Charmant und unwiderstehlich
Entspannungstechniken und probierte einige aus. Dann war der Abend zu Ende.
Erst auf dem Weg zum Wagen fiel Melissa auf, dass Brad seit dem Beginn des Films kein Wort mehr gesagt hatte. Hatte das, was er dort zu sehen bekommen hatte, ihn genauso erschreckt wie sie? Vielleicht will er gar nicht mehr bei der Geburt dabei sein, überlegte sie.
„Zweifelst du an deiner Entscheidung?“ fragte sie ohne Umschweife. „Wenn du nicht mehr dabei sein willst, kann ich auch jemand anders bitten.“ Brad blieb abrupt stehen und schaute sie erschrocken an. „Um nichts in der Welt möchte ich das verpassen.“ Außerdem schien er beleidigt, dass sie seine Entscheidung in Frage stellte.
„Oh, entschuldige bitte. Du bist so schweigsam, seit du den Film gesehen hast.
Mir scheint, er hat dich ziemlich nachdenklich gemacht.“ Er nickte, schloss die Beifahrertür des Pick-ups auf und wartete, bis sie eingestiegen war. Dann setzte er sich auf den Fahrersitz und steckte den Schlüssel ins Schloss, aber er startete den Motor nicht. Und er schwieg.
„Komm schon, Brad, mach den Mund auf. Ich kann keine Gedanken lesen.
Freunde reden über das, was sie bewegt.“
„Ich verstehe nicht“, begann er, „wie sie dieses Wunder zwei Mal selbst durchlebt hat, ohne dass es sie irgendwie berührt zu haben scheint. Das gilt natürlich für beide, besonders aber für meine Mutter. Sie hat uns vollkommen im Stich gelassen. Schließlich waren wir noch kleine Kinder, als sie uns ins Internat gesteckt hat! Wie kann man nur so grausam sein!“
„Ja, das ist grausam. Aunt Dora und Uncle Ed pflegten immer zu sagen, dass Eltern auch nur Menschen sind, die Kinder bekommen haben. Die beiden waren sehr klug.“ Melissa machte eine kleine Pause. „Ich kenne deine Eltern nicht.
Leigh meinte, dass deine Mutter ständig auf Reisen ist, um sich die Welt vom Leib zu halten. Und sie meinte, dass Pamela dich und Gary manchmal mit einem unsäglich traurigen Blick in den Augen ansieht. Es hat ihr schier das Herz gebrochen. Leigh hat deinen Vater für das Desaster in eurer Familie verantwortlich gemacht. Er wollte immer nur den schönen Schein wahren. Aber der Schein trügt. Vielleicht solltest du mal mit Pamela reden.“
„Einmal habe ich es schon versucht. Ich wollte mit ihr über meinen Vater sprechen. Als ich damals in die Firma eingestiegen bin, kam mir zu Ohren, dass er eine Affäre hat. Weit weg, in Europa. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass meine Mutter nichts davon weiß. Oder dass sie die Sache widerspruchslos hinnimmt. Sie hat eingestanden, dass sie davon wusste, aber sie wollte keinen Wirbel darum machen, solange ihn niemand mit seinen Affären konfrontiert.
Damals hat sie mir auch von der Affäre mit Annie erzählt, und ich erfuhr den wahren Grund für deren Entlassung. Sie meinte, dass es sich nicht lohnen würde, meinem Vater die Stirn zu bieten. Der Preis wäre zu hoch.“
„Was wollte sie damit sagen?“
„Keine Ahnung.“ Brad zuckte die Schultern. „Meine Großmutter hat uns gestört.
Es war die Mutter meines Vaters, und sie lebte bei uns. Oder besser, wir lebten bei ihr, weil Bellfield erst nach ihrem Tod in den Besitz meines Vaters übergegangen ist. Wie dem auch sei, meine Mutter hat sich vollkommen zurückgezogen. Es ist mir nie wieder gelungen, mit ihr über das Thema zu sprechen.“
Melissa schauderte. „Die Geschichte muss zu Ende erzählt werden. Vielleicht hatte Leigh Recht, und die Reisen deiner Mutter sind eine Flucht vor der Wahrheit. Vielleicht bereut sie es zutiefst, einen Mann wie deinen Vater geheiratet zu haben. Sie muss sehr einsam sein. Ich finde, du solltest sie fragen, was ihre Bemerkung damals zu bedeuten hatte. Nicht um ihretwillen. Es geht nur um dich.“
15. KAPITEL
Am nächsten Morgen setzte Brad sich auf seine frisch renovierte Veranda und trank Kaffee, als er Izaak und ein paar andere Männer mit ihren Pferdewagen entdeckte, die zu Melissas Farm fuhren. Ein paar Minuten später war er ebenfalls auf dem Weg dorthin.
Izaak winkte ihm zu. „Brad Costain, darf ich Ihnen Jacob, Henry, Joseph, Samuel, Paul und William vorstellen?“ grüßte der Mann und deutete einzeln auf seine Begleiter. „Sind Sie gekommen, um uns zur Hand zu gehen? Wir können jeden gebrauchen.“
„Was haben Sie denn heute vor?“ fragte Brad.
„Wir wollen die alten Scheunen abreißen. Ich brauche das Holz. Außerdem sind sie verdreckt und baufällig. In Kürze wollen wir dann die Scheune instand setzen, in der Melissa
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