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Charlottes Traumpferd | Gefahr auf dem Reiterhof

Charlottes Traumpferd | Gefahr auf dem Reiterhof

Titel: Charlottes Traumpferd | Gefahr auf dem Reiterhof Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nele Neuhaus
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einen verächtlichen Blick zu.
    »Wir hätten das Kind nicht mitnehmen sollen«, sagte sie zu Alex. »Jetzt müssen wir wohl bis nach Hause Schritt reiten.«
    Diese blöde Ziege! Auf ihrer cremefarbenen Reithose war kein Stäubchen zu sehen und keine einzige Schweißperle verwischte ihr kunstvolles Make-up. Am liebsten hätte ich ihr eine Handvoll Erde ins Gesicht geschmiert!
    Won Da Pie stand lammfromm da. Isa hatte gehört, was Nicole gesagt hatte.
    »Ärgere dich nicht«, meinte sie und grinste aufmunternd. »Bei den Bocksprüngen wäre sie auch vom Pferd gefallen, wahrscheinlich noch viel eher als du.«
    Ich lächelte zittrig. Der Schreck saß mir noch in den Knochen.
    »Stürzen gehört dazu«, stimmte Merle Isa zu. »Wer noch nie den Sand geküsst, der ist kein richtiger Reiter.«
    »Weiter geht’s, Männer!«, rief Alex. Ich fasste die Zügel kürzer.
    »Abteilung Galopp, marsch!«

Abgesehen von ein paar blauen Flecken war mir bei dem Sturz nichts passiert, allerdings hatte Won Da Pie bei dem wilden Galopp über den Acker ein Eisen verloren. Ich nahm ihm sein Verhalten nicht übel. Jedes andere Pferd hätte sich genauso erschreckt, wenn plötzlich ein Drachen durch die Luft geflattert und ein bellender Hund hinter ihm her gewesen wäre. Herr Kessler hatte dem Hufschmied Bescheid gegeben, dass Won Da Pie ein neues Eisen brauchte.
    Der Schmied kam am Montagnachmittag und schaute sich kritisch alle vier Hufe meines Pferdes an. Er runzelte die Stirn.
    »Sag mal, wann ist dein Pferd denn zum letzten Mal beschlagen worden?«, wollte er wissen.
    »Ich weiß nicht«, gab ich zu. »Noch in Frankreich. Bevor er nach Deutschland gekommen ist.«
    »Na, dann ist es jetzt aber höchste Zeit für einen neuen Beschlag.« Der Schmied, ein kräftiger, braun gebrannter Mann, kratzte sich nachdenklich am Kopf und schaute auf seine Uhr. »Ich hab gedacht, ich müsste nur ein Eisen draufnageln. Aber so kann man das nicht lassen.«
    Er band sich eine abgewetzte Lederschürze um, sein Gehilfe holte aus dem Lieferwagen einen Amboss und Werkzeugin die Schmiedeecke. Doro und ich sahen neugierig dabei zu, wie der Hufschmied Won Da Pie ein Eisen nach dem anderen abnahm. Dann schnitt er die Hufe sauber mit einem scharfen Messer aus und bearbeitete sie mit einer Raspel.
    »Du musst die Hufe besser pflegen«, sagte er zu mir. »Dein Pferd hat an beiden Hinterhufen beginnende Strahlfäule. Außerdem solltest du darauf achten, dass er regelmäßiger beschlagen wird. Ich würde sagen, spätestens alle acht Wochen.«
    Das Wort »Strahlfäule« jagte mir einen Schrecken ein. Das hörte sich ja furchtbar an! Und ich hatte angenommen, ich würde mein Pferd gut pflegen!
    »Aber … aber ich wasche doch jeden Tag die Hufe und fette sie ein«, stotterte ich erschrocken.
    »Bisschen weniger Wasser und weniger Fett.« Der Mann wischte sich mit dem Unterarm den Schweiß von der Stirn. »Zu viel Huffett trocknet die Hufe bloß aus.«
    Nun passte er Won Da Pie die neuen Hufeisen an. Sie lagen in dem kleinen Ofen, den der Schmied auf der Laderampe seines Autos stehen hatte, bis sie rot glühten. Als er sie zum Anprobieren auf den Huf drückte, qualmte es und stank bestialisch.
    »Puh!«, seufzte Dorothee. »Armer Won Da Pie!«
    »Was soll ich denn erst sagen?« Der Hufschmied lachte.
    Er musste an einem Eisen etwas verändern. Auf dem Amboss hämmerte er auf das rot glühende Hufeisen ein. Es ließ sich so leicht verformen wie Knetgummi. Als er es diesmal auf den Huf drückte, passte es. Nun wurden dieEisen in kaltes Wasser getaucht, wo sie mit einem Zischen abkühlten. Schließlich nagelte der Schmied eines nach dem anderen mit jeweils sechs Hufnägeln auf den Huf. Die herausragenden Nägel knipste er mit einer Zange ab. Zum Schluss musste Won Da Pie seine Hufe auf einen dreibeinigen Metallbock stellen. Die letzten Spitzen der Nägel wurden abgefeilt, dann fuhr der Schmied mit einer großen Feile rings um den Huf und war fertig. Die ganze Prozedur hatte etwa eine Stunde gedauert.
    »Bist ja ein ganz Braver«, sagte der Gehilfe und tätschelte Won Da Pie den Hals.
    »Sind nicht alle so?«, wollte ich wissen.
    »Schön wär’s.« Der Schmied zündete sich eine Zigarette an. »Es gibt Pferde, denen muss der Tierarzt vor dem Beschlagen eine Beruhigungsspritze geben. Aber deiner hier ist schon in Ordnung.«
    Ich gab ihm noch unsere Adresse, für die Rechnung.
    »Was wird das kosten?«, erkundigte ich mich.
    »Ein Beschlag mit vier neuen Eisen kostet

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