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Chasm City

Chasm City

Titel: Chasm City Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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zu einer persönlichen Angelegenheit. Ein Grund mehr, um – ich wage es kaum auszusprechen – Satisfaktion zu fordern?«
    »Kommen Sie zur Sache.«
    »Ich begreife nicht, warum ich mit Ihnen spreche und nicht mit Cahuella. Warum steht nicht Cahuella vor mir?«
    Ich hatte Mühe, darauf eine Antwort zu finden, jedenfalls eine, die mich selbst zufrieden stellte. Cahuella war zwar ein harter Bursche gewesen, aber er hatte nie als Soldat gekämpft. Es gab Verhaltensweisen, die mir in Fleisch und Blut übergegangen waren, Cahuella aber einfach fehlten – er hätte ein halbes Leben gebraucht, um sie sich anzueignen. Er verstand sich auf Waffen, aber nicht unbedingt auf den Krieg. Strategie und Taktik waren bei ihm reine Theorie – er war ein guter Spieler und beherrschte die Regeln der Kriegführung bis in die Feinheiten –, aber er war nie von der Wucht einer einschlagenden Granate in den Dreck geschleudert worden, hatte nie einen seiner Körperteile außer Reichweite auf dem Boden liegen und zucken sehen wie eine gestrandete Qualle. Solche Erfahrungen machten einen nicht zwangsläufig zu einem besseren Menschen – aber sie veränderten den Charakter. Andererseits, hätte ihn das, was ihm fehlte, in irgendeiner Weise beeinträchtigt? Wir befanden uns schließlich nicht im Krieg. Und ich war für den Job auch kein Naturtalent. So ernüchternd es war, ich konnte mich des Verdachts nicht ganz erwehren, dass Cahuella an meiner Stelle bereits Erfolg gehabt hätte.
    Warum war also ich hier und nicht er?
    »Er hätte den Planeten nicht so ohne weiteres verlassen können«, sagte ich. »Er galt als Kriegsverbrecher und konnte sich nicht frei bewegen.«
    »Er hätte sicher Mittel und Wege gefunden, das Verbot zu umgehen«, sagte Chanterelle.
    Das Beunruhigende war, dass sie wahrscheinlich Recht hatte. Und das war das Letzte, worüber ich nachdenken wollte.
 
    »Es war nett, Sie kennen gelernt zu haben, Tanner. Vermutlich.«
    »Chanterelle, nicht…«
    Die Tür der Gondel schloss sich, und wir waren voneinander getrennt. Ich sah, wie sie den Kopf schüttelte. Die Maske verbarg ihren Gesichtsausdruck hinter katzenhaftem Gleichmut. Dann hob die Gondel ab und entfernte sich mit leisem Zischen. Wenn sich die Kabel spannten und wieder erschlafften, ertönte eine leise Musik, die an das Schwirren von Darmsaiten erinnerte.
    Wenigstens hatte sie der Versuchung widerstanden, mich im Mulch auszusetzen.
    Dafür stand ich in einem Bereich des Baldachins, wo ich mich nicht auskannte. Aber was hatte ich denn erwartet? Vermutlich hatte sich irgendwo in meinem Hinterkopf die Vorstellung festgesetzt, wir würden am Ende des Abends das Bett miteinander teilen. Angesichts der Tatsache, dass wir unsere Affäre damit begonnen hatten, Schusswaffen aufeinander zu richten und Drohungen auszutauschen, wäre das wahrhaftig ein überraschender Abschluss gewesen. Obendrein war sie noch schön – nicht so exotisch wie Zebra; vielleicht auch nicht so selbstbewusst –, wobei gerade das mit Sicherheit meine Beschützerinstinkte geweckt hatte. Dafür hätte sie mich ausgelacht – dummer männlicher Stolz – und natürlich mit vollem Recht. Und wenn schon. Sie gefiel mir, und wenn ich schon eine Rechtfertigung dafür brauchte, dass ich mich zu ihr hingezogen fühlte, kam es kaum noch darauf an, wie irrational die ausfiel.
    »Geh zum Teufel, Chanterelle«, sagte ich, aber es klang nicht allzu überzeugt.
    Das Sims, auf dem sie mich zurückgelassen hatte, sah aus wie der Landeplatz vor dem Escher-Turm, nur herrschte hier viel weniger Betrieb – Chanterelles Gondel war die einzige gewesen, und jetzt war auch sie fort. Ein leichter Regen fiel, als schwebte ein riesiger Drache über dem Baldachin und hauchte seinen feuchten Atem auf ihn herab.
    Ich trat an den Rand und spürte, wie Sky mit dem Regen über mich kam.

Neunundzwanzig
    Er machte seinen Rundgang bei den Schläfern.
    Sky und Norquinco befanden sich tief in einem der Bahntunnel entlang der Schiffssäule und gingen mit klirrenden Schritten über die metallenen Laufstege. Gelegentlich ratterte eine Kette von Frachtbehältern mit Material für die kleine Gruppe von Technikern, die am anderen Ende des Schiffes Tag und Nacht wie fromme Messdiener die Triebwerke studierten, in der einen oder anderen Richtung über die Schienen. Soeben kam ihnen wieder ein solcher Zug mit blinkenden, orangefarbenen Warnlichtern entgegengepoltert. Er füllte den Tunnel fast vollständig aus. Sky und Norquinco traten in eine

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