Charlston Girl
übers Fahren verloren ... oder sonst irgendwas in der Richtung.
»Aber... wozu?«, bricht es aus mir hervor.
»Irgendjemand hat mir mal einen Rat gegeben«, sagt er versonnen. »Wenn man in einem Land leben will, egal wie lange, sollte man sich darauf einlassen. Und wie könnte ich mich besser darauf einlassen, als wenn ich lerne, wie man in diesem Land Auto fährt. Also, fährst du mit oder nicht?«
Galant hält er mir die Tür auf. Sprachlos gleite ich auf den Beifahrersitz. Das ist ein echt schmuckes Auto. Ich traue mich nicht mal, die Rosen irgendwo hinzulegen, um das Leder nicht zu zerkratzen.
»Ich habe auch alle britischen Flüche gelernt«, fügt Ed hinzu, als er losfährt. »Sieh zu, dass du weiterkommst, Arschnase!« Er spricht mit Cockney-Akzent, und ich muss lachen.
»Sehr gut.« Ich nicke. »Was ist mit: ›Mach Platz, du Wichser!‹«
»Mir sagte man, ›Mach dich vom Acker, du Wichser!‹«, sagt Ed. »Ist das eine Fehlinformation?«
»Nein, das ist auch okay. Aber du musst an deinem Akzent feilen.« Ich sehe mir an, wie er raufschaltet und einen roten Bus überholt. »Aber ich verstehe nicht ganz. Das ist ein echt teures Auto. Was willst du damit machen, wenn du...« Ich bremse mich, bevor ich mehr sagen kann, und huste wenig überzeugend.
»Was?« Ed mag fahren, doch er ist hellwach wie immer.
»Nichts.« Mein Kopf sinkt herab, bis mein Kinn praktisch in den Rosen steckt. »Nichts.«
Ich wollte sagen, »wenn du wieder nach Amerika zurückgehst«. Doch das ist etwas, worüber wir nicht sprechen.
Wir schweigen - dann wirft mir Ed einen kryptischen Blick zu. »Wer weiß, was ich dann mache?«
Die Führung durchs Büro dauert nicht sehr lange. So um 9:05 Uhr etwa sind wir damit durch. Ed sieht sich alles zweimal an und sagt, dass alles prima ist. Er gibt mir eine Liste von Kontakten, die hilfreich sein könnten, dann muss er in sein eigenes Büro. Und dann, etwa eine Stunde später, als ich gerade bis zu den Ellenbogen in Rosenstängeln und Wasser und einer eilig gekauften Vase stecke, kommen Mum und Dad und bringen auch Blumen mit, und eine Flasche Sekt und eine neue Schachtel Büroklammern. Kleiner Scherz von Dad.
Und obwohl ich das Büro eben erst Ed gezeigt habe und obwohl es nur ein Raum mit einem Fenster und einer Pinnwand und zwei Türen und zwei Schreibtischen ist... bin ich doch ganz stolz, als ich sie herumführe. Es ist meins. Mein Büro. Meine Firma.
»Es ist sehr hübsch.« Mum sieht aus dem Fenster. »Aber, Liebes, bist du denn auch sicher , dass du es dir leisten kannst? Hättest du nicht doch lieber bei Natalie bleiben sollen?«
Ehrlich. Wie oft muss ich meinen Eltern eigentlich erklären, dass meine ehemalige beste Freundin ein mieser, skrupelloser Klotz am Bein ist?
»Ich bin allein besser dran, Mum. Ehrlich. Guck mal, das ist mein Unternehmensplan...«
Ich reiche ihnen das Dokument, das gebunden und paginiert ist und echt edel aussieht. Ich kann kaum glauben, dass ich es selbst zusammengestellt habe. Jedes Mal, wenn ich es lese, spüre ich meine eigene Begeisterung und eine tiefe Sehnsucht. Wenn ich mit Magic Search erfolgreich bin, ist mein Leben perfekt.
Das habe ich heute Morgen zu Sadie gesagt, als wir die neuesten Artikel über sie in der Zeitung lasen. Sie schwieg einen Moment, dann stand sie mit einem seltsamen Funkeln in den Augen auf und sagte: »Ich bin dein Schutzengel! Ich sollte dafür sorgen , dass es ein Erfolg wird.« Und damit verschwand sie. Daher habe ich das unbestimmte Gefühl, dass sie etwas im Schilde führt. Hauptsache, es geht nicht wieder um ein Blind Date.
»Sehr beeindruckend!«, sagt Dad und blättert in dem Plan herum.
»Ich habe ein paar Ratschläge von Ed bekommen«, gestehe ich. »Er war mir auch bei der Sache mit Onkel Bill eine große Hilfe. Er hat mir geholfen, diese Erklärung aufzusetzen. Und er war derjenige, der gesagt hat, wir sollten einen Agenten engagieren, der sich um die Presse kümmert. Habt ihr übrigens heute den Artikel in der Daily Mail gesehen?«
»Ach ja«, sagt Dad ganz leise und tauscht Blicke mit Mum. »Haben wir.«
Würde ich sagen, dass meine Eltern erschüttert sind, nach allem was in letzter Zeit passiert ist, so wäre das eine glatte Untertreibung. Ich habe sie noch nie so fassungslos gesehen wie in dem Moment, als ich vor ihrer Tür stand und ihnen sagte Onkel Bill hätte was mit ihnen zu besprechen. Ich habe mich zu der Limousine umgedreht, mit dem Daumen auf die Haustür gezeigt und gesagt: »Okay,
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