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Chasm City

Chasm City

Titel: Chasm City Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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hier ist tot, Sky…«
    »Ich weiß.« Norquinco hatte noch nicht viele Schläfer besucht; dies war das erste Mal, dass Sky es für nötig erachtete, ihn mitzunehmen. »Die Koje hatte ich schon bei einer früheren Inspektionstour als Ausfall notiert.«
    Die Warnlichter des Tanks blinkten, was das Zeug hielt, aber vergeblich. Der Glasdeckel blieb hermetisch verschlossen, und Sky musste schon genau hinsehen, um sicher sein zu können, dass der Schläfer wirklich tot war und er sich nicht von fälschlich aufleuchtenden Anzeigen täuschen ließ.
    Aber die mumifizierte Gestalt unter dem Glas ließ keine Zweifel offen. Er warf einen Blick auf das Namensschild, verglich es mit seiner Liste und stellte zufrieden fest, dass sein erstes Urteil richtig gewesen war.
    Sky verließ den Raum, und Norquinco folgte ihm zum nächsten Schläfer.
    Die gleiche Geschichte. Auch hier ein toter Passagier, der einer ähnlichen Panne zum Opfer gefallen war. Ihn auftauen zu wollen, verbot sich von selbst. Wahrscheinlich fände sich im Körper dieser Frau keine einzige heile Zelle mehr.
    »Was für ein Jammer!«, seufzte Norquinco.
    »Ich weiß nicht«, gab Sky zurück. »Vielleicht haben die Todesfälle auch ihr Gutes. Ich hatte einen bestimmten Grund, dich mitzunehmen, Norquinco. Hör mir genau zu und versprich mir, dass nichts, was ich dir jetzt sage, diesen Raum jemals verlässt. Verstanden?«
    »Ich hatte mich schon gefragt, warum du dich mit mir treffen wolltest, Sky. Wir hatten doch seit Jahren keinen Kontakt mehr.«
    Sky nickte. »Ja, und inzwischen hat sich manches verändert. Aber ich habe dich nicht aus den Augen verloren. Ich habe verfolgt, wie du dir einen Platz gesucht hast, wo deine Fähigkeiten gebraucht werden, und ich weiß, dass du deine Sache gut machst. Das gilt auch für Gomez – aber mit ihm habe ich schon gesprochen.«
    »Was soll das alles, Sky?«
    »Es geht im Grunde um zwei Dinge. Zum Wichtigsten komme ich gleich. Aber vorher möchte ich dir eine technische Frage stellen. Was weißt du über diese Module?«
    »Nur so viel wie nötig, nicht mehr und nicht weniger. An der Säule befinden sich sechsundneunzig davon, und jedes enthält zehn Schläfer.«
    »Richtig. Und viele von diesen Schläfern sind mittlerweile tot.«
    »Ich kann dir nicht folgen, Sky.«
    »Sie sind tote Masse. Nicht nur die Schläfer, sondern auch die schweren Maschinen, die für die Lebenserhaltung nicht mehr gebraucht werden. Alles zusammen macht einen beachtlichen Bruchteil der Gesamtmasse des Schiffes aus.«
    »Ich kann dir noch immer nicht folgen.«
    Sky seufzte. Warum sahen die anderen die Lage niemals so klar wie er selbst? »Wir brauchen diese Masse nicht mehr. Im Moment belastet sie uns nicht, aber sobald wir abbremsen müssen, wird sie uns daran hindern, so stark zu verlangsamen, wie uns lieb wäre. Muss ich noch deutlicher werden? Dank dieser zusätzlichen Masse müssen wir mit dem Abbremsen früher beginnen als eigentlich nötig, wenn wir um 61 Cygni-A in den Orbit gehen wollen. Könnten wir andererseits jetzt die Module abwerfen, die wir nicht brauchen, dann könnten wir die Bremsphase verstärken und verkürzen. Damit hätten wir einen Vorsprung vor den übrigen Schiffen. Wir könnten den Planeten Monate vor allen anderen erreichen. Hätten Zeit, uns die besten Landeplätze auszusuchen und Siedlungen auf der Oberfläche zu gründen.«
    Norquinco überlegte. »Das ist nicht so einfach, Sky. Man hat nämlich… hm… Sicherungen eingebaut. Die Module können erst abgenommen werden, wenn wir den Orbit um Journey’s End erreichen.«
    »Das ist mir vollkommen klar. Deshalb wende ich mich ja an dich.«
    »Aha. Ich… verstehe.«
    »Es handelt sich um elektronische Sicherungen. Das heißt, wenn man sich genügend Zeit nimmt, lassen sie sich umgehen. Dir stehen dafür noch Jahre zur Verfügung – ich möchte die Module erst im allerletzten Moment abwerfen, bevor wir den Bremsvorgang einleiten.«
    »Warum so lange warten?«
    »Du begreifst es immer noch nicht, wie? Wir befinden uns im Kalten Krieg, Norquinco. Wir dürfen den Überraschungsvorteil nicht verspielen.« Er sah seinen alten Freund scharf an. Sollte er zu der Ansicht kommen, Norquinco sei nicht vertrauenswürdig, dann müsste er ihn bald töten. Aber er baute darauf, dass Norquinco einer so faszinierenden Aufgabe nicht widerstehen könnte.
    »Ja«, sagte der endlich. »Ich meine, theoretisch könnte ich die Sicherungen knacken. Es wäre schwierig – ungeheuer schwierig –, aber

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