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Charlston Girl

Charlston Girl

Titel: Charlston Girl Kostenlos Bücher Online Lesen
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Cecil Malory. Und wegen des anonymen Deals, den du 1982 mit der London Portrait Gallery geschlossen hast. Und wegen der 500000 Pfund, die du bekommen hast. Und wegen all der Lügen, die du erzählt hast. Und was du deswegen zu tun gedenkst. Deshalb bin ich hier.«
    Und zufrieden genieße ich, wie Onkel Bills Gesicht in sich zusammenfällt, was ich so noch nie gesehen habe. Wie Butter, die in der Sonne schmilzt.

26
    Es ist eine Sensation. Schlagzeilen in allen Zeitungen. In allen.
    Bill »Zwei Kleine Münzen« Lington hat seine Geschichte »erläutert«. Das große Exklusiv-Interview stand in der Daily Mail, und sämtliche Zeitungen sind darauf angesprungen.
    Er hat die Sache mit den 500 000 gebeichtet. Nur hat er - da er Onkel Bill ist - sofort behauptet, dieses Geld sei nur ein Teil der Geschichte gewesen. Und seine Geschäftsprinzipien seien noch immer auf jeden anwendbar, der mit zwei kleinen Münzen beginne. Und so sei die Geschichte gar nicht so anders und in gewissem Sinn sei eine halbe Million dasselbe wie zwei kleine Münzen, nur eben in der Menge unterschiedlich. (Da hat er dann gemerkt, dass er sich gerade sein eigenes Grab schaufelte und machte einen Rückzieher, aber da war es schon zu spät. Gesagt ist gesagt.)
    Für mich ist das Geld nicht so entscheidend. Wichtiger ist, dass er nach all der Zeit Sadie gerecht wird. Er hat der Welt von ihr erzählt, statt sie zu verleugnen und alles zu vertuschen. Das Zitat, das die meisten Zeitungen verwendeten, lautete: »Ich habe meinen Erfolg meiner wunderschönen Tante Sadie Lancaster zu verdanken, und ich werde ewig in ihrer Schuld stehen.« Was ich ihm diktiert habe, Wort für Wort.
    Sadies Porträt war auf jedem einzelnen Cover. Die London Portrait Gallery wurde belagert. Sie ist so was wie die neue Mona Lisa. Nur besser, weil das Gemälde so riesig ist, dass viel mehr Leute es sich gleichzeitig ansehen können. (Und weil sie viel hübscher ist. Ich mein ja nur.) Wir waren ein paar Mal da, um uns die vielen Leute anzusehen und die vielen Komplimente zu belauschen, die sie Sadie machen. Sie hat sogar eine Fanseite im Internet.
    Was Onkel Bills Buch angeht, kann er über Geschäftsprinzipien sagen, was er will, aber es wird ihm nichts nützen. Zwei Kleine Münzen ist zum allgemeinen Gespött geworden, mehr noch als der Millennium Dome. In der Klatschpresse ist es ordentlich durch den Kakao gezogen worden, jeder einzelne Comedian hat im Fernsehen seine Witze darüber gerissen, und dem Verlag ist das alles so peinlich, dass er bereit ist, Käufern das Geld zurückzugeben. Offenbar haben etwa zwanzig Prozent der Leute das Angebot wahrgenommen. Ich schätze, die anderen wollen es als Andenken behalten oder es sich auf den Kamin stellen und sich darüber kaputtlachen oder so.
    Ich lese gerade einen Leitartikel über ihn in der heuten Daily Mail , als mein Handy mir piepend eine SMS meldet: Hi, ich bin draußen. Ed.
    Das ist eine von Eds vielen guten Seiten. Er kommt nie zu spät. Vergnügt schnappe ich mir meine Tasche, knalle die Tür hinter mir zu und laufe die Treppe hinunter. Kate und ich ziehen heute in unser neues Büro ein, und Ed hat versprochen, es sich auf dem Weg zur Arbeit anzusehen. Als ich draußen ankomme, steht er da, mit einem riesigen Strauß roter Rosen.
    »Fürs Büro«, sagt er und gibt sie mir mit einem Kuss.
    »Danke!« Ich strahle. »Da werden die Leute in der U-Bahn aber glotzen...« Überrascht stutze ich, als Ed meinen Arm nimmt.
    »Ich dachte, wir könnten heute meinen Wagen nehmen«, sagt er beiläufig.
    »Deinen Wagen?«
    »Mhhm.« Er nickt zu einem smarten, schwarzen Aston Martin, der in der Nähe parkt.
    »Das ist deiner?« Ungläubig glotze ich hinüber. »Aber... aber... wie?«
    »Gekauft. Du weißt schon: Autohändler... Kreditkarte... wie man das so macht... Ich dachte, ich kaufe lieber was Britisches«, fügt er mit schiefem Grinsen hinzu.
    Er hat einen Aston Martin gekauft? Einfach so?
    »Aber du bist doch noch nie auf der linken Seite gefahren.« Ich bin leicht beunruhigt. »Hast du das Ding etwa selbst hierherkutschiert?«
    »Ganz ruhig. Ich hab seit letzter Woche einen britischen Führerschein. Mann, ihr habt vielleicht einen kranken Fahrstil!«
    »Nein, haben wir nicht«, sage ich automatisch.
    »Und Schaltknüppel sind ein Werk des Teufels. Von den Vorschriften fürs Rechtsabbiegen will ich gar nicht erst anfangen.«
    Ich kann es kaum glauben. Er hat es total für sich behalten. Nie hat er auch nur ein Wort über Autos oder

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