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Chasm City

Chasm City

Titel: Chasm City Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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meine ich. Das müssten wir dann bei der Planung unseres nächsten Jagdausflugs berücksichtigen.«
    Ich sah ihn misstrauisch an. »Sie wollen Vicunas Spielsachen immer noch einsetzen?«
    »Wäre das nicht eine angemessene Würdigung unseres guten Doktors? Genau das hätte er sich gewünscht.«
    »Mag sein.« Ich dachte an die beiden Schlangen zurück, die unseren Weg gekreuzt hatten. »Aber ich weiß auch, dass wir da hinten nur knapp dem Tod entronnen sind.«
    Er zuckte die Achseln. »In den Lehrbüchern steht, sie wären immer nur einzeln unterwegs.«
    »Sie haben also Ihre Hausaufgaben gemacht. Aber was hat es genützt?«
    »Wir sind lebend rausgekommen. Und das war nicht Ihr Verdienst, Tanner…« Er sah mich böse an, dann nickte er Dieterling zu. »Er hat zumindest gewusst, was für eine Waffe gebraucht wurde.«
    »Eine Bazooka?«, fragte ich. »Ja. Sehr wirkungsvoll, zugegeben. Aber waidgerecht würde ich das nicht nennen.«
    »Das war in diesem Moment auch nicht mehr die Frage«, gab Cahuella zurück. Dann schlug seine Stimmung jäh um und er legte mir die Hand auf die Schulter. »Immerhin, Sie haben mit diesem Laser Ihr Bestes getan. Und wir haben wertvolle Erkenntnisse gewonnen, die uns gute Dienste leisten werden, wenn wir in der nächsten Saison wiederkommen.«
    Er meinte es tatsächlich ernst. Er wollte diese Präadulte um jeden Preis haben. »Schön«, sagte ich und schüttelte seine Hand ab. »Aber beim nächsten Mal kann Dieterling die Expedition organisieren. Ich bleibe im Reptilienhaus und tue das, wofür Sie mich bezahlen.«
    »Ich bezahle Sie dafür, dass Sie hier sind«, sagte Cahuella.
    »Ja. Um Reivich zu erledigen. Aber als ich meinen Arbeitsvertrag das letzte Mal durchgelesen habe, stand darin noch nichts von der Jagd auf Riesenschlangen.«
    Er seufzte. »Reivich hat immer noch oberste Priorität für uns, Tanner.«
    »Tatsächlich?«
    »Natürlich. Alles andere ist nur… schmückendes Beiwerk.« Er nickte und verschwand in seinem Zelt.
    Dieterling öffnete den Mund. »Hör mal, Bruder…«
    »Ich weiß. Du brauchst dich nicht zu entschuldigen. Die Bazooka war genau die richtige Wahl. Der Fehler lag bei mir.«
    Dieterling nickte, trat an den Waffenständer und holte sich ein neues Gewehr. Er visierte am Lauf entlang, dann hängte er es sich am Riemen über die Schulter.
    »Was hast du vor?«
    »Ich will noch einen Kontrollgang rund um das Lager machen.«
    Ich bemerkte, dass er keine Bildverstärkerbrille mitgenommen hatte. »Es wird schon dunkel, Miguel…« Ich deutete mit einem Nicken zu meiner eigenen Brille hin, die auf dem Tisch neben der Karte lag, auf der wir Reivichs Weg eingezeichnet hatten.
    Aber Miguel Dieterling lächelte nur und wandte sich ab.
    Später, viel später, nachdem ich die Hälfte der Todesfallen und Minen gelegt hatte (die anderen hob ich mir für den nächsten Morgen auf; wenn ich sie jetzt aufstellte, wäre die Gefahr zu groß, dass wir sie selbst auslösten), lud mich Cahuella in sein Zelt ein.
    »Ja?«, sagte ich in Erwartung weiterer Befehle.
    Cahuella deutete im matten Schein der Kaltlichter auf das Schachbrett.
    »Ich brauche einen Gegner.«
    Das Schachbrett war auf einem zusammenklappbaren Kartentisch aufgebaut, zu beiden Seiten standen Klappstühle mit Segeltuchlehnen. Ich zuckte die Achseln. Ich spielte Schach, sogar ganz gut, aber das Spiel hatte keinen großen Reiz für mich. Es war eine Pflicht wie jede andere, denn ich konnte mir nicht erlauben zu gewinnen.
    Cahuella beugte sich über das Brett. Er trug einen Arbeitsanzug und darüber mehrere Patronengurte; an seinem Gürtel hingen verschiedene Dolche und Wurfgeschosse, und um den Hals hatte er einen Anhänger in Form eines Delphins. Wenn er die Figuren über das Brett schob, erinnerte er mich an einen alten General, der in einem großen Sandkasten mit verschiedenfarbigen Fähnchen gekennzeichnete Panzer und Infanteristen aufstellte. Sein Gesicht blieb unerschütterlich gelassen, der grüne Schein der Kaltlichter spiegelte sich so seltsam in seinen Augen wider, als käme ein Teil des Lichtes von innen. Und Gitta saß die ganze Zeit neben uns und schenkte ihrem Gemahl hin und wieder einen Fingerhut voll Pisco nach. Sie sprach kaum ein Wort.
    Es war eine schwierige Partie – schwierig deshalb, weil ich mich zu den ausgefallensten taktischen Verrenkungen zwingen musste. Ich war der bessere Schachspieler von uns beiden, aber Cahuella verlor nicht gern. Andererseits merkte er ziemlich rasch, wenn sein

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