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Charlottes Traumpferd

Charlottes Traumpferd

Titel: Charlottes Traumpferd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nele Neuhaus
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Spaß«, versicherte ich ihm. »Dann bis morgen.«
    Ich näherte mich langsam dem Paddock. Der Braune lief nicht weg, als er mich kommen sah. Er machte nur ein paar Schritte rückwärts und wartete ab. Ich sprach leise mit ihm, während ich die Schüssel mit dem Hafer neben den Wassereimer stellte. Dann trat ich zurück an den Zaun. Das Pferd hatte Hunger. Das trockene, zertretene Gras schmeckte nicht, und seit dem frühen Morgen hatte es nichts mehr gefressen. Der verlockende Duft des Hafers drang in seine Nüstern. Es schlug unwillig mit dem Kopf und scharrte mit den Vorderhufen. Geh doch da weg, ich will endlich fressen!, sollte das wohl heißen.
    Â»Komm doch her«, lockte ich ihn. »Ich tue dir nichts. Na, komm schon.«
    Fünf Minuten kämpfte das Pferd mit sich selbst, dann siegten der Hunger und die Gier nach dem Hafer. Zuerst schnappte es sich nur ein Maul voll, wich dann zurück und kaute fünf Meter entfernt, aber schließlich blieb es zu meiner Freude an der Schüssel stehen und fraß sie leer.
    Â»So bist du brav«, lobte ich. »Morgen früh komme ich wieder und füttere dich. Und wenn du dich erst von mir anfassen lässt, dann werde ich dein Fell so schön putzen, dass alle anderen Pferde vor Neid erblassen.«
    Auf dem Rückweg nach L’Herbaudière hätte ich vorGlück und Freude singen können. Nicolas wollte, dass ich morgen wiederkam, und das geheimnisvolle braune Pferd schien mir mehr und mehr zu vertrauen. Schon jetzt waren dies zweifellos die tollsten Sommerferien, die ich jemals gehabt hatte!

Papa hatte mir vom Supermarkt Möhren und Äpfel mitgebracht. Beim Abendessen erzählte ich voller Begeisterung von meinen Erlebnissen im Club.
    Â»Wie dämlich du bist.« Phil schüttelte verächtlich den Kopf. »Du lässt dich genauso ausnutzen wie im Reitstall zu Hause.«
    Â»Und du hast heute echt was verpasst, Lotte!«, fügte Cathrin eifrig hinzu. »Wir haben heute mit den Kindern von Decrés ein Beachvolleyballturnier gemacht.«
    Â»Ich hasse Volleyball«, erwiderte ich und warf meinem großen Bruder einen erbosten Blick zu. »Und ich werde nicht ausgenutzt. Aber du solltest den Neffen von Nicolas und Véronique kennenlernen. Der ist genauso blöd wie du und hängt am liebsten am Strand rum.«
    Â»Was ist denn daran bitte blöd?«, fuhr Phil auf. »Den ganzen Tag in der Pferdescheiße wühlen, das ist blöd.«
    Â»Genau«, pflichtete Cathrin ihm bei. Ich versetzte ihr einen Stoß mit dem Ellbogen.
    Â»Ey, du doofe Kuh! Jetzt krieg ich einen blauen Fleck!«, kreischte sie wütend und trat mich unter dem Tisch.
    Â»Weichei«, zischte ich.
    Â»Ruhe!«, sagte Papa nachdrücklich. »Es sind Ferien. Undjeder kann das tun, was ihm Spaß macht, solange es niemanden stört. Wenn Lotte im Stall sein will, dann soll sie das.«
    Â»Ihr solltet nur mal hören, wie gut ich Französisch spreche«, sagte ich zu meinen Eltern. »In der Schule werden sie sich wundern.«
    Â»Da werden sie dich kaum Pferdevokabeln abfragen«, mischte sich Phil ein, der immer das letzte Wort haben musste. Ich beachtete ihn nicht, denn meine Gedanken waren schon längst wieder zu dem braunen Wallach gewandert. Wenn doch schon morgen wäre!
    Um Viertel nach acht radelte ich in den Club. Ich hatte eine Abkürzung durch die Marais salants ausfindig gemacht und brauchte nur knapp fünfzehn Minuten. Auf dem Gepäckträger balancierte ich eine Kiste mit Äpfeln und Möhren. Als ich das Fahrrad abstellte, sah ich sofort, dass der braune Wallach tatsächlich noch immer im Paddock war. Nicolas und Véronique schienen schon auf dem Morgenausritt zu sein. Ich schnappte die Kiste und trug sie zum Paddock hinüber.
    Â»Bonjour, petite!«, rief Rémy vom Stall aus. »Schon so früh auf den Beinen?«
    Â»Ja, natürlich«, erwiderte ich. »Ich muss doch das neue Pferd füttern.«
    Rémy schien Bescheid zu wissen, denn er nickte. »Ich habe dir eine Schüssel mit Hafer auf die Futterkiste gestellt. Der Wassereimer ist auch leer.«
    Entgegen meinen heimlichen Befürchtungen hatte Nicolasalso nicht hinter meinem Rücken versucht, das Pferd einzufangen. Er meinte es wohl wirklich ernst damit, dass ich versuchen sollte, das Vertrauen des Pferdes zurückzugewinnen. Eine heiße Welle des Stolzes überlief mich. Im Reitstall in

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