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Charlotte

Charlotte

Titel: Charlotte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Thijssen
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wieder in der Hand.
    Neben der Schlafzimmertür befand sich ein zweiter Schalter für das Flurlicht und ich schaltete es aus. Nel nahm meine Hand und wir schlichen an der offenen Wohnzimmertür vorbei. Wir hatten sie gerade passiert, als das Licht ins Wohnzimmer hereinfiel. Wir flüchteten zur Eingangstür.
    »Nimm du sie lieber«, flüsterte Nel.
    Ich nahm ihre Pistole. Im Dunkeln stehend hörten wir gedämpfte Stimmen. Ich legte mein Ohr an die Tür, zog den Kopf jedoch abrupt zurück, als im selben Moment heftig dagegen gehämmert wurde.
    »Polizei! Machen Sie die Tür auf!«
    »Auch das noch«, sagte Nel.
    »Okay«, rief ich zurück. »Ganz ruhig!«
    »Erst das Licht an«, flüsterte Nel drängend.
    Sie dachte zu Recht an Gestalten im Dunkeln und nervöse Finger an Abzügen. Mir ging durch den Kopf, dass schließlich jeder behaupten konnte, von der Polizei zu sein, konnte mir aber nicht vorstellen, dass noch weitere Leute Beweismaterial vernichten wollten oder der Geist Stef Molenaars rachedurstige Jagdfreunde zusammengetrommelt hatte. Irgendjemand hatte die Polizei gerufen und das war ärgerlich genug.
    Ich steckte die Jennings in die Tasche, schaltete das Licht ein, zückte meinen Meulendijk-Ausweis und öffnete die Haustür. Ich sah Uniformen, grimmige Gesichter, den Lauf einer Walther und fragte mit meiner unschuldigsten Stimme: »Was wollen Sie denn hier?«
    Der Beamte mit der Pistole pflaumte mich an: »Zurück, und die Hände da, wo ich sie sehen kann!«
    Wir hoben die Hände und traten zurück. Ein Mann in Zivil schloss die Haustür und sagte wütend: »Legt ihnen Handschellen an, sie kommen mit aufs Präsidium.«
    Ich wedelte mit dem Ausweis in meiner erhobenen Hand. »Max Winter, vom Ermittlungsbüro Meulendijk, und das hier ist meiner Partnerin Nel van Doorn.«
    »Ist mir wurst«, sagte der Mann in Zivil. »Wenn Sie sich beschweren wollen, mein Name ist Wasman, von der Kripo.« Er rupfte mir den Ausweis aus der Hand und steckte ihn ohne einen Blick darauf zu werfen in die Tasche. Danach zog er eine Pistole aus seinem Schulterholster und verschwand in der Wohnung. Lampen wurden eingeschaltet.
    Der Beamte mit der Walther bedeutete mir mit einer Geste, dass ich mich umdrehen solle, und fing an, mich mit einer Hand zu durchsuchen. Sein Kollege legte Nel Handschellen an, die Hände auf dem Rücken, stellte sie mit dem Gesicht zum Zählerschrank und gesellte sich zu seinem Kollegen, der die Walther wegsteckte. Sie waren schnell und effizient. Der Beamte, der mich durchsuchte, fühlte die Jennings und fischte sie aus meiner Jackentasche. Er gab ein verächtliches Geräusch von sich und fragte: »Ist noch jemand in der Wohnung?«
    »Nein. Wir wollten gerade gehen. Ich kann Ihnen das erklären …«
    »Ja, gleich. Hände hübsch auf den Rücken.« Ich brachte meine Handgelenke zusammen und er legte mir Handschellen an.
    Ich warf einen Blick zu Nel hinüber, die mit gefesselten Händen am Zählerschrank lehnte. »Wir arbeiten für den Rechtsanwalt, der Stef Molenaar verteidigt«, sagte ich.
    »Da gibt's nicht mehr viel zu verteidigen », spottete der ältere Beamte.
    »Aus dem Weg.« Der Jüngere schob Nel beiseite und öffnete den Zählerschrank. Er stellte Besen und ein Bügelbrett weg und hob eine Klappleiter heraus. Er lehnte sie an die Mäntel, die an der Garderobe hingen und schloss den Schrank wieder.
    Nel drehte sich um. »Wollt ihr die Wohnung streichen?«
    »Wir warten noch ein wenig mit der Konversation«, antwortete der Ältere.
    Der Mann von der Kripo kam zurück, steckte seine Pistole weg und sagte zu den Uniformierten: »Das hier ist ein Appartement. Was heißt hier Oberboden? Appartements haben keine Oberböden.«
    Die Beamten erwiderten seinen Blick. »Vielleicht im Keller?«
    Mir war absolut schleierhaft, wovon sie redeten, doch Nel sagte: »Im Badezimmer gibt es eine Art Oberboden.«
    »Sind Sie Architektin?«, fragte Wasman gereizt.
    »Nein, aber die Decke ist dort niedriger als im Schlafzimmer, also gibt es dort vermutlich einen Hohlraum für die Leitungen und so weiter, das sieht man öfter.«
    »Meine Partnerin versteht etwas von Wasserleitungen und Elektroinstallation«, sagte ich.
    »Ihre Witze können Sie sich sparen.« Wasman nickte dem älteren Beamten zu. Dieser öffnete die Haustür und sagte: »Kommen Sie mit.«
    »Sind wir verhaftet?«, fragte ich.
    »Das ist so üblich, wenn wir Einbrecher auf frischer Tat ertappen. Los jetzt, wir haben noch anderes zu tun.«
    Der jüngere Beamte

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