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Charlotte

Charlotte

Titel: Charlotte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Thijssen
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und warum wir hier waren.
    »Soll das heißen, dass die ganze Zeit ein Schlüssel unter dem Blumenkasten gelegen hat?«, fragte er fassungslos.
    Ich legte den Schlüssel auf den Tisch. »Laut der Nachbarin haben ihn in der Vergangenheit alle möglichen Leute benutzt.«
    »Die Kollegen in Amersfoort haben eine Befragung der Nachbarn durchgeführt«, sagte Wasman verärgert. »Aber über einen Schlüssel steht nichts in den Berichten.« Ich sah, dass sein Ärger wenig mit Schlüsseln zu tun hatte. Er war nicht dumm und unsere Mitteilung über den Einbrecher verlieh dem Fund der Mordwaffe einen unangenehmen Beigeschmack.
    »Die Nachbarin kann Schwule nicht ausstehen und ist überhaupt nicht neugierig«, sagte ich. »Der Einbrecher könnte ein Freund von Molenaar gewesen sein.«
    Nel fügte hinzu: »Und vielleicht war er es auch, der euch angerufen hat. Was genau hat er gesagt?«
    Wasman rieb sich über sein Gesicht, das müde aussah. Ohne die neugierige Nachbarin hätte er morgen seinen Mordfall unter Dach und Fach gehabt. »Ich muss mit dieser Frau reden«, murmelte er ärgerlich.
    »Du kannst mir glauben, du wirst nicht mehr aus ihr herauskriegen als ich«, sagte ich. »Ich würde sie in Ruhe lassen, dann habt ihr nachher eine umso bessere Zeugin, falls es doch noch zu einem Prozess kommt.«
    »Was genau hat der Anrufer gesagt?«, wiederholte Nel.
    Wasman schaute sie mürrisch an und äffte eine rauchige Stimme nach: »Vor einer Weile habe ich in einer Kneipe gesessen und gehört, wie hinter mir ein Mann über das Hotel seiner Mutter geredet hat und dass er den Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen habe und ihm niemand was nachweisen könne, weil sein Gewehr bei ihm zu Hause auf dem Oberboden liege, wo niemand es finden könne. Dann habe ich von dem Mord an dem Hotelbesitzer gelesen und dachte, na, da rufe ich Sie mal an, vielleicht nützt es Ihnen was.«
    »Wow«, meinte ich.
    Wasman redete wieder normal. »Der Kollege hat nach seinem Namen gefragt und warum er nicht früher angerufen hat. Er bat ihn, einen Moment zu warten, bis sie mich an den Apparat gerufen hätten. Daraufhin wurde aufgelegt.«
    »Kam dir diese Geschichte nicht reichlich unwahrscheinlich vor?«, fragte ich.
    Gereizt erwiderte er meinen Blick. »Ja, aber wir sind hingefahren, und was macht Gott? Eine Mauser auf dem Oberboden.«
    »Ein geschenkter Gaul«, sagte Nel beschwichtigend. »Werden in der Zentrale nicht automatisch die Nummern der Anrufer registriert?«
    Wasman nickte. »Der Anruf kam aus einer Telefonzelle im Foyer des Motels Maarsbergen. Aber warum hat er sich diese Mühe gemacht? Molenaar ist tot.« Er reagierte rasch. »Es sei denn, der Anrufer wusste nichts davon?«
    »Oder er wusste es und tat es genau deswegen«, sagte ich. »Er wusste, dass Molenaar nie gestanden hat und noch immer ermittelt wurde, wenn auch nur im Auftrag seines Rechtsanwalts. Er bringt das Gewehr zurück in Molenaars Wohnung und gibt der Polizei einen Tipp. Du kannst Gift darauf nehmen, dass die Ballistik und die Kugel bestätigen, dass es das richtige ist. Die Akte wird endgültig geschlossen und er ist fein raus.«
    Wir schwiegen einen Augenblick. Ich hätte einen Schnaps gebrauchen können und Wasman wahrscheinlich auch, aber ein Vernehmungszimmer war keine Kneipe.
    »Der Einbrecher konnte es kaum irgendwo verstecken, wo die Polizei bereits gesucht hatte. Er muss also von dem Oberboden gewusst haben«, warf Nel ein.
    »Umso mehr ein Grund, einen Freund oder Bekannten dahinter zu vermuten.«
    Wasman knurrte frustriert. »Vielleicht hat Molenaar ihm die Stelle selbst gezeigt, in dem Fall wäre er ein Komplize.«
    Ich schüttelte den Kopf. Molenaar hätte keine Komplizen gebraucht; jemanden über den Haufen schießen konnte er ganz gut allein. »Niemand wollte ihm glauben, als er behauptete, man habe bei ihm eingebrochen und sein Gewehr gestohlen.«
    »Er hatte es nicht gemeldet und es gab keine Einbruchsspuren. Dieser verdammte Schlüssel!«
    »Die verschiedensten Freunde benutzten den Schlüssel«, sagte ich. »Sie kamen, um für ihn zu kochen und blieben vielleicht noch eine Stunde zum Staubsaugen da, wenn Molenaar zur Arbeit musste. Wenn der Täter einer dieser Freunde war, brauchte er noch nicht mal einzubrechen, er brauchte die Mauser morgens einfach nur mitzunehmen. Ein Taschenkalender oder Ähnliches würde auch nicht weiterhelfen, denn Molenaar hatte keine Ahnung, wann sein Gewehr verschwunden war, er schaute nicht jeden Tag hinter den Kleidern in

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