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Charlottes Traumpferd | Gefahr auf dem Reiterhof

Charlottes Traumpferd | Gefahr auf dem Reiterhof

Titel: Charlottes Traumpferd | Gefahr auf dem Reiterhof Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nele Neuhaus
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sprang dann doch noch los und landete mitten in dem Hindernis. Die Stangen zerbrachen unter seinen Hufen wie Streichhölzer. Durch das Krachen aufgeschreckt, kam Alex aus der Halle geschossen. Inga riss an den Zügeln und bolzte mit den Schenkeln, die anderen Reiter hatten sich in die Ecken des Platzes verzogen. Alex erfasste die Situation mit einem Blick.
    »Hör sofort damit auf!«, herrschte er Inga an.
    »Und wie soll ich das blöde Vieh über den Parcours kriegen?«, schrie sie zurück.
    »Am besten steigst du ab und lässt das Reiten sein«, erwiderte Alex kühl und ohne auf Ingas Eltern zu achten, die betretene Gesichter machten. »Eine solche Schau hier abzuziehen, ist ja wohl das Allerletzte! Lass die Zügel lang und reite Schritt!« Inga gehorchte wütend.
    Alex blieb auf dem Platz und gab uns noch Anweisungen mit auf den Weg. Zuerst war Karsten mit Douglas an der Reihe. Er schaffte eine 6,3. Oliver hatte mit Farina einen Fehler, aber das spielte bei der Abzeichenprüfung, anders als bei einem Turnier, keine Rolle. Er bekam eine 6,7.
    Endlich war ich an der Reihe. Won Da Pie spitzte die Ohren und blickte sich neugierig in der Halle um. Er begann zu tänzeln. Ich hielt vor den Richtern an und grüßte.
    »Der Parcours ist frei«, sagte der ältere Richter. Ich holte noch einmal tief Luft und ließ mein Pferd angaloppieren. Won Da Pie schlug zweimal aus, dann ging es los. Auch dieses Mal hatte er Spaß am Springen, das merkte ich! Mit Riesensätzen flog er über die verhältnismäßig niedrigen Hindernisse, aber mir gelang es ganz gut, nicht hinter die Bewegung zu geraten. Viel schwieriger war es, ihn vor Hindernis Nummer 5 zum Trab durchzuparieren, wie das bei einem Parcours mit Standardanforderungen sein muss. Nach dem sechsten Hindernis schlug er wieder aus, und da geschah es! Ich verlor den rechten Steigbügel! Es war keine Zeit, um lange nach dem Bügel zu angeln, auch wenn das sicher einen dicken Abzug bei der Note geben würde.
    Bei Nicolas im Sommer war ich häufig ohne Bügel gesprungen, es machte mir nichts aus. Ohne zu zögern lenkte ich Won Da Pie in die Kombination und überwand die letzten vier Sprünge problemlos mit nur einem Steigbügel. Ich parierte durch und sah, was geschehen war: Der Steigbügelriemen war gerissen. Zum Beweis hielt ich das lädierte Stück hoch.
    »Na, das scheint ja nicht dein Tag zu sein, was Sättel betrifft«, sagte der jüngere Richter trocken. »Aber du bist auch ohne Bügel genauso locker weitergeritten wie vorher. Dein Pferd ist ja nicht gerade einfach. Es hat ein paarmal gebuckelt, trotzdem hast du ihn gut einfangen und durchparieren können und hast insgesamt einen sehr flüssigen, rhythmischen Ritt gezeigt. Das war eine 8,5!«
    Ich strahlte über das ganze Gesicht und klopfte Won Da Pie ausgiebig den Hals. Inga ritt mit starrem Blick an mir vorbei in die Halle.
    »Viel Glück«, sagte ich zu ihr, aber sie blickte mich nicht einmal an. Ich ließ mich aus dem Sattel gleiten, schnallte den Sattelgurt locker und bat Bille, Won Da Pie kurz festzuhalten. Ingas Ritt wollte ich mir nicht entgehen lassen. Doro rückte an der Bande ein Stück zur Seite.
    »Wie lief es draußen?«, erkundigte ich mich leise.
    »Alex hat ihr verboten, noch einen Sprung zu machen«, raunte Doro mir zu. »Jetzt bin ich mal gespannt!«
    »Ach, schau an«, sagte der jüngere Richter gerade zu Inga. »Ist das nicht der gute alte Corsario von Tim Dieckmann?«
    »Doch, das ist er«, erwiderte Inga.
    »Dann kann ja nichts schiefgehen.« Der Richter lächelte.
    »Der Parcours ist frei!«
    Inga galoppierte an. Und nun zeigte Corsario, wie sehr sie ihm unrecht getan hatte. Er war ein erfahrenes Springpferd und wusste, wann es ernst wurde. Mit gespitzten Ohren überwand er Hindernis um Hindernis, ließ sich auch nicht aus der Ruhe bringen, als Inga zweimal hinter die Bewegung geriet. Als sie fertig war, strahlte sie über das ganze Gesicht und klopfte dem Schimmel den Hals.
    »Du musst noch sicherer werden«, beurteilte der Richter. »Aber das war ein ganz ordentlicher Ritt. Wir geben dir eine 6,5.«
    »Glückwunsch!«, riefen Doro und ich Inga zu, als sie aus der Halle geritten kam. Damit hatten wir alle beide das Abzeichen bestanden. Inga saß ab und umarmte den Schimmel.
    »Entschuldige bitte«, sagte sie zu dem Pferd. »Ich war echt gemein zu dir.«
    »Gut, dass du das erkannt hast«, sagte Alex, der just in diesem Moment neben dem letzten Reiter an uns vorbeiging.

Als ich mein Pferd versorgt

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