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Charlston Girl

Charlston Girl

Titel: Charlston Girl Kostenlos Bücher Online Lesen
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Inspector James wird vermutlich selbst mit Ihnen sprechen wollen.«
    Oh Gott. Ich möchte aber nicht mit ihm sprechen. »Gut.« Ich versuche, fröhlich zu klingen. »Kein Problem. Solange er nur weiß, dass die Schwestern es definitiv nicht waren. Ob Sie ihm die Nachricht vielleicht irgendwo auf einen Zettel schreiben könnten? ›Die Schwestern waren es nicht.‹«
    »Die Schwestern waren es nicht«, wiederholt sie zögernd.
    »Genau. In Großbuchstaben. Und kleben Sie den Zettel an seinen Schreibtisch.«
    Es folgt eine weitere, noch längere Pause. Dann sagt die Frau: »Dürfte ich noch mal nach Ihrem Namen fragen?«
    »Lara Lington. Er weiß schon, wer ich bin.«
    »Das weiß er sicher. Nun, wie gesagt, Miss Lington, Detective Inspector James wird sich sicher bei Ihnen melden.«
    Ich lege auf und trotte mit weichen Knien die Straße entlang. Ich glaube, ich bin gerade noch davongekommen. Aber offen gesagt, bin ich ein Wrack. Diese ganze Sache mit dem Mord ist mir viel zu stressig.
    Zwei Stunden später bin ich nicht nur ein Wrack. Ich bin fix und alle.
    Inzwischen sehe ich die Engländer mit anderen Augen. Man sollte meinen, es sei kein Problem, ein paar Leute anzurufen und zu fragen, ob sie eine Halskette gekauft haben. Sollte man meinen - bis man es mal selbst versucht.
    Ich könnte ein Buch über das menschliche Wesen schreiben mit dem Titel: Die Leute sind echt keine Hilfe. Erst wollen sie wissen, woher man ihren Namen und ihre Nummer hat. Dann, wenn das Wort »Tombola« fällt, wollen sie wissen, was sie gewonnen haben und rufen ihrem Ehemann sogar noch zu: »Darren, wir haben bei der Tombola gewonnen!« Wenn man ihnen dann erklärt: »Leider haben Sie nichts gewonnen«, schlägt die Stimmung augenblicklich in Misstrauen um.
    Sobald das Thema aufkommt, was sie denn auf dem Flohmarkt gekauft haben, werden sie noch misstrauischer. Sie sind überzeugt davon, dass man ihnen etwas andrehen oder die Kreditkartennummer per Telepathie aus dem Kreuz leiern will. Bei der dritten Nummer, die ich probierte, hörte ich im Hintergrund einen Mann sagen: »Davon habe ich gehört. Die rufen an und wollen einen nur am Reden halten. Das ist Internet-Abzocke. Leg auf, Tina!«
    Wie kann es ein Internetbetrug sein?, hätte ich am liebsten gerufen. Wir sind doch gar nicht online!
    Bisher habe ich nur eine Frau gefunden, die mir helfen wollte -Eileen Roberts. Und die war eigentlich eher eine Nervensäge, weil sie mich zehn Minuten am Apparat hielt und so ziemlich alles aufzählte, was sie auf dem Flohmarkt gekauft hatte. Sie sagte, es sei ja wirklich schade und ob ich schon daran gedacht hätte, mir die Kette nachmachen zu lassen, denn da gäbe es doch so einen tollen Perlenladen in Bromley...
    Aaaah!
    Ich reibe an meinem Ohr herum, das vom Telefonieren glüht, und zähle die durchgestrichenen Namen auf meiner Liste.
    Dreiundzwanzig. Noch vierundvierzig. Es war eine Schwachsinnsidee. Ich werde diese blöde Kette niemals finden. Ich strecke mich, dann falte ich die Liste zusammen und stecke sie in meine Tasche. Den Rest mache ich morgen. Vielleicht.
    Ich gehe in die Küche, schenke mir ein Glas Wein ein und schiebe mir eine Lasagne in den Ofen, als Sadies Stimme sagt: »Hast du meine Kette?« Ich zucke zusammen, stoße mir den Kopf an der Ofentür und blicke auf. Sadie sitzt am offenen Fenster.
    »Kannst du mich nicht vorwarnen , wenn du auftauchst?«, rufe ich. »Wo warst du überhaupt? Wieso hast du mich plötzlich im Stich gelassen?«
    »Dieses Haus ist ein Hort des Todes.« Sie schiebt ihr Kinn vor. »Nur alte Leute. Ich musste da weg.«
    Sie sagt es leichthin, aber ich spüre, dass ihr der Besuch unter die Haut gegangen ist. Bestimmt war sie deshalb so lange weg.
    »Wenn hier jemand alt war, dann du«, rutscht es mir heraus. »Du warst die Älteste. Guck mal, das bist du!« Ich greife in meine Jackentasche und hole das Foto von ihr hervor, ganz faltig und mit weißen Haaren. Ich sehe, dass sie innerlich zurückweicht, dann wirft sie einen höhnischen Blick auf das Bild. »Das bin ich nicht.«
    »Doch, das bist du! Eine Schwester im Pflegeheim hat es mir gegeben. Sie sagte, das bist du auf deinem hundertfünften Geburtstag! Du solltest stolz darauf sein! Du hast sogar Telegramme von der Queen bekommen und...«
    »Ich meine, das bin nicht ich. So habe ich mich nie gefühlt.
    So fühlt sich niemand. So habe ich mich gefühlt.« Sie breitet die Arme aus. »So. Ein Twen. Mein Leben lang. Das Außere ist nur... Verkleidung.«
    »Na,

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