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Charlottes Traumpferd

Charlottes Traumpferd

Titel: Charlottes Traumpferd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nele Neuhaus
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dem Gesicht und trat aus der Box.
    Â»Könntest du schnell Gosse, Kébia und Caramel putzen und für den Ausritt satteln?«, bat mich die Reitlehrerin mit besorgter Miene. »Erable hat sich am Bein verletzt, und ich muss die Wunde desinfizieren, bevor sie sich entzündet.«
    Â»Klar, kein Problem.« Ich holte das Sattelzeug von Gosse, putzte den großen Wallach in seiner Box, sattelte und trenste ihn. Dann streifte ich ihm ein Halfter über und band ihn an dem Eisenring neben seiner Krippe an, wie Cécile es auch immer tat. Als Nächstes war Kébia an der Reihe, dann Caramel. Ich war ordentlich ins Schwitzen geraten, als ich zum Schluss auch noch Won Da Pie sattelte. Alles klebte an mir. Durch die feuchte Luft und die Windstille wurde es noch schlimmer.
    Um Viertel vor sechs kamen die drei Reiterinnen, die am Ausritt teilnehmen wollten: eine dicke Frau aus England und zwei blasse Mädchen, die wohl ihren Urlaub gerade erst begonnen hatten. Die Mädchen sollten Kébia und Caramel reiten, die dicke Frau Gosse d’Irlande.
    Â»Hast du Thierry irgendwo gesehen?«, fragte Véronique mich, als sie vom Büro zum Stall kam.
    Â»Nein.« Ich zog Won Da Pies Sattelgurt nach und er erwischte mich mit seinen Zähnen am Oberschenkel. Das würde wieder einen netten blauen Fleck geben!
    Â»Es ist furchtbar mit dem Kerl«, schimpfte die sonst so gelassene Véronique. »Er wollte zurück sein, bevor wir losreiten! Er hat Nicolas noch hoch und heilig versprochen, dass er spätestens um halb sechs wieder hier sein wird.«
    Um sechs Uhr ritten wir los. Véronique vorneweg mit Iseult de la Vallée, der jungen Rappstute, die nur von Véronique oder Nicolas geritten wurde. Iseult war sehr schwierig, aber Nicolas meinte, sie sei eines der besten Pferde, das er je besessen hätte. Ihr folgten die drei Reiterinnen, ich bildete die Nachhut.
    Won Da Pie machte die drückende Hitze auch zu schaffen. Brav trottete er am langen Zügel hinter Kébia her. Ab und zu zuckte er mit dem Fell, um aufdringliche Mücken zu verscheuchen. In den Salzsümpfen waren die Stechmücken noch aggressiver als sonst. Es würde heute sicherlich noch ein Gewitter geben.
    Wir trabten an. Ich kannte die Strecken mittlerweile alle auswendig, so oft war ich sie in den letzten vier Wochen entlanggeritten. Wehmütig nahm ich in Gedanken Abschied von jedem Busch und jedem Stein. Das alte schwarze Arbeitspferd auf einer der mageren Weiden wieherte uns wie immer zu. Würde es im nächsten Sommer auch noch hier sein?
    Won Da Pie benahm sich mustergültig. Um sieben Uhr erreichten wir den Strand, der schon völlig menschenleer war. Ein paar Surfer versuchten in der Bucht ihr Glück, siekamen aber kaum vom Fleck, denn auch hier wehte kein Wind. Ohne auf Spaziergänger achten zu müssen, galoppierten wir den ganzen Strand von Luzéronde entlang, trabten um die Landspitze und galoppierten auch noch den Strand von L’Épine hinunter. Véronique ritt ganz oben, wo keine Holzzäune standen. Es schien mir eine Ewigkeit her zu sein, dass ich das Wettrennen gegen Thierry mit Le Zaza gewonnen hatte, dabei lag dieser Abend nur knapp zwei Wochen zurück!
    Als wir unsere schwitzenden Pferde wieder die Dünen hochklettern ließen, grollte in der Ferne ein Donner.
    Â»Wenn wir auf dem Rückweg etwas traben, schaffen wir es, vor dem Gewitter wieder im Club zu sein«, meinte Véronique.
    Den asphaltierten Weg entlang der Campingplätze mussten wir allerdings im Schritt reiten.
    Véroniques Stute begann aufgeregt zu tänzeln. Schreiende Kinder, die sich einen Ball zuwarfen, ein kläffender Hund, ein Mann mit einem Gartenschlauch – das war alles ungeheuer bedrohlich. Won Da Pie hob ebenfalls den Kopf und spannte sich an, aber ich klopfte ihm beruhigend den Hals und ließ die Zügel lang. Die anderen Pferde waren auch nervöser als sonst. Die Stechmücken und Bremsen wurden wie magnetisch vom schweißnassen Fell der Pferde angezogen, und die armen Tiere schüttelten unablässig die Köpfe, schlugen mit den Schweifen und zuckten mit dem Fell.
    Plötzlich kam ein kräftiger Wind auf und es wurde dunkler. In heißen Böen fegte der Wind über den Boden und wirbelteden Staub auf. Véronique hatte es nun eilig, nach Hause zu kommen, und trabte an. Da krachte ein ohrenbetäubender Donner. Ausgerechnet Gosse d’Irlande machte einen

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