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Charlston Girl

Charlston Girl

Titel: Charlston Girl Kostenlos Bücher Online Lesen
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als hätte ich sie nicht mehr alle.» Woher soll ich das wissen?«
    »Na, daher ...«, sage ich. »Weil du aus der Vergangenheit kommst! Wie war es, den Zweiten Weltkrieg zu erleben?« Zu meiner Überraschung schaut mich Sadie verwirrt an.» Erinnerst du dich denn nicht mehr daran?«, frage ich ungläubig.
    »Natürlich erinnere ich mich.« Sie lässt sich nichts anmerken. »Es war kalt und trostlos... und viele meiner Freunde sind gestorben. Ich möchte lieber gar nicht dran denken.«
    Das kurze Zögern hat mich allerdings stutzig gemacht. »Kannst du dich eigentlich noch an alles von früher erinnern?«, hake ich vorsichtig nach.
    Das wäre eine Zeitspanne von mehr als hundert Jahren. Ziemlich schwierig also!
    »Es kommt mir... wie ein Traum vor«, sagt Sadie leise vor sich hin. »Das ein oder andere verschwimmt.« Sie spielt mit einem Finger am Rocksaum herum, ihre Miene verdüstert sich. »Ich erinnere mich jedoch an alles, was für mich wichtig ist«, sagte sie schließlich.
    »Du suchst dir bestimmte Dinge aus?«, versuche ich, der Sache auf den Grund zu gehen.
    »So habe ich das nicht gesagt.« Ihre Augen blitzen auf, und sie weicht meinem Blick aus.
    Sie schwebt durchs Zimmer, als sei das Gespräch damit beendet. Vor dem Kamin hält sie an und betrachtet ein Foto von mir. Es ist ein Souvenir von Madame Tussauds. Lächelnd stehe ich neben der Wachsfigur von Brad Pitt.
    »Ist das dein Lover?« Sie dreht sich um.
    »Schön wär‘s«, sage ich sarkastisch.
    »Hast du keinen Lover?« Sie klingt dermaßen mitleidig, dass ich leicht pikiert bin.
    »Bis vor ein paar Wochen hatte ich einen Freund namens Josh. Aber er hat mit mir Schluss gemacht. Also bin ich im Moment gerade Single.«
    Erwartungsvoll sieht Sadie mich an. »Wieso suchst du dir keinen anderen?«
    »Weil ich nicht einfach irgendeinen anderen haben will!«, sage ich ärgerlich. »Ich bin noch nicht so weit!«
    »Wieso nicht?« Sie scheint perplex.
    »Weil ich ihn geliebt habe! Die Trennung war echt schlimm! Wir waren Seelenverwandte, wir haben uns wunderbar ergänzt ...«
    »Und warum hat er Schluss gemacht?«
    »Ich weiß nicht. Ich kann es dir nicht sagen! Aber ich habe da so eine Theorie...« Meine Stimme erstirbt. Es tut immer noch weh, über Josh zu sprechen. Aber andererseits ist es eine Erleichterung, sich jemand Neuem anzuvertrauen. »Okay. Sag mir, was du darüber denkst.« Ich trete mir die Schuhe von den Füßen, falte mich im Schneidersitz aufs Sofa und beuge mich zu Sadie vor. »Wir hatten diese wunderbare Beziehung, und alles lief fantastisch...«
    »Sieht er gut aus?«, unterbricht sie mich.
    »Natürlich sieht er gut aus!« Ich zücke mein Handy, suche das schmeichelhafteste Bild und zeige es ihr. »Das ist er.«
    »Mmm.« Sie wackelt mit dem Kopf.
    Mmm? Was Besseres fällt ihr nicht ein? Ich meine, Josh sieht absolut, definitiv gut aus, und nicht, weil ich möglicherweise voreingenommen bin.
    »Wir haben uns auf so einer Gartenparty kennengelernt. Er arbeitet in der IT-Werbebranche.« Ich scrolle weiter, zeige ihr andere Bilder. »Es hat einfach klick gemacht. Du weißt, wie es manchmal so ist. Wir haben nächtelang geredet.«
    »Wie öde.« Sadie rümpft die Nase. »Ich würde lieber nächtelang zocken.«
    »Wir mussten uns eben erst mal näher kennenlernen«, sage ich gekränkt. »Das ist doch normal.«
    »Wart ihr tanzen?«
    »Hin und wieder!«, sage ich ungeduldig. »Aber darauf kommt es doch gar nicht an! Entscheidend ist, dass wir perfekt zusammengepasst haben. Wir konnten über alles reden. Wir waren verrückt nach einander. Ich habe ernsthaft geglaubt, er ist der Richtige. Aber dann...« Ich mache eine Pause, als meine Gedanken auf schmerzlich ausgetretenen Pfaden wandeln. »Also, zwei Sachen sind passiert. Erstens war da dieses eine Mal, wo ich... ich habe einen Fehler gemacht. Wir kamen an einem Juwelier vorbei, und ich habe gesagt: ›Diesen Ring da darfst du mir kaufen.‹ Ich meine, es sollte ein Scherz sein. Aber ich glaube, da hat er kalte Füße bekommen. Dann, zwei Wochen später, hat einer von seinen Kumpels seine langjährige Beziehung beendet. Es war, als ginge ein Beben durch die Clique. Den Jungs wurde bewusst, dass sie sich bekennen sollten, und damit sind sie allesamt nicht klargekommen, also sind sie weggelaufen. Urplötzlich hat Josh einfach... einen Rückzieher gemacht. Er hat sich von mir getrennt und wollte nicht mal darüber reden.«
    Ich schließe die Augen, als bittere Erinnerungen hochkommen. Es war ein

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