ein Messer in den Hintern wolle, wenn er etwas Falsches sagte. Aber vielleicht war das nur in Amsterdam so. In Rumpt gehorchten die Teenager ihren Müttern, und die Mütter dachten das ihre über sittenloses Volk aus der Stadt und vertrauliches Duzen, das mir nichts, dir nichts zu einer unerwünschten Schwangerschaft der Haushaltshilfe führen konnte.
    »Eine

Weitere Kostenlose Bücher