Charming Charly
am Ende des Flurs und Amano wusste sofort, dass sie es waren. Allein das plötzliche Erstarren seiner Gefährtin hätte es ihm gesagt, doch es war noch etwas anderes. Er erkannte die Ähnlichkeit mit Charly und auch wenn in ihrer Wohnung alles so schnell gegangen war, so meinte er, dass er in dem Mann am Ende des Flurs den Mann erkannte, der auf ihn geschossen hatte.
Amano schob Charly in das Zimmer zurück und befahl ihr dortzubleiben. Dann eilte er mit Kordan durch den Gang. Charlys Bruder und dieser Sam waren geflohen, doch sie holten die beiden Kerle auf der Treppe ein.
***
Charly lag in der Medizineinheit und sah Amano in die besorgten warmen Augen. Er lächelte ihr aufmunternd zu.
„Du wirst sehen. In einer Stunde spürst du nichts mehr und bald bist du wieder so hübsch wie eh und je.“
„Was wirst du jetzt tun?“, fragte sie. Amano hatte ihre Angst vollkommen falsch gedeutet. Sie hatte keine Angst vor der Behandlung. Sie hatte Angst, dass ihm etwas passieren könnte. Sie hatte mitbekommen, wie er mit Kordan besprochen hatte, dass er sich mit ihrem Bruder und Sam duellieren wollte. Und zwar die beiden zusammen gegen ihn. Und dabei war er noch nicht hundertprozentig geheilt. Er war von Kugeln durchlöchert gewesen.
„Du brauchst dir keine Sorgen zu machen“, beruhigte sie Amano „Sie werden dir nie wieder etwas tun. Sie werden keiner Frau mehr Schaden zufügen. Ich werde dich heute rächen. Und alle Frauen, die sonst noch unter ihnen zu leiden hatten.“
„Warum wartest du nicht wenigstens, bis du wieder fit bist?“
„Ich bin fit genug.“
„Sie sind zu zweit!“
„Ich bin besser“, sagte Amano bestimmt.
„Lady Charly. Wenn Ihr jetzt bitte stillhalten wollt. Ich schalte jetzt die Geräte an“, sagte der Heiler.
Er betätigte ein paar Knöpfe und Schalter, dann spürte Charly, wie sie müde wurde.
Als sie erwachte, lag sie in ihrem Bett in ihrer Kabine. Wie viel Zeit war vergangen? Was war mit Amano? War der Kampf schon vorbei? Und wie war er ausgegangen? Sie setzte sich mit klopfendem Herzen im Bett auf und im selben Moment öffnete sich die Tür.
Amano kam ins Zimmer. Er war blutbesudelt von oben bis unten. Seine Hände, sein Gesicht. Alles war voller Blut. Sie schlug die Hände vor das Gesicht. Wie viel von dem Blut war sein? Wie schwer war er verwundet?
Er trat an ihr Bett und starrte auf sie hinab. Langsam ging er vor dem Bett auf die Knie. Er zog sein Messer, hielt es mit der Klingenseite an seine Brust. Seine freie Hand ergriff ihre Hand und legte sie um die Klinge. Seine Hand legte sich über ihre. Zu ihrem Entsetzen drückte er die Spitze in sein Fleisch und führte sie in einem tiefen Schnitt quer über die Brust. Sie starrte wie in Trance auf das rote Blut, das aus der frischen Wunde quoll.
„Was ...?“, schrie sie erschrocken auf.
„Ich bitte dich um Vergebung“, flüsterte er rau. „Ich habe versagt.“
„Was? Ich verstehe nicht. Leben sie noch? Oder was meinst du damit?“
„Sie sind tot!“, knurrte er. Er schloss die Augen und löste den Griff um das Messer. Es fiel zu Boden. Dann nahm er ihre Hand und presste sie auf seine Brust. Sie konnte seinen wilden Herzschlag spüren. „Ich habe versagt, mene carisha . Ich habe dich nicht beschützt. Ich habe dich gerächt, doch es war meine Unachtsamkeit, die dich in Gefahr gebracht hat. Ich bitte dich, mir zu verzeihen. Du hast das Recht, dich von mir zu trennen, da ich versagt habe. Es ist deine Entscheidung.“
Sie schüttelte verwirrt den Kopf.
„Amano“, flüsterte sie. „Da gibt es nichts zu verzeihen. Es war nicht deine Schuld. Du konntest doch nicht wissen, dass das passieren würde. Wenn überhaupt, dann war es meine Schuld, dass du angeschossen wurdest. Ich habe unbedingt in meine Wohnung gewollt.“
„Charly“, flüsterte Amano heiser. „Ich habe versagt! Ich brauche deine Vergebung, da ich mir sonst selbst nicht vergeben kann.“
Sture Miezekatze , dachte sie liebevoll. Wenn du es unbedingt hören willst.
„Ich vergebe dir“, sagte sie.
Ein tiefer Seufzer kam über seine Lippen, dann riss er sie an sich und küsste sie.
Epilog
„I ch ... ich kann da unmöglich rauf“, sagte Kordan und beäugte skeptisch die glatte Eisfläche.
„Ist gar nicht so schlimm“, sagte Amano lachend und fuhr auf wackeligen Beinen am Rand der Bahn entlang.
„Das geht sicher noch eleganter, aber für den Anfang nicht schlecht“, lachte Charly.
„Komm schon, Miezekatze“, neckte ihn Lory.
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