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Charlston Girl

Charlston Girl

Titel: Charlston Girl Kostenlos Bücher Online Lesen
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ich einen Cappuccino in der Hand halte und es zu umständlich ist, mein Portemonnaie hervorzukramen ...
    »Ginny!« Eine rothaarige Schwester winkt ihr. »Könnte ich dich kurz sprechen?« Sie nimmt sie beiseite und flüstert. Ich verstehe nur hin und wieder ein Wort.»... merkwürdig... Polizei.«
    »...Polizei?« Ginnys Augen werden groß.
    »... weiß nicht... Nummer...«
    Ginny nimmt den Zettel, dann wendet sie sich mir lächelnd zu. Ich bringe ein starres Grinsen zustande, wie gelähmt.
    Die Polizei. Die hatte ich längst vergessen.
    Denen habe ich erzählt, Sadie sei vom Pflegepersonal ermordet worden. Von diesen gutherzigen Schwestern. Wieso habe ich das gesagt? Was habe ich mir dabei gedacht?
    Das ist alles Sadies Schuld. Nein, ist es nicht. Ich hätte meine Klappe halten sollen.
    »Lara?« Voll Sorge starrt Ginny mich an. »Ist alles in Ordnung?«
    Man wird sie des Mordes beschuldigen, und sie hat keine Ahnung. Ich bin schuld. Ich werde alle um ihren Job bringen, das Pflegeheim wird geschlossen, und dann wissen die alten Leute nicht, wohin.
    »Lara?«
    »Ja, natürlich«, bringe ich schließlich heiser hervor. »Natürlich. Jetzt muss ich aber los!«
    Auf wackligen Beinen gehe ich rückwärts zur Haustür hinaus. »Vielen Dank für alles. Auf Wiedersehen.«
    Ich warte, bis ich den Weg durch den Vorgarten hinter mir habe und in sicherer Entfernung auf dem Bürgersteig bin, dann reiße ich mein Handy aus der Tasche und wähle die Nummer von Detective Inspector James. Aus Panik hyperventiliere ich fast. Ich hätte niemandem einen Mord anhängen dürfen. Das mach ich nie, nie, nie wieder. Ich werde alles gestehen und meine Aussage widerrufen...
    »Büro Detective Inspector James.« Eine forsche Frauenstimme dringt an mein Ohr.
    »Oh, hallo.« Ich versuche, die Ruhe zu bewahren. »Hier ist Lara Lington. Könnte ich Detective Inspector James oder Detective Constable Davies sprechen?«
    »Die sind beide leider gerade dienstlich unterwegs. Möchten Sie eine Nachricht hinterlassen? Wenn es dringend ist...«
    »Ja, es ist sehr, sehr dringend. Es hat mit einem Mordfall zu tun. Könnten Sie Detective Inspector James bitte sagen, dass mir eine... eine... eine Einsicht gekommen ist.«
    »Eine Einsicht«, wiederholt sie wie ein Echo, schreibt es offensichtlich auf.
    »Ja. Hinsichtlich meiner Aussage. Und zwar eine ziemlich entscheidende.«
    »Ich denke, da sollten Sie lieber mit Detective Inspector James persönlich sprechen...«
    »Nein! Es kann nicht warten! Sie müssen ihm sagen, dass die Pflegeschwestern meine Großtante nicht ermordet haben. Die haben nichts getan. Die sind total nett, und das alles war ein schrecklicher Fehler, und... na ja... die Sache ist...«
    Ich nehme Anlauf, um in den sauren Apfel zu beißen und zuzugeben, dass ich die ganze Sache erfunden habe... als mir plötzlich ein grauenvoller Gedanke kommt. Ich kann nicht alles beichten. Ich kann nicht zugeben, dass ich die ganze Sache erfunden habe. Die werden Sadie sofort zur Bestattung freigeben. Ich muss an den herzzerreißenden Seufzer denken, der ihr bei der Trauerfeier entfahren ist, und kriege es mit der Angst zu tun. Das kann ich nicht zulassen. Auf gar keinen Fall.
    »Ja?«, sagt die Frau gleichmütig.
    »Ich... äh... die Sache ist...«
    Mein Hirn schlägt einen Haken nach dem anderen, auf der Suche nach einer Lösung, die sowohl ehrlich ist als auch Sadie etwas Zeit lässt. Leider fällt mir nichts ein. Es gibt keine. Und die Frau wird jeden Moment genug vom Warten haben und auflegen... Ich muss etwas sagen...
    Ich brauche eine falsche Fährte. Nur um sie eine Weile abzulenken. Bis ich die Kette gefunden habe.
    »Es war jemand anders«, platze ich heraus. »Ein... Mann.
    Den hatte ich im Pub belauscht. Das hatte ich irgendwie durcheinandergebracht. Er hatte einen geflochtenen Spitzbart«, füge ich spontan hinzu. »Und eine Narbe an der Wange. Ich erinnere mich ganz genau.«
    Nie im Leben finden die einen Mann mit geflochtenem Spitzbart und einer Narbe an der Wange. Wir sind gerettet. Fürs Erste.
    »Ein Mann mit geflochtenem Spitzbart...« Die Frau klingt, als hätte sie Probleme hinterherzukommen. »Und eine Narbe.«
    »Und - verzeihen Sie - was soll dieser Mann getan haben?«
    »Meine Großtante ermordet! Ich habe eine Aussage gemacht, aber die war falsch. Wenn Sie die also einfach streichen würden...«
    Es folgt eine relativ lange Pause, dann sagt die Polizistin: »Gute Frau, wir streichen Aussagen nicht so einfach. Ich denke, Detective

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