Charmant und unwiderstehlich
nicht mehr die große Sorge der kommenden Woche.“ Das war nicht gerade die Aufmunterung, die sie sich erhofft hatte, aber sie wollte versuchen, Margarets Rat zu befolgen. Melissa atmete tief durch. Okay, dachte sie. In weniger als vierundzwanzig Stunden eröffne ich meinen Laden. Bis jetzt ist alles glatt gegangen. Brad stritt es zwar ab, aber sie wusste genau, dass sie die rasche Eröffnung ihres Geschäftes seiner tatkräftigen Unterstützung zu verdanken hatte. Wenn es so weit ist, wird er mir auch bei der Geburt helfen.
Unwillkürlich verschlechterte sich ihre Stimmung. Dann wird er fort sein, dachte sie traurig.
Plötzlich begriff sie: Margaret hatte Recht. Warum so weit in die Zukunft blicken?
Am Eröffnungstag betrat Brad nachmittags um vier ihren Laden. Er kam durch den hinteren Eingang und lehnte sich einen Augenblick gegen den Türrahmen, um die Szene zu beobachten.
Eine ältere Frau stand an der Kasse und untersuchte die Technik, mit der die Quilts gearbeitet worden waren. Auch das Muster gefiel ihr außerordentlich gut, und ihr Mann zahlte Melissa eine hübsche Summe für die Decke. Melissa unterhielt sich freundlich mit dem Paar, während sie den Quilt in braunes Packpapier einrollte und das Paket anschließend mit einem altmodischen Band verschnürte.
„Danke für Ihren Besuch“, verabschiedete Melissa ihre beiden Kunden, während mehrere Damen von einem Stand zum anderen flanierten und spitze Schreie der Begeisterung ausstießen. „Ich würde mich freuen, Sie bald bei uns wiederzusehen.“ Sie strahlte über das ganze Gesicht.
„Läuft es gut?“ fragte Brad und ging zu ihr hinüber. „Bist du zufrieden?“ Sie nickte und schien überglücklich. „Es wundert mich ein bisschen, wie du es geschafft hast, fast den ganzen Tag drüben bei dir zu verbringen.“
„Ich habe heute Vormittag schon ein paar Mal hereingeschaut. Aber du warst so in deine Arbeit versunken, dass du es gar nicht bemerkt hast. Mir scheint, der Tag war ein voller Erfolg.“
„Ich habe gute Geschäfte gemacht. Drei Quilts, Izaaks Bücherregal aus dem Holz der alten Scheune und ein Wäscheschrank aus dem Jahr 1860 sind weggegangen. Ach, und vielen Dank für die Blumen.“
„Obwohl ich sie gekauft habe?“
„Sie sind großartig. Du hast nach extra teuren Blüten gefragt, stimmts?“ Melissa lächelte ihn an. Ihre Augen strahlten und glänzten genauso wie ihr Haar, und ihre verführerischen Lippen schienen nach ihm zu rufen.
Unwillkürlich gab er dem Impuls nach. „Lissa“, flüsterte er, lehnte sich über den Tresen und küsste sie. Ihre Lippen verschmolzen mit seinen und zogen ihn wie magisch an. Die Welt um ihn herum verschwand aus seinem Bewusstsein. Außer Melissa nahm er nichts mehr wahr.
Plötzlich räusperte sich jemand. „Vor hundert Jahren hätte man euch sicher sofort verlobt.“
„Margaret!“ keuchte Melissa und wurde über und über rot. Sie drehte sich weg und beschäftigte sich demonstrativ mit dem Bindfaden aus Hanf, mit dem sie die Pakete verschnürte. Unwillkürlich sprach sie mit Brad wie mit einem ihrer Kunden, als sie ihn hinausbrachte. „Äh, Brad, schau doch bei Gelegenheit mal wieder…“ Abrupt brach sie ab und bedeckte verschämt das Gesicht.
Lachend verließ Brad den Laden.
Brad bog zur Farm ab. Aufmerksam musterte er Melissa. An diesem Abend hatten sie die letzte von sechs Sitzungen des Geburtsvorbereitungskurses absolviert. Melissa war den ganzen Abend über sehr still gewesen. Er war beunruhigt.
Der Kurs hatte eigentlich ein bisschen feiern wollen, aber es hatte schlechte Neuigkeiten gegeben. Shelly Sue Cook, die Frau, mit der sie zuerst gesprochen hatten, war kurz vor der Geburt beinahe an einer Schwangerschaftsvergiftung gestorben. Alle waren zutiefst erschüttert gewesen, aber Melissa schien es am schlimmsten mitgenommen zu haben.
„Kommst du noch mit zu mir?“ fragte sie unsicher, während sie aus dem Wagen stieg.
„Ja. Wir müssen reden.“
Sie nickte. Beide gingen sie auf die Veranda. „Mir wird das nicht passieren. Ich weiß es“, meinte sie mit tränenerstickter Stimme.
„Natürlich nicht.“ Brad wunderte sich, dass seine Stimme nicht versagte. Er nahm ihr den Haustürschlüssel aus der Hand, schloss auf und ließ sie beide hinein. „Soll ich uns einen Tee kochen?“
„Nein.“ Melissa sank auf das Sofa, drehte sich zur Seite und vergrub den Kopf in den Kissen. Brad setzte sich neben sie und strich ihr zärtlich über den Rücken.
„Shelly muss es
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