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Charlston Girl

Charlston Girl

Titel: Charlston Girl Kostenlos Bücher Online Lesen
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wurden eingelagert, und blieben es jahrelang... Keiner brachte es übers Herz, sich damit zu beschäftigen... Bill hat alles geregelt... Kaum vorstellbar, dass Bill damals ein richtiger Tunichtgut war.
    Jetzt ist alles klar. Anscheinend hat er das Bild damals gefunden und gewusst, wie wertvoll es war. Dann hat er es unter dem Siegel der Verschwiegenheit an die London Portrait Gallery verkauft.
    »Alles okay?« Ed berührt meinen Arm. »Lara?«
    Ich kann mich nicht rühren. Meine Gedanken ziehen immer größere Kreise. Wildere Kreise. Ich zähle zwei und zwei zusammen. Ich zähle acht und acht zusammen. Und ich komme auf hundert Millionen.
    Bill hat Lingtons Coifee 1982 gegründet.
    Im selben Jahr, als er heimlich eine halbe Million verdient hat, indem er Sadies Gemälde verkaufte.
    Und jetzt, endlich, endlich... wird mir alles klar. So ergibt alles einen Sinn. Er hatte 500000 Pfund, von denen niemand wusste. 500000 Pfund, die er nie erwähnt hat. In keinem Interview. In keinem Seminar. In keinem Buch.
    Mir ist ganz schwindlig. Nur langsam wird mir die Ungeheuerlichkeit bewusst. Es ist alles eine große Lüge. Die ganze Welt hält ihn für einen genialen Geschäftsmann, der mit zwei kleinen Münzen angefangen hat. Eher wohl mit einer halben Million Scheine.
    Und er hat alles vertuscht, damit niemand etwas davon erfuhr. Wahrscheinlich wusste er sofort, dass es Sadies Bild war, als er es sah. Er muss gewusst haben, dass es ihr gehörte. Aber er hat die Welt in dem Glauben gelassen, das Mädchen sei eine Dienstmagd namens Mabel. Bestimmt hat er ihnen die Geschichte selbst eingeimpft. So würde niemand bei den anderen Lingtons vor der Tür stehen und sich nach dem hübschen, jungen Ding auf dem Bild erkundigen.
    »Lara?« Eds Hand winkt vor meinen Augen. »Sprich mit mir? Was ist los?«
    »1982.« Benommen blicke ich auf. »Klingt das vertraut? Da hat Onkel Bill Lingtons Coffee gegründet. Du weißt schon? Mit seinen berühmten ›Zwei kleinen Münzen‹.« Ich mache Gänsefüßchen mit den Fingern. »Oder hat er in Wahrheit mit einer halben Million Pfund angefangen? Irgendwie hat er wohl vergessen, sie zu erwähnen, weil sie eigentlich gar nicht ihm gehörten.«
    Wir schweigen. Ich sehe, dass die Fakten in Eds Kopf einrasten.
    »Großer Gott!«, sagt er schließlich und sieht mich an. »Das ist ´ne Riesensache. Riesengroß.«
    »Ich weiß.« Ich schlucke. »Riesengroß.«
    »Also, die ganze Geschichte von den zwei kleinen Münzen, die Seminare, das Buch, die DVD, der Film...«
    »Alles Quatsch.«
    »Wenn ich Pierce Brosnan wäre, würde ich sofort meinen Agenten anrufen.« Ed zieht komisch seine Augenbrauen hoch.
    Ich möchte laut lachen, wenn mir nicht zum Heulen wäre. Wenn ich über das, was Onkel Bill getan hat, nicht so traurig und wütend wäre, dass mir fast übel wird.
    Es war Sadies Bild. Es wäre ihre Entscheidung gewesen, es zu behalten oder zu verkaufen. Er hat es genommen und zu Geld gemacht und nie ein Wort darüber verloren. Wie konnte er es wagen? Wie konnte er es wagen?
    Mit schmerzlicher Klarheit sehe ich ein Paralleluniversum, in dem jemand anders, jemand Anständiges wie mein Dad, das Bild gefunden und das Richtige getan hat. Ich sehe Sadie in ihrem Pflegeheim, mit ihrer Kette um den Hals, wie sie im hohen Alter ihr Porträt betrachtet, bis das letzte Licht in ihren Augen erloschen ist.
    Oder vielleicht hätte sie es verkauft. Aber es hätte ihr zugestanden. Es wäre ihr Ruhm gewesen. Ich sehe es vor mir, wie sie vom Pflegeheim abgeholt wird und man ihr das Bild vorführt, das in der London Portrait Gallery hängt. Ich sehe die Freude, die es ihr bereitet hätte. Ich sehe sie sogar auf ihrem Stuhl sitzen, während ein freundlicher Archivar ihr Stephens Briefe vorliest.
    Onkel Bill hat ihr womöglich viele glückliche Jahre geraubt. Das werde ich ihm nie verzeihen.
    »Sie hätte es wissen sollen.« Ich kann meinen Zorn nicht mehr bremsen. »Sadie hätte wissen sollen, dass sie hier hing. Sie ist gestorben, ohne etwas davon zu ahnen. Das hätte nicht passieren dürfen. Niemals!«
    Ich sehe zu Sadie hinüber, die sich von unserem Gespräch abgesetzt hat, als habe sie kein Interesse daran. Sie zuckt mit den Schultern, als wolle sie meine Angst und meinen Zorn zerstreuen.
    »Darling, hör auf damit! Das ist doch wirklich zu öde. Wenigstens habe ich es jetzt gefunden. Wenigstens ist es nicht verbrannt. Und wenigstens sehe ich nicht so fett aus, wie ich mich in Erinnerung habe«, fügt sie plötzlich

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