Charmant und unwiderstehlich
Seniorpartner in der Kanzlei bist. Aber außer dir hatte niemand etwas dagegen einzuwenden, dass ich Urlaub nehme.“
„Du setzt deine Karriere mutwillig aufs Spiel“, sagte Mr. Costain mit schneidender Stimme. „Vergiss nicht, dass ich dein Vater bin. Ich habe immer noch Rechte.
Allein heute habe ich drei Mal bei deinem Haus auf Bellfield vorbeigeschaut.
Gestern zwei Mal. Du warst nicht da. Auch das Personal hat dich nicht zu Gesicht bekommen. Was zum Teufel machst du, und wo zum Teufel steckst du eigentlich?“
Brad hatte sich eigentlich beherrschen wollen, aber jetzt ließ er seinem Ärger freien Lauf. „Erstens ist es meine Karriere. Zweitens hast du mich vor langer Zeit aus dem Weg geschafft, um mich von fremden Leuten erziehen zu lassen. Das war der Tag, an dem du deine Rechte als Vater verspielt hast!“
„Du redest wie dein Bruder! Aldon war für euch beide eine sehr wichtige Erfahrung!“
„Ja, glaub du nur weiter an deine Märchen oder auch nicht. Falls es dich interessiert, Gary und ich haben Aldon überlebt Mehr nicht. Ich muss morgen sehr früh aufstehen. Wenn du mich also entschuldigen würdest. Auf Wiederhören.“
Er legte auf und redete sich angestrengt ein, dass er sich beruhigen sollte.
Schließlich hatte er keine Ahnung, ob seine Eltern von Annaiises Geburt schon erfahren hatten. Nach einer Weile ging er zurück ins Bett. Du hast noch Zeit, beschwichtigte er sich. Aber als er in der Dunkelheit lag und Stunde um Stunde vor sich hingrübelte, beschlich ihn das Gefühl, dass seine Eltern im Hintergrund wie eine gefährliche Zeitbombe tickten, die jederzeit hochgehen konnte. Dann würden sie Melissas und Annaiises Glück unweigerlich zerstören. Ich täte nichts lieber, als die Bombe zu entschärfen, dachte er insgeheim. Aber wie?
Drei Wochen später hatte sich das Leben mit dem Baby eingespielt. Jede Nacht schlief Annalise beinahe fünf Stunden durch. Es störte Melissa überhaupt nicht, dass das Baby gegen Mitternacht aufwachte und gestillt werden wollte. Sie genoss diese ruhigen Momente in der Dunkelheit in vollen Zügen.
Brad hatte es sich angewöhnt, Melissa und ihr Baby jeden Abend noch einmal zu besuchen, um sich zu vergewissern, dass ihnen nichts fehlte. Wenn es Zeit war zu gehen, küsste er Annalise und Melissa auf die Stirn und verabschiedete sich wieder. Von Tag zu Tag fiel ihm der Abschied schwerer. Er wollte nicht mehr jede Nacht nach Hause gehen, und er wollte seine Zärtlichkeiten auch nicht mehr auf einen hingehauchten Abschiedskuss auf die Stirn beschränken.
Wieder einmal hatte er sich von Melissa verabschiedet.
Als er sein Haus betrat, hörte er das Telefon. Intuitiv wusste er, dass es nur sein Vater sein konnte, und er spielte mit dem Gedanken, ihn einfach nur auf den Anrufbeantworter sprechen zu lassen. Aber damit hätte er das Unvermeidliche nur aufgeschoben.
„Ich rufe an, um dir mitzuteilen, dass wir deinen Aufenthaltsort ausfindig gemacht haben“, verkündete Marcus Costain mit kalter Stimme. „Ich muss schon sagen, es war ganz schön clever, dass du deine Anrufe von Bellfield einfach auf dein neues Zuhause weitergeleitet hast. Obwohl der Ausdruck Zuhause wohl ein bisschen übertrieben ist für diese… diese Baracke, die ich im Augenblick auf dem Foto betrachte. Du und die werdende Mutter, ihr diskutiert gerade mit dem Handwerker. Sieht ziemlich spießig aus.“
„Mag sein. In den vergangenen Monaten habe ich das einfache Leben schätzen gelernt. Und du übertreibst maßlos, wenn du Bellfield als Zuhause betrachtest. Es ist bestenfalls ein Museum. Komisch, ich bin der Meinung, dass Gary es genauso sehen würde.“
„Und das ist das Einzige, was für dich zählt, stimmts? Sein Tod hat dich vollkommen aus der Bahn geworfen, jetzt versuchst du, sein Leben zu leben. Wir hätten euch niemals zur selben Schule schicken dürfen. Zwei verschiedene Internate wären genau das Richtige gewesen. Das hätte eure Abhängigkeit voneinander verhindert.“
„Abhängigkeit? Dem Himmel sei Dank, dass deine Söhne einander geliebt haben.
Sonst hätten sie nie gelernt, wie wichtig eine intakte Familie ist.“ Brad wurde langsam ärgerlich. Abgesehen davon, dass sein Vater ihn kränken und beleidigen wollte, hatte er immer noch nicht herausgefunden, warum Marcus Costain ihn angerufen hatte. „Was willst du eigentlich?“ herrschte er ihn an.
„Leighs Schwester. Wir wissen, dass du die ganze Zeit über bei ihr gesteckt hast.
Wir wissen auch, dass sie Garys Baby
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