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Charlotte

Charlotte

Titel: Charlotte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Thijssen
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ihrer Wohnung und ich sah Leonoors Augen im Spiegel und dachte: Diese Frau wäre im Stande, mich zu ermorden. Als Max mir von Elisabeths Tod erzählte, dachte ich: Bei dem Streit kann es nur wieder um dasselbe Thema gegangen sein.« Sie schaute mich an. »Wovon haben sie gelebt?«
    »Von der Stütze. Die Einzige, die Arbeit hatte, war Charlotte.«
    »Gott, das arme Kind.« Charlotte sagte für einen Augenblick nichts und schloss die Augen, als versuche sie, sich eine Szene in Erinnerung zu rufen. »Leonoor wollte Runing ausziehen«, sagte sie. »Vielleicht haben sie sich gestritten, weil sie zu dem Zeitpunkt schon vorschlug, Charlotte mit dieser Geburtsurkunde zu ihm zu schicken. Ich vermute, dass Elisabeth sich nicht mehr gegen sie wehren konnte und hinaus aufs Wasser gerudert ist. Und Leonoor folgte ihr.«
    »Sie machte sich Sorgen«, sagte ich. »Elisabeth kam nicht wieder.«
    Charlotte schüttelte den Kopf. »Ich bin davon überzeugt, dass sie Elisabeth eingeholt hat, der Streit weiterging und Leonoor sie ertränkt hat.«
    »Die Arnheimer Polizei hat den Fall eingehend untersucht, die Autopsie weist auf einen Unfalltod hin.«
    »Ja, natürlich. Sie muss Elisabeth ja nicht mit einem Ruder den Schädel eingeschlagen haben. Leonoor ist stark. Sie hätte sie einfach über Bord werfen und unter Wasser drücken können, bis sie tot war.«
    Der Labrador knurrte im Halbschlaf, als der Regen laut gegen die Fensterscheibe zu prasseln begann. Das schöne Wetter war vorbei. Es blitzte über Groenekan.
    »Wir müssen nach Hause«, sagte Nel.
    »Sagt dir der Name Stef Molenaar etwas?«, fragte ich Charlotte.
    »Nein.«
    Ich holte Molenaars Foto hervor und sie studierte es eine Weile, bis sie entschieden den Kopf schüttelte. »Ich habe diesen Mann noch nie gesehen.«
    »Elisabeth könnte ihn kennen gelernt haben, als sie noch für Runing arbeitete«, sagte ich. »Ansonsten haben die beiden ihn hier in Utrecht im Dorian getroffen.«
    »Kann sein«, sagte Charlotte. »Ich bin da nie gewesen, aber ich weiß, dass sie oft hingingen.«
    »Leonoor war immer noch regelmäßig Gast in diesem Club und kannte Molenaar unter Umständen gut genug, um ihn zu Hause zu besuchen. Runing wurde mit einem Gewehr erschossen, das Molenaar gehörte und das, wie er sagte, kurz vor dem Mord aus seiner Wohnung abhanden gekommen war. Leonoor hatte am Mordtag eine Verabredung mit Runing. Möglicherweise hat er ihr mitgeteilt, dass er erst um sechs Uhr konnte, weil er nachmittags zum Golfspielen verabredet war. Von Molenaar könnte sie gewusst haben, wo sich der Golfplatz befand.«
    »Warum hätte sie Runing ermorden sollen?«, fragte Sprenger.
    »Vielleicht, weil ein Erbe ihr mehr einbringen würde als nur das bisschen finanzielle Unterstützung für Charlotte«, sagte Nel.
    Ich nickte. »Ich glaube auch, dass mit Runing nicht zu spaßen war und er Leonoor schon am Telefon zu verstehen gab, dass er sich nicht erpressen lassen würde. Er könnte ihr sogar mit einer Klage wegen Betrugs gedroht haben, aufgrund dieser Geburtsurkunde. Sobald Runing aus dem Weg geräumt war, konnte sie schwören, dass er sich an dem Betrug beteiligt und das Verhältnis zu Elisabeth auch nach ihrer Kündigung und nach Charlottes Geburt fortgesetzt hatte. Der Gentest hätte ihr Recht gegeben und Runing konnte ihr nicht mehr widersprechen.«
    »Aber Charlotte«, sagte Sprenger.
    »Ja, mit ihr hat sie garantiert nicht gerechnet. Es ist reiner Zufall, dass ich sie gefunden habe.«
    Sprenger sagte mit einem Blick zu Charlotte: »Vielleicht solltest du einen Leibwächter anheuern.«
    »Kann Leonoor mit Waffen umgehen?«, fragte ich.
    »O ja«, antwortete Charlotte. »Sie hat von Kind an Hirsche und Wildschweine gejagt. Sie stammt aus einer Jägerfamilie.«
    »Molenaar war auch Jäger«, sagte ich. »Vielleicht war ihr gemeinsames Hobby einer der Gründe, warum er sie nach Hause eingeladen hat, und dort hat er ihr garantiert seine Mauser gezeigt.«
    »Einer der Gründe?«
    »Der andere war, dass sie beide Runing hassten«, meinte Nel. »Weißt du zufällig, wo Leonoors Familie wohnt?«
    Charlotte nickte. »Nicht die genaue Adresse, aber sie wohnen in Deutschland, in einem kleinen Dorf in der Nähe von Selm, das liegt zwischen Dortmund und Münster. Battenberg, Kappenberg, so ähnlich.«
    »Ich finde das schon.« Nel schaute mich an. »Wir müssen los.«
    »Moment noch«, sagte Sprenger. »Leonoor hat doch keinen finanziellen Nutzen von dem Erbe? Es fällt doch an Charlotte?«
    Ich

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