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Chasm City

Chasm City

Titel: Chasm City Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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lebst du eben damit weiter. So groß kann die Infektionsgefahr doch auch nicht mehr sein, oder?«
    »Nein, du bist sicher. Und alle anderen auch. Ich bin kaum noch ansteckend.« Seit er wieder rauchte, hatte er sich ein wenig beruhigt. Die Blutung hatte aufgehört, er konnte die Hand wieder in die Tasche zurückstecken. Nun nahm er einen Schluck von seinem Pisco Sour. »Manchmal wünschte ich, das Virus wäre noch aktiv, oder ich hätte damals, als ich infiziert wurde, etwas Blut von mir aufbewahrt. Wäre ein hübsches Abschiedsgeschenk, jemandem eine Spritze voll in die Vene zu jagen.«
    »Aber«, sagte Dieterling, »damit würdest du genau das tun, was der Kult immer von dir wollte. Du würdest für die Verbreitung seines Glaubens sorgen.«
    »Stimmt. Dabei sollte ich eher verbreiten, was mit dem perversen Dreckskerl passiert, der mir das angetan hat, sollte ich ihn jemals erwischen…« Etwas lenkte ihn ab. Er verstummte und starrte für einen Moment ins Leere, als hätte er einen Anfall. Dann sprach er weiter. »Nein. Ausgeschlossen, Mann. Das glaube ich nicht.«
    »Was ist?«
    Vasquez’ Halsmuskeln bewegten sich weiter, aber zu hören war nichts mehr. Er hatte wohl die ganze Zeit mit einem seiner Männer in Verbindung gestanden.
    »Es ist Reivich«, sagte er endlich.
    »Was ist mit ihm?«, fragte ich.
    »Der Scheißkerl hat mich ausgetrickst.«

Zwei
    Ein Irrgarten von dunklen, feuchten Gängen durchzog die schwarze Mauer des Brücken-Terminals und verband Rothand Vasquez’ Etablissement mit dem Innern des Gebäudes. Vasquez ging mit einer Taschenlampe voran und stieß mit dem Fuß die Ratten aus dem Weg.
    »Ein Doppelgänger«, sagte er nachdenklich. »Ich hätte nie gedacht, dass er mit einem Doppelgänger arbeiten würde. Ich meine, wir beschatten das Arschloch doch schon seit Tagen.« Das letzte Wort sprach er so aus, als müssten es mindestens Monate sein, in denen er mit schier übermenschlicher Voraussicht jeden Schritt geplant hatte.
    »Manche Leute schrecken eben vor nichts zurück«, sagte ich.
    »He, immer mit der Ruhe, Mirabel. War schließlich deine Idee, den Burschen nicht wegzupusten, sobald wir ihn gesichtet hatten, obwohl das kein Problem gewesen wäre.« Er stieß mit der Schulter eine Schwingtür auf und betrat einen anderen Korridor.
    »Auch dann wäre es nicht Reivich gewesen, oder?«
    »Nein, aber bei der Untersuchung der Leiche hätten wir vielleicht rausgekriegt, dass er es nicht war, und dann hätten wir uns auf die Suche nach dem echten Reivich gemacht.«
    »Damit hat er Recht«, sagte Dieterling. »Auch wenn ich es nur ungern zugebe.«
    »Dafür hast du was gut bei mir, Schlange.«
    »Lass es dir bloß nicht zu Kopf steigen.«
    Vasquez jagte wieder eine Ratte in die Flucht. »Was ist da draußen denn nun wirklich passiert? Wieso habt ihr euch auf den Quatsch mit der Blutrache überhaupt eingelassen?«
    »Du scheinst doch schon ziemlich gut Bescheid zu wissen«, sagte ich.
    »Na ja, so was spricht sich eben rum. Besonders, wenn einer wie Cahuella auf die große Reise geht. Da wird von Machtvakuum gemunkelt und so weiter. Mich wundert nur, dass ihr beiden lebend aus der Sache rausgekommen seid. Nach allem, was man hört, sind bei dem Überfall ganz schön die Fetzen geflogen.«
    »Ich war nicht schwer verletzt«, sagte Dieterling. »Tanner hat’s viel schlimmer erwischt. Er hatte einen Fuß verloren.«
    »So schlimm war es auch wieder nicht«, sagte ich. »Die Strahlenwaffe hat die Wunde kauterisiert und die Blutung gestillt.«
    »Na schön«, sagte Vasquez. »Also nur ‘ne Fleischwunde. Ihr wachst mir allmählich richtig ans Herz.« »Schön, aber können wir jetzt von was anderem reden?« Meine Zurückhaltung rührte nicht allein daher, dass ich keine Lust hatte, mit Rothand Vasquez über den Vorfall zu reden. Das war ein Grund, aber ebenso wichtig war, dass ich die Einzelheiten nur noch vage in Erinnerung hatte. Das war vielleicht anders gewesen, bevor man mich – für die Regeneration meines Fußes – in ein künstliches Koma versetzte; doch inzwischen schien mir das alles in grauer Vorzeit zu liegen, obwohl erst ein paar Wochen vergangen waren.
    Ich hatte jedoch aufrichtig geglaubt, dass Cahuella es schaffen würde. Anfangs sah es aus, als hätte er Glück gehabt: der Laserstrahl war durch seinen Körper gegangen, ohne lebenswichtige Organe zu zerteilen, fast so, als sei die Bahn zuvor von einem erfahrenen Thoraxchirurgen berechnet worden. Doch dann hatte es Komplikationen

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