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Charlston Girl

Charlston Girl

Titel: Charlston Girl Kostenlos Bücher Online Lesen
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‚aben gut tröniert.«
    »Ich muss noch an meinen Bauchmuskeln arbeiten«, sagt Onkel Bill grimmig und hält sich missmutig die Seiten. »Ich muss abspecken.«
    »Miiister Liiington.« Der Trainer ist ratlos. »Sie ´aben nischts abzuspecken. Wie oft soll isch Ihnen noch sagen?«
    »Doch, hast du!« Ich schrecke zusammen, als Sadie sich auf Onkel Bill stürzt, »Du bist fett!«, kreischt sie ihm ins Ohr. »Fett, fett, fett! Du bist widerlich!«
    Onkel Bills Miene zuckt bestürzt. Er wirkt verzweifelt, sinkt auf die Matte und macht noch ein paar Übungen, stöhnend vor Anstrengung.
    »Ja«, sagt Sadie, während sie seinen Kopf umschwirrt und ihn abfällig mustert. »Leiden sollst du! Du hast es nicht besser verdient!«
    Unwillkürlich muss ich lachen. Hut ab. Das ist eine wunderbare Rache. Wir sehen noch ein wenig dabei zu, wie er keucht und sich quält, dann tritt Sadie wieder vor.
    »Jetzt sag deinem Diener, er soll gehen!, schreit sie ihm ins Ohr, und Onkel Bill erstarrt mitten in der Übung.
    »Sie können jetzt gehen, Jean-Michel«, sagt er atemlos. »Wir sehen uns heute Abend.«
    »Bien .« Der Trainer sammelt seine Sachen ein und wischt den Sand ab. »Wir se‘en uns um sechs.«
    Er macht sich auf den Weg, das Kliff hinauf, nickt mir höflich zu, als er an mir vorbeikommt, und geht zum Haus.
    Okay. Jetzt bin ich also dran. Ich atme die warme, mediterrane Luft tief ein und gehe die letzten Stufen hinunter. Als ich am Strand stehe, sind meine Hände plötzlich feucht. Ich mache ein paar Schritte durch den heißen Sand, dann bleibe ich stehen und warte, dass Onkel Bill mich bemerkt.
    »Wer ist...« Er nimmt etwas wahr, als er sich eben zur Matte hinabbeugt. Augenblicklich setzt er sich auf und fährt herum. Er sieht verblüfft aus und etwas kränklich. Was mich nicht überrascht, nach 59000 Situps. »Ist das... Lara? Was machst du hier? Wie bist du hier reingekommen?«
    Er sieht dermaßen fertig und benebelt aus, dass er mir fast leid tut. Aber das lasse ich nicht zu. Und ebenso wenig lasse ich mich zu Smalltalk verleiten. Ich habe etwas zu sagen, und das werde ich auch tun.
    »Ja, ich bin‘s«, sage ich so frostig, wie ich kann. »Lara Alexandra Lington. Tochter eines betrogenen Vaters. Großnichte einer betrogenen Großtante. Nichte eines betrügerischen, bösen, verlogenen Onkels. Ich werde meine Rache genießen.« Das auszusprechen, hat mir so gutgetan, dass ich es wiederhole, und meine Stimme hallt über den Strand. »Und ich werde meine Rache genießen!«
    Mein Gott, wäre ich gern Filmstar geworden!
    »Lara.« Mittlerweile hechelt Onkel Bill nicht mehr und hat sich fast wieder im Griff. Er wischt sein Gesicht ab und bindet sich ein Handtuch um. Dann dreht er sich um und lächelt mich so aalglatt und herablassend an wie immer. »Das ist ja ganz spannend. Aber ich weiß überhaupt nicht, wovon du redest, und auch nicht, wie du an meinen Wachen vorbeigekommen bist...«
    »Du weißt genau, wovon ich rede«, sage ich scharf. »Das weißt du ganz genau.«
    »Ich habe leider keine Ahnung.«
    Alles ist still. Nur die Wellen plätschern an den Strand. Die Sonne scheint mir noch stechender als gerade eben. Wir rühren uns beide nicht.
    Er lässt es also darauf ankommen. Bestimmt wiegt er sich in Sicherheit. Bestimmt glaubt er, die anonyme Vereinbarung würde ihn schützen und niemand fände es je heraus.
    »Geht es um diese Kette?«, sagt Onkel Bill plötzlich, als käme es ihm eben erst in den Sinn. »Das ist ein hübsches Stück. Ich kann verstehen, dass du dich dafür interessierst. Aber ich weiß nicht, wo sie ist. Glaub mir. Hat dein Vater dir erzählt, dass ich dir einen Job anbiete? Bist du deshalb gekommen? Denn dann ist dein Eifer wahrlich lobenswert, junge Dame.«
    Er blitzt mich mit seinen weißen Zähnen an und steigt in ein paar schwarze Flipflops. Er dreht den Spieß einfach um. Jeden Moment wird er Drinks bestellen und so tun, als wäre dieser Besuch seine Idee. Er will mich kaufen, ablenken, alles in seinem Sinne umdrehen. Ganz wie er es seit vielen Jahren tut.
    »Ich bin nicht wegen der Kette hier, und auch nicht wegen des Jobs.« Meine Stimme schneidet durch seine hindurch. »Ich bin wegen Großtante Sadie hier.«
    Onkel Bill blickt mit altbekannter Verzweiflung zum Himmel auf. »Gütiger Gott, Lara. Könntest du damit mal aufhören? Zum letzten Mal: Sie ist nicht ermordet worden, sie war nichts Besonderes...«
    »Und wegen ihres Gemäldes, das du gefunden hast«, fahre ich kühl fort. »Dieser

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