Charlottes Traumpferd | Gefahr auf dem Reiterhof
Vielseitigkeitssattel Schwerpunkt Dressur zu kaufen, der genügend Kniepauschen hatte, um auch damit springen und sicher im Gelände reiten zu können. Ich saß im Reitgeschäft auf ein paar verschiedenen Sätteln Probe und entschied mich für vier unterschiedliche Modelle, die der Sattler dann am nächsten Tag mitbringen wollte, um sie Won Da Pie anzuprobieren.
Da ich noch keinen Sattel hatte, longierte ich Won Da Pie an diesem Abend wieder einmal. Mit dem Longiergurt und den Dreieckszügeln funktionierte es jetzt recht ordentlich. Die regelmäßige Arbeit in den letzten Tagen hatte meinem Pferd gutgetan. Zwar verstand Won Da Pie nichtimmer sofort, was ich von ihm wollte, aber wir waren auf dem Weg der Besserung.
Pünktlich um halb drei am Dienstagnachmittag kam der Sattler in den Stall. Ich brachte Won Da Pie in die Schmiedeecke hinter dem Misthaufen und wir probierten die Sättel an. Zwei schieden gleich aus – einer drückte an Won Da Pies Widerrist, der andere lag zu stark auf dem Rücken auf. Die anderen beiden passten und ich entschied mich für einen Sattel aus schwarzem Leder. Dazu kamen noch die Steigbügelriemen, schwere Steigbügel und ein Sattelgurt aus Leder mit elastischen Gurtschnallen. Das gute Stück kostete zwar mit allem Zubehör eintausendachthundert Euro, aber Mama akzeptierte, ohne mit der Wimper zu zucken.
»Ich glaube, das war’s jetzt erst einmal«, sagte ich kleinlaut. »Dafür braucht ihr mir auch nichts zu Weihnachten zu schenken.«
Ich brachte Won Da Pie zurück in seine Box, an der seit heute Morgen ein Namensschild prangte. »Won Da Pie«, stand da, darunter sein Geburtstag, sein Herkunftsland und der Name des stolzen Besitzers, nämlich meiner. Den kostbaren Sattel hängte ich in der Sattelkammer auf den Halter, unter dem ebenfalls ein Schild mit meinem Namen angebracht worden war. Ich hatte den Schonbezug über das glänzende Leder gezogen, damit das gute Stück nicht zerkratzt wurde oder einstaubte.
Nachdem schon den ganzen Tag unheilschwangere dunkle Wolken den Himmel bedeckt hatten, begann es zu nieseln. Doro, Karsten, Oliver und ich beschlossen, uns dieVier-Uhr-Reitstunde anzusehen, bei der Inga auf Corsario mitreiten würde.
»Lasst uns im Kasino eine Cola trinken«, schlug Oliver vor.
Das »Kasino« war eigentlich unser Reiterstübchen. Karsten hatte einmal behauptet, dass diese altmodische Bezeichnung noch aus den Zeiten der Kavallerie stammte, als sich die Offiziere im Offizierskasino getroffen hatten.
Am Tresen saßen bereits Simon, Dani, Annika und Susanne. Wir holten uns bei Herrn Boshof, dem Pächter des Reiterstübchens, je eine Cola und einen Schokoriegel.
»Wann sehen wir dich denn mal auf deinem Kracher?«, fragte Simon mich mit einem herablassenden Grinsen. »Bis jetzt hast du ihn ja vor unseren Augen versteckt.«
Herr Kessler hatte mich erst vorhin gefragt, ob ich die Reitstunde um achtzehn Uhr mitreiten wollte.
»Heute Abend«, sagte ich also.
»Wir trainieren fürs Reitabzeichen in den Herbstferien«, bemerkte Annika. »Fürs Große Reitabzeichen, wohlgemerkt.«
»Du solltest dir überlegen, ob du da richtig bist«, ergänzte Dani von oben herab.
»Ich will auch das Abzeichen machen«, hörte ich mich sagen. Der Gedanke war mir tatsächlich erst in dieser Sekunde gekommen, aber wieso sollte ich es nicht versuchen?
Da ging die Tür auf und Alex Schäfer, der Sohn des Zweiten Vorsitzenden, kam mit einem anderen jungen Mann herein. Er war um einiges älter als wir, etwa Mitte zwanzig, und studierte Jura.
»Macht mal Platz da für zwei durstige Männer, ihr junges Gemüse«, sagte er großspurig und musterte das Kleeblatt am Tresen mit hochgezogenen Augenbrauen. Alex war die Überheblichkeit in Person. Gegen ihn war selbst Simon ein zahmes Bürschchen.
Die vier verzogen sich ohne Widerworte mit ihren Colagläsern an einen der Tische. Wir setzten uns an den Nachbartisch und schauten hinunter in die Reithalle, wo Herr Kessler wieder einmal auf eine harte Geduldsprobe gestellt wurde.
Hanko stand träge in der Mitte der Bahn, seine Reiterin klopfte zaghaft mit den Schenkeln gegen seine Flanken. Farina eierte auf dem dritten Hufschlag herum, die Reiterinnen von Goldi und Brutus trabten auf dem falschen Fuß leicht. Inga bot auch nicht gerade eine besondere Leistung. Sie bolzte Corsario die Schenkel an den Bauch und plumpste bei jedem zweiten Trabtritt dem Pferd unsanft in den Rücken. Seitdem sie ihn ohne Sporen reiten musste, bekam sie den Schimmel
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