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Charlotte

Charlotte

Titel: Charlotte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Thijssen
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damit. Das haben wir zweimal so gemacht, ohne Erfolg.«
    »Aber Kondome sind doch mit einem Spermizid behandelt?«, bemerkte Nel.
    »Stimmt.« Wieder lächelte Charlotte. »Deshalb kann man keine normalen Präservative benutzen, aber die Kliniken für Reproduktionsmedizin verfügen über spezielle Kondome für Fälle, in denen etwa Behinderte, die keinen normalen Geschlechtsverkehr haben können, ein Kind wollen. Ich habe Elisabeth solche Kondome besorgt und ich glaube nicht, dass Otto je etwas bemerkt hat. Dann rückte ihr Ausscheiden aus der Firma näher. Elisabeth glaubte natürlich, dass Otto sie zu sehr vermissen und sich auch danach weiter mit ihr treffen würde, aber Leonoor stellte sie vor eine Entscheidung. Und ich überlegte mir, dass wir auf jeden Fall sein Sperma einfrieren sollten, um mit der KI weitermachen zu können, denn dadurch wurde auch dieses umständliche Getue im Hotel überflüssig.«
    Nel sah mein verständnisloses Gesicht und erklärte: »Künstliche Insemination.«
    »Kanntest du dich denn überhaupt mit der Technik aus?«, fragte ich.
    Wieder schaute Charlotte ihren Freund an.
    »Ich liebe solche Gespräche«, sagte Sprenger.
    Sie lachte leise. »Ich hatte es damals noch nie selbst gemacht, aber zahllose Male direkt daneben gestanden. Außerdem ist es nicht besonders schwierig. Wenn eine Frau erregt ist, senkt sich ihre Gebärmutter und man kann die kleine Öffnung mit dem Finger fühlen. Bei gesenkter Gebärmutter kann man die Spitze der Spritze sogar am Finger entlang einführen. Aber mit Spekulum und Licht geht es natürlich einfacher.«
    »Natürlich.« Sprenger warf mir einen heiteren Blick zu.
    Mir war das alles ein bisschen zu hoch. »Konntest du das Sperma so ohne weiteres einfrieren und in einer Samenbank oder wo auch immer aufbewahren, ohne dass es jemandem auffiel?«
    Charlotte nickte. »Tagsüber wäre es unmöglich gewesen, aber nachts ist kein Mensch im Labor und ich hatte den Türöffnungscode. Wir haben es zweimal getan, zur Sicherheit. Zwischen der Ejakulation und dem Einfrieren hat man nur eine Stunde Zeit, und das andere Problem war, dass das Sperma mindestens zwanzig Grad warm bleiben musste. Elisabeth konnte schlecht stundenlang warten, bis Runing endlich eingeschlafen war. Aber die Zimmer hatten eine Tür zu einer Diele, von der aus man ins Bad und hinaus auf den Flur gelangte. Runing hat nie bemerkt, dass Elisabeth mit dem Kondom hinaus auf den Flur und nicht ins Bad ging. Ich stand mit einem passenden Behälter bereit und war eine Viertelstunde später im Labor.«
    »Wie funktioniert das mit dem Einfrieren?«, fragte Nel.
    Charlotte warf mir einen Blick zu. »Wird das nicht zu technisch?«
    »Es ist genauso spannend wie im Theater«, sagte Sprenger.
    Charlotte schaute Nel an. »Wir mischen das Sperma mit einer Flüssigkeit auf der Basis von Glycerol. Diese Mischung wird auf Röhrchen gezogen, und diese werden eingefroren, ganz langsam, sonst sterben die Spermien ab. Die Maschine regelt das glücklicherweise von selbst. Ich habe die Röhrchen unter einem falschen Code in der Spermabank gelagert. Da dort sehr viele vorhanden sind, war das kein großes Problem.«
    »Geraten sie nie durcheinander?«, fragte Nel. »Ich meine, so wie Babys in Geburtskliniken verwechselt werden?«
    »Sämtliche Proben sind codiert und haben dazugehörige Papiere, Herkunftsnachweise mit Codenummern, Ergebnisse von Serologietests und all den anderen Tests, denen Spender unterzogen werden, HIV, Hepatitis und so weiter. Das System ist wasserdicht.« Sie lächelte. »Charlotte ist wirklich Runings Tochter.«
    »Aber für diesen Spender gab es keine Papiere«, meinte ich.
    Charlotte machte ein gekränktes Gesicht. »Nein, aber es war auch nicht nötig, welche zu fälschen, wenn du das meinst.« Sie biss die Zähne zusammen. »Ich habe die Proben einfach mit einem ähnlichen Code versehen, sie ein bisschen nach hinten gestellt und es ist niemandem aufgefallen.«
    »Nimm’s ihm nicht übel, so arbeitet nun mal sein Gehirn«, sagte Nel beschwichtigend. »Und dann?«
    Charlotte nickte. Meine Bemerkung hatte unangenehme Erinnerungen in ihr geweckt und ihr Ton veränderte sich. »Natürlich konnte ich keine Ultraschallaufnahmen machen, aber ich setzte auf Elisabeths regelmäßigen Zyklus und gab ihr am Abend vor ihrer Ovulation die übliche Injektion. Die Insemination muss am Morgen danach erfolgen. Wir haben spezielle Kryo-Container für den Transport, in die packte ich nachts zwei von den Röhrchen

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