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Chasm City

Chasm City

Titel: Chasm City Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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ich solche Böcke schoss? Fehlleistungen wie diese ließen sich nicht so ohne weiteres mit Übermüdung erklären. Das Haussmann-Virus hatte zweifellos verheerendere Auswirkungen, als ich befürchtet hatte: nicht genug damit, dass es mich im Wachen wie im Träumen mit Scherben aus Skys Leben und seiner Zeit überschüttete, jetzt untergrub es schon die Fundamente meiner Identität und zerrüttete mein Ichbewusstsein. Und doch… selbst darin konnte ich einen gewissen Trost finden. Die Eisbettler hatten mir gesagt, ihre Therapie würde das Virus in nicht allzu langer Zeit austrocknen… Dennoch waren die Sky-Episoden zusehends eindringlicher geworden. Und warum sollte das Haussmann-Virus daran schuld sein, dass ich Ereignisse nicht aus Skys, sondern aus meiner eigenen Vergangenheit durcheinander brachte? Was hatte es davon, wenn ich Mirabel mit mir selbst verwechselte?
    Nein. Nicht Mirabel. Cahuella.
    Verstört – ich wollte nicht an jenen Traum von dem weißen Raum und dem Mann denken, dem ein Fuß fehlte – versuchte ich, den Gesprächsfaden wieder aufzunehmen.
    »Ich will nur sagen…«
    »Was?«
    »Ich will nur sagen, ich erwarte nicht etwa, bei meiner Rückkehr alles so vorzufinden, wie ich es verlassen habe. Aber es kann auch nicht schlimmer werden. Denn die Menschen, die mir etwas bedeuteten, waren vorher schon tot.«
 
    Dieses Haussmann-Virus ruinierte mich noch vollkommen. Ich fing an, mich selbst als Sky zu sehen, und Tanner Mirabel wurde immer mehr… wozu? Zu einer dritten Person, losgelöst von mir, nicht mehr ich selbst?
    Ich erinnerte mich an meine Verwirrung in Zebras Wohnung, als ich im Geiste jene Schachpartie immer wieder durchgespielt und manchmal gewonnen und dann wieder verloren hatte.
    Aber es war immer das gleiche Spiel gewesen.
    Damals musste es angefangen haben. Der Versprecher bedeutete nur, dass der Prozess genau wie das Haussmann-Virus die Grenzen meiner Träume überschritten hatte.
    Verstört versuchte ich abermals, den Gesprächsfaden wieder aufzunehmen.
    »Ich will nur sagen, ich erwarte nicht etwa, bei meiner Rückkehr alles so vorzufinden, wie ich es verlassen habe. Aber es kann auch nicht schlimmer werden. Denn die Menschen, die mir etwas bedeuteten, waren vorher schon tot.«
    »Ich denke, im Grunde geht es Ihnen darum, Genugtuung zu bekommen«, sagte sie. »Wie in den alten Empirika, wo der Adelige seinen Handschuh auf den Boden wirft und Satisfaktion fordert. So funktionieren Sie. Als ich diese Art von Empirika noch verschlang, hielt ich solche Szenen anfangs für absurd. So komisch konnte man sich doch nicht einmal in historischer Zeit benommen haben! Aber das war ein Irrtum. Die Strukturen sind nicht nur historisch belegt, sie sind sogar noch quicklebendig. Und in Tanner Mirabel sind sie neu erstanden.« Sie hatte die Katzenmaske wieder aufgesetzt, das lenkte den Blick auf den höhnisch verzogenen Mund, und ich hatte plötzlich Lust, diesen Mund zu küssen, wusste aber zugleich, dass der Moment dafür – falls es ihn je gegeben hatte – für immer vorüber war. »Tanner fordert Satisfaktion. Und er schreckt vor nichts zurück, um sie zu bekommen. Nichts ist ihm dafür zu absurd, zu blöd, zu sinnlos. Auch wenn er hinterher dasteht wie das letzte Arschloch.«
    »Bitte beleidigen Sie mich nicht, Chanterelle. Nicht wegen meiner Grundsätze.«
    »Das hat nichts mit Grundsätzen zu tun, Sie aufgeblasener Esel. Das ist nur dummer männlicher Stolz.« Ihre Augen wurden zu schmalen Schlitzen, und ihre Stimme bekam einen gehässigen Ton, den ich jedoch in jenem stillen Winkel meines Bewusstseins, wo ich den Streit als neutraler Zuschauer beobachtete, immer noch attraktiv fand. »Sagen Sie mir eines, Tanner. Denn eine Kleinigkeit haben Sie mir bei alledem noch nicht erklärt.«
    »Für reiche kleine Mädchen tue ich doch alles.«
    »Oh, wie sarkastisch. Geben Sie bloß Ihren Job nicht dran, um den aufreibenden Beruf des Redners zu ergreifen – Ihr messerscharfer Witz könnte uns allen zum Verhängnis werden.«
    »Sie wollten mir eine Frage stellen.«
    »Es geht um Ihren Boss – diesen Cahuella. Er hatte doch den Wunsch, Reivich selbst zu jagen, als er erfuhr, dass sich Reivich auf dem Weg nach Süden zu diesem – wie sagten Sie? – diesem Reptilienhaus befand?«
    »Weiter«, sagte ich unwirsch.
    »Warum hatte Cahuella dann nicht auch das Bedürfnis, die Sache selbst zu Ende zu bringen? Dadurch, dass Reivich diese Gitta getötet hatte, wurde das Ganze für Cahuella doch erst recht

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