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Charlston Girl

Charlston Girl

Titel: Charlston Girl Kostenlos Bücher Online Lesen
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frustriert.
    »Wenn ich doch nur mit ihm reden könnte!« Ich spieße ein Stück Gurke auf und starre es an. »Wenn ich doch nur an ihn herankommen könnte! Aber er geht nicht ans Telefon und er will sich auch nicht mit mir treffen...«
    »Noch mehr reden?« Sadie zieht ein angewidertes Gesicht. »Wie willst du ihn vergessen, wenn du dauernd von ihm redest? Darling, wenn im Leben etwas danebengeht, macht man Folgendes.« Sie klingt, als wüsste sie genau Bescheid. »Man nimmt den Kopf hoch, setzt ein strahlendes Lächeln auf, mixt sich einen kleinen Cocktail... und los geht‘s!«
    »So einfach ist das nicht«, sage ich unwirsch. »Und ich will ihn gar nicht vergessen. Vielleicht solltest du wissen, dass manche von uns ein Herz haben. Manche von uns geben den Glauben an die wahre Liebe nicht so einfach auf. Manche von uns...«
    Plötzlich merke ich, dass Sadies die Augen zuhat und leise vor sich hin summt.
    War ja klar: Wenn ich heimgesucht werde, dann vom exzentrischsten Geist der Welt. Eben kreischt sie mir noch ins Ohr und gibt himmelschreiende Kommentare von sich... und als Nächstes spioniert sie vermutlich meine Nachbarn aus... Ich nehme einen Bissen Lasagne und kaue genervt darauf herum. Vielleicht könnte ich sie in der Tat dazu bringen, mal nach dem Typen über mir zu sehen, um rauszufinden, was er eigentlich treibt, wenn er da oben solchen Lärm macht...
    Moment mal.
    Oh mein Gott!
    Fast verschlucke ich mich an meinem Essen. Ohne jede Vorwarnung blitzt in meinem Kopf eine Idee auf. Ein absolut brillanter Plan. Der Plan, der alle Probleme lösen wird.
    Sadie könnte Josh ausspionieren.
    Sie könnte sich in seine Wohnung schleichen. Sie könnte seine Gespräche belauschen. Sie könnte herausfinden, wie er über alles denkt, und es mir erzählen, und irgendwie wüsste ich dann, was das Problem zwischen uns ist, und könnte es aus der Welt schaffen...
    Das ist die Lösung. Das ist es. Dafür wurde sie mir geschickt.
    »Sadie!« Ich springe auf, getrieben von einem Adrenalinschub. »Ich hab‘s! Ich weiß jetzt, warum du hier bist! Um mich und Josh wieder zusammenzubringen!«
    »Nein, bestimmt nicht«, hält Sadie sofort dagegen. »Ich bin hier, um meine Kette zu holen.«
    »Du kannst doch unmöglich wegen einer blöden, alten Kette hier sein.« Mit abfälliger Geste wische ich die Idee beiseite. »Bestimmt ist der wahre Grund, dass du mir helfen sollst! Deshalb wurdest du mir geschickt!«
    »Ich wurde nicht geschickt! Die bloße Vorstellung scheint Sadie zu kränken. »Und meine Kette ist auch nicht blöd! Und ich will dir nicht helfen. Du sollst mir helfen!«
    »Wer sagt das? Ich wette, du bist mein Schutzengel.« Damit schieße ich etwas übers Ziel hinaus. »Ich wette, man hat dich auf die Erde zurückgeschickt, um mir zu zeigen, dass mein Leben eigentlich schön ist, wie in diesem Film.«
    Schweigend betrachtet mich Sadie eine Weile, dann sieht sie sich in der Küche um. »Ich finde dein Leben nicht schön«, sagt sie. »Ich finde es eher trist. Und deine Frisur ist schauderhaft.«
    Wütend funkle ich sie an. »Du bist ein echt beschissener Schutzengel.«
    »Ich bin nicht dein Schutzengel!«, keift sie zurück.
    »Woher weißt du das?« Entschlossen greife ich mir an die Brust. »Ich habe das ganz starke Gefühl, dass du hier bist, um mich wieder mit Josh zusammenzubringen. Die Stimmen aus der Geisterwelt sagen es mir.«
    »Tja, und ich habe das ganz starke Gefühl, dass ich dich nicht wieder mit Josh zusammenbringen soll«, erwidert sie. »Das sagen mir die Stimmen aus der Geisterwelt.«
    Die hat ja Nerven. Was versteht sie schon davon? Oder trifft sie sich heimlich mit anderen Geistern?
    »Nun, ich lebe, also bin ich auch der Bestimmer«, fahre ich sie an. »Und ich bestimme, dass du mir helfen sollst. Anderenfalls habe ich vielleicht keine Zeit, nach deiner Kette zu suchen.«
    So harsch wollte ich es nicht sagen. Aber sie lässt mir ja keine andere Wahl. Ich meine, mal ehrlich: Eigentlich sollte sie ihrer Großnichte doch helfen wollen.
    Sadies Augen blitzen mich böse an, aber sie weiß, dass sie in der Falle sitzt.
    »Na gut«, sagt sie schließlich und hebt ihre schmalen Schultern zu einem gewaltigen, gespielten Seufzer. »Es ist alles andere als eine gute Idee, aber vermutlich bleibt mir wohl nichts anderes übrig. Was soll ich tun?«

6
    Seit Wochen war ich nicht mehr so aufgedreht. Seit Monaten. Es ist acht Uhr am nächsten Morgen, und ich fühle mich wie ein neuer Mensch! Statt schon deprimiert

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