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Charlottes Traumpferd | Gefahr auf dem Reiterhof

Charlottes Traumpferd | Gefahr auf dem Reiterhof

Titel: Charlottes Traumpferd | Gefahr auf dem Reiterhof Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nele Neuhaus
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begann der Reitlehrer, »wir hatten gerade eine Idee.«
    Ich wandte mich um.
    »Nachdem wir eben eine so hervorragende Dressur gesehen haben«, sagte Herr Stark, »haben wir uns gedacht, wirsollten unseren Zuschauern zeigen, dass wir auch ein sehr gutes Springpferd im Stall haben. Würdest du es dir zutrauen, nach der Quadrille noch ein paar höhere Hindernisse zu springen?«
    »Wenn Sie meinen, dass ich das kann.« Ich war unsicher. In der Gruppe zu reiten war okay, aber alleine vor so vielen Leuten?
    »Ich denke schon.« Herr Kessler lächelte ermutigend. »Das soll ja kein Mächtigkeitsspringen werden. Einfach nur ein paar Sprünge.«
    »Okay.« Prompt war die Aufregung wieder da. Meine Finger zitterten, als ich die Gamaschen an Won Da Pies Beinen festschnallte. Ich warf meinem Pferd eine Decke über. Warum hatte ich bloß Ja gesagt? Sie wären sicher nicht sauer auf mich gewesen, hätte ich abgelehnt! Ich erinnerte mich an Ingas Vorwurf, ich wolle immer im Mittelpunkt stehen und mich als große Springreiterin feiern lassen. Stimmte das? Hatte ich aus Eitelkeit nicht Nein gesagt? Won Da Pie rieb sich an meinem Arm.
    »Lass mich bloß nicht hängen«, sagte ich zu ihm. »Hörst du? Wenn du gleich brav springst, kriegst du einen Extrasack Möhren. Das verspreche ich dir!«

    Wenig später führte ich mein Pferd mit weichen Knien über den Hof. Ich hatte gehofft, dass die meisten Zuschauer nach dem Voltigieren hoch ins Kasino gegangen oder nach Hause gefahren wären, aber zu meiner Überraschung drängten sich gut doppelt so viele Leute auf der Tribüne, im abgesperrten Bereich der Halle und hinter den Fensterndes Kasinos. Gunter, Alex, Herr Kessler und ein paar andere Männer bauten in Windeseile die kleinen Sprünge auf. Ich sah irgendwo in der Menge die Gesichter meiner Eltern und winkte ihnen zu. Die anderen kamen auch, wir saßen auf und ritten ab. Mittlerweile war es stockdunkel und die Halle sah wunderbar weihnachtlich aus, allerdings würden für das Springen die großen Lampen wieder eingeschaltet werden.
    Won Da Pie platzte vor Energie. Die vielen Menschen, die ungewohnten Tannenzweige, die Hindernisse in der Bahn – das regte ihn alles auf. Er verspannte sich, warf den Kopf hoch und plötzlich fürchtete ich, dass er bocken und mich abwerfen würde. Die Schulpferde waren alle schon einmal gegangen und störten sich nicht mehr an dem Tumult, selbst der junge Schimmel, auf dem Dorothee saß, blieb gelassen. Aber Won Da Pie wurde immer nervöser. Er scheute und warf sich zur Seite. Herr Stark bemerkte wohl, dass ich Probleme hatte, und bat das Publikum über sein Mikrofon um Ruhe. Trotzdem hatte ich alle Hände voll zu tun. Der Schweiß lief mir über den Rücken, und als ich angaloppierte, explodierte das Pulverfass, in das mein Pferd sich verwandelt hatte. Won Da Pie bockte, dass es nur so krachte. Es war mucksmäuschenstill geworden. Die anderen parierten ihre Pferde durch. Ich presste verzweifelt die Knie an die Pauschen und beglückwünschte mich zu der Entscheidung, dass ich mir einen richtigen Springsattel gekauft hatte. Nur nicht runterfallen! Anstatt an den Zügeln zu zerren, ließ ich mein Pferd galoppieren. Und auf einmal machte es mir Spaß! Won Da Pie wollte mich nichtabwerfen! Er war eben jung und übermütig und genauso aufgeregt wie ich. Schließlich hörte er auf zu bocken und galoppierte brav um die ganze Bahn. Er kaute am Gebiss, wurde locker. Ich hatte es geschafft! Grinsend parierte ich zum Trab durch und klopfte seinen Hals.
    »Alles klar, Charlotte?«, fragte Herr Stark.
    Ich nickte. Es konnte losgehen! Die Musik setzte ein, das große Licht ging an, wir formierten uns, wie wir es geübt hatten. Und nach der alten Regel, dass eine Generalprobe schiefgehen muss, damit die Premiere gelingt, lief alles wie am Schnürchen. Unsere Pferde sprangen einwandfrei, das spektakuläre Kreuzen passte auf den Millimeter. Wenig später wurden auch wir mit donnerndem Applaus belohnt. Wir strahlten, beglückwünschten uns gegenseitig und freuten uns, bis mich Herr Stark aus meiner Erleichterung riss.

»Bevor wir zum gemütlichen Teil unserer Weihnachtsfeier übergehen«, tönte seine Stimme aus den Lautsprechern, »möchten wir Ihnen gerne noch zeigen, dass es in unserem Verein nicht nur in der Dressur, sondern auch im Springen besondere Talente gibt. Charlotte Steinberg wird uns mit ihrem Pferd Won Da Pie, einem sechsjährigen französischen Wallach von Quidam de Revel, demonstrieren, wie

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