Charmant und unwiderstehlich
irgendwie.
In der Gruppe trafen sie auf zehn andere Paare, die an dem Kurs teilnehmen wollten. Die meisten Männer hatten den Arm um ihre Frau gelegt, oder sie hielten sie an der Hand. Nur sie und Brad standen nebeneinander, ohne sich zu berühren.
„Hi“, grüßte eine sehr junge Frau und kam mit ihrem Ehemann auf Melissa zu.
„Ich heiße Shelly Sue. Und das ist Bobby, mein Mann. Die Kursleiterin ist vor ein paar Minuten schon mal hier gewesen. Jetzt holt sie einen Film, den sie uns heute Abend vorführen will. Wir sollen alle Namensschilder tragen. Sie liegen da vorne.“
„Ich hole sie.“ Brad schien sich zu freuen, dass er etwas zu tun bekam, und eilte davon.
„Ihr Mann sieht aber Masse aus“, wisperte Shelly Sue verschwörerisch.
Melissa wurde rot. „Brad ist nicht mein Mann“, erklärte sie eilig, während er im vorderen Teil des großen Raumes stand und die Namen auf Schilder malte.
„Noch nicht verheiratet?“ meinte Shelly Sue. „Da machen Sie sich mal keine Sorgen. Das wird schon werden. Bobby hat es am Ende auch gewagt und ist sehr froh darüber. Stimmts, Bobby?“
„Ja, Ma’am“, bestätigte Bobby. „Sie hat vollkommen Recht. Wenn Sie wollen, rede ich mal mit ihm. Ich kann ihm erklären, wie wundervoll das Eheleben ist.“
„Aber er ist gar nicht der Vater des Kindes“, platzte Melissa laut und deutlich heraus. Für den Bruchteil einer Sekunde war es im ganzen Raum mucksmäuschenstill. Shelly Sue wirkte betroffen. In diesem Moment kam Brad zurück zu Melissa. Aus irgendeinem Grund konnte er sich das Grinsen nicht verkneifen.
„Ich bin der Onkel des Babys“, erklärte er dem jungen Paar. „Mein Bruder ist der Vater. Er ist vor ein paar Monaten bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen. Ich bin eingesprungen, um Melissa ein bisschen unter die Arme zu greifen.“
Shelly Sue setzte eine mitleidige Miene auf und musterte Brads Namensschild.
„Oh, Mrs. Costain, das tut mir außerordentlich Leid.“
„Ich war gar nicht mit Gary verheiratet. Er war der Mann meiner Schwester“, platzte Melissa unvermittelt heraus.
„Der Mann Ihrer Schwester?“ Shelly Sue verschluckte sich beinahe.
„Melissa versucht verzweifelt zu erklären“, mischte Brad sich ein, „dass sie sich ihrer Schwester und ihrem Schwager als Leihmutter zur Verfügung gestellt hat.
Die beiden sind tödlich verunglückt, kurz nachdem die Schwangerschaft festgestellt worden ist.“
Kathy Wilson, die Kursleiterin, kam zurück und unterbrach das Gespräch. Sie rief die Gruppe zusammen und erklärte, dass die Teilnehmer und Teilnehmerinnen es sich mit den Kissen und Decken auf dem Boden bequem machen sollten.
„Es ist die Aufgabe der Männer, den Frauen die Wehen zu erleichtern“, wies Kathy Wilson die Gruppe an. „Mit den Kissen. Oder lassen Sie Ihre Frau in Ihrem Schoß ruhen. Probieren Sie aus, wie es für Sie am bequemsten ist. Und wenn Ihnen die Aufgabe zu schwer erscheint, denken Sie daran, dass es nicht einfacher wird, wenn Ihre Frau erst in den Wehen liegt. Und heute Abend werden wir uns gemeinsam einen Film anschauen, der ein Paar durch alle Stadien der Wehen und Geburt begleitet.“
Melissa lehnte sich in die Kissen zurück. Es wurde dunkel, und der Film begann.
Plötzlich bemerkte sie, dass Brad sich hinter sie gesetzt und seine Beine rechts und links von ihr ausgestreckt hatte. Er griff sie bei den Schultern, zog sie rückwärts und sorgte dafür, dass sie sich mit dem Rücken eng an seine Brust schmiegte. Ein angenehmes Gefühl breitete sich in ihrem Körper aus, aber gleichzeitig machte es sie unruhig und nervös.
„Schschsch…“ flüsterte er ihr ins Ohr. „Beruhige dich, Lissa.“ Wieder hatte er sie Lissa genannt. Sofort wurde ihr warm ums Herz, und ihr Pulsschlag normalisierte sich. Der Name Lissa verriet ihr, dass sie ihm vertrauen durfte. Weder Vergangenheit noch Zukunft spielten in diesem Augenblick eine Rolle. Es war ein ganz besonderer, einzigartiger Moment, und Melissa musste zugeben, dass sie sich noch nie so wohl gefühlt hatte. So groß die Nähe zu ihm in diesem Augenblick auch sein mochte, es tat ihr unendlich gut, dass sein starker und kräftiger Körper sie unterstützte.
Als das Licht wieder anging, bat die Kursleiterin um eine kurze Vorstellungsrunde. Als Brad und Melissa an der Reihe waren, übernahm Kathy Wilson selbst die Aufgabe und erklärte in knappen Worten die Situation der beiden.
Anschließend sprach der Kurs über den Film, diskutierte die verschiedenen
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