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Charlston Girl

Charlston Girl

Titel: Charlston Girl Kostenlos Bücher Online Lesen
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rein mit dir!« Und Onkel Bill stieg zähneknirschend aus dem Wagen und machte alles, was ich sagte.
    Meine Eltern brachten kein Wort heraus. Es war, als wüchsen mir plötzlich Würstchen aus den Ohren. Und selbst noch, nachdem Onkel Bill weg war und ich sagte: »Noch Fragen?«, sagten sie nichts. Sie saßen nur auf dem Sofa und starrten mich ungläubig an. Selbst jetzt noch, nachdem sie etwas aufgetaut sind und die ganze Geschichte raus ist und nicht mehr so schockierend, werfen sie mir immer noch staunende Blicke zu.
    Wieso auch nicht? Ich bin ja auch erstaunlich, auch wenn Eigenlob stinkt. Ich habe die ganze Pressegeschichte gemeinsam mit Ed gelenkt, und alles lief perfekt. Zumindest von meiner Warte aus. Vielleicht nicht so sehr von Onkel Bills Warte. Oder Tante Trudys. Am selben Tag, als die Geschichte publik wurde, flog sie nach Arizona und checkte auf unbestimmte Zeit in eine Klinik ein. Gott weiß, ob wir sie jemals wiedersehen.
    Diamanté dagegen hat daraus kräftig Kapital geschlagen. Schon jetzt hat sie ein Foto-Shooting für den Tatler gehabt, bei dem sie Sadies Bild nachgestellt haben. Sie nutzt die ganze Geschichte, um ihr Modelabel zu vermarkten. Was wirklich echt abgeschmackt ist. Und außerdem... ziemlich clever. Ich kann sie für ihre Chuzpe nur bewundern. Ich meine, es ist ja nicht ihre Schuld, dass ihr Dad so ein Arsch ist, oder?
    Insgeheim wünschte ich, Diamanté und Großtante Sadie könnten sich kennenlernen. Ich glaube, sie würden sich verstehen. Sie haben vieles gemein, obwohl beide darüber vermutlich entsetzt wären.
    »Lara.« Ich blicke auf und sehe, dass Dad zu mir herüberkommt. Er wirkt verlegen und sieht immer wieder zu Mum hinüber. »Wir wollten gern mal mit dir sprechen, über Großtante Sadies...« Er hustet.
    »Was?«
    »Beerdigung «, sagt Mum mit gedämpfter Stimme.
    »Genau.« Dad nickt. »Darüber wollten wir mal sprechen. Nachdem die Polizei sicher ist, dass sie nicht...«
    »Ermordet wurde «, wirft Mum ein.
    »Sehr richtig. Nachdem die Akte geschlossen war, hat die Polizei sie freigegeben... also, ihre...«
    »Sterblichen Überreste «, flüstert Mum.
    »Ihr habt es doch nicht etwa schon getan!?« Panik steigt in mir auf. »Bitte sagt mir, dass ihr sie noch nicht beerdigt habt!«
    »Nein, nein! Es war provisorisch für nächsten Freitag angesetzt. Wir wollten es dir irgendwann sagen...« Sein Satz verendet kläglich. Ja, klar.
    »Nu, denn!«, sagt Mum eilig. »Das war vorher.«
    »Stimmt. Inzwischen hat sich die Lage geändert«, fährt Dad fort. »Wenn du also gern in die Planung involviert wärst...«
    »Ja, wäre ich gern«, sage ich fast scharf. »Ich glaube, ich nehme das Ganze einfach selbst in die Hand.«
    »Ach so.« Dad sieht Mum an. »Na ja. Schön. Vermutlich ist das nur recht und billig, angesichts der ausgiebigen... Nachforschungen, die du über ihr Leben angestellt hast.«
    »Wir finden dich sagenhaft, Lara«, sagt Mum mit Inbrunst.
    »Das alles rauszufinden. Wer hätte das gedacht? Ohne dich wäre die Geschichte vielleicht nie herausgekommen! Wir wären alle ins Grab gegangen, ohne je die Wahrheit zu erfahren!«
    Man kann sich darauf verlassen, dass Mum unser aller Ableben mit ins Spiel bringt.
    »Hier sind die Details vom Beerdigungsinstitut, Liebes.« Dad reicht mir einen Zettel, und ich stecke ihn schnell ein, als es an der Tür summt. Ich trete an die Gegensprechanlage und peile das körnige Schwarzweißbild auf dem kleinen Monitor an. Ich glaube, es ist ein Mann, aber das Bild ist so schlecht, dass es auch ein Elefant sein könnte. »Hallo?«
    »Hier ist Gareth Birch von Print Please «, sagt der Mann. »Ich bringe Ihre Visitenkarten.«
    »Oh, cool! Kommen Sie rauf!«
    Das ist das Tüpfelchen auf dem i! Jetzt weiß ich, dass ich wirklich eine Firma habe. Ich besitze Visitenkarten!
    Ich lasse Gareth Birch in unser Büro, öffne aufgeregt die Schachtel und reiche die Karten herum. Darauf steht: ›Lara Lington, Magic Search ‹, und man sieht einen kleinen, geprägten Zauberstab.
    »Wie kommt es, dass Sie die Karten persönlich bringen?«, frage ich, als ich den Lieferschein unterschreibe. »Ich meine, das ist sehr nett, aber sitzen Sie nicht in Hackney? Wollten Sie sie nicht per Post schicken?«
    »Ich wollte Ihnen gern einen Gefallen tun«, sagt Gareth Birch mit glasigem Blick. »Ich weiß Ihre Arbeit zu schätzen, und das ist das Mindeste, was ich tun kann.«
    »Was?« Verdutzt starre ich ihn an.
    »Ich weiß Ihre Arbeit zu schätzen«, wiederholt

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