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Chasm City

Chasm City

Titel: Chasm City Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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Nische und warteten, bis er vorüber war. Dabei bemerkte Sky, dass Norquinco etwas in seine Hemdtasche steckte, ein Stück Papier mit einer Reihe von teilweise ausgestrichenen Zahlen.
    »Mach voran«, drängte er. »Ich wollte Knoten Drei erreichen, bevor die nächste Ladung kommt.«
    »Kein Problem«, sagte Norquinco. »Der nächste Zug ist erst in… siebzehn Minuten fällig.«
    Sky sah ihn erstaunt an. »Das weißt du?«
    »Natürlich. Es gibt einen Fahrplan, Sky.«
    »Natürlich; das ist mir bekannt. Ich konnte mir nur nicht vorstellen, wieso ihn ein Mensch, der bei Verstand ist, auswendig lernen sollte.«
    Schweigend gingen sie weiter zum nächsten Knoten. In dieser Entfernung von den Wohnbereichen war das Schiff ungewöhnlich ruhig, selbst die Luftpumpen oder die anderen lärmenden Lebenserhaltungssysteme waren hier kaum zu hören. Die Schläfer mussten zwar ständig cybernetisch überwacht werden, entzogen aber dem Schiffsnetz nur sehr wenig Energie. Die Kühlsysteme für die Momios brauchten keine Schwerarbeit zu leisten, denn man hatte die Schläfer bewusst ganz nahe am Weltraum platziert; sie schlummerten nur wenige Meter von der Eiseskälte des interstellaren Vakuums entfernt. Sky trug einen Thermoanzug, und der Atem gefror ihm vor dem Mund zu einer weißen Wolke. Immer wieder zog er sich die Kapuze über den Kopf, bis ihm wieder warm war. Norquinco dagegen nahm die Kapuze niemals ab.
    Sky war mit Norquinco schon seit längerem nicht mehr zusammengekommen. Seit Balcazars Tod hatten sie kaum ein Wort miteinander gesprochen. Sky war vollauf beschäftigt gewesen, auf der Karriereleiter immer höher zu klettern. Vom Leiter der Sicherheitswache war er zuerst an die dritte und dann an die zweite Stelle der Schiffshierarchie aufgerückt. Nun stand nur noch Ramirez zwischen ihm und der unumschränkten Herrschaft über die Santiago. Constanza bereitete ihm natürlich nach wie vor Schwierigkeiten, obwohl er sie auf einen unwichtigen Posten in der Sicherheitswache abgeschoben hatte – aber er würde nicht dulden, dass sie seine Pläne störte. Der Captain war nach dem Führungswechsel in einer extrem angreifbaren Position. Die Schiffe befanden sich im Kalten Krieg; die politische Situation an Bord war von einem krankhaften Misstrauen geprägt, das jede Fehleinschätzung gnadenlos bestrafte. Ein geschickt inszenierter Skandal würde genügen, um Ramirez aus dem Amt zu hieven; ein Mord hätte allmählich etwas zu viel Aufsehen erregt. Sky hatte sich bereits etwas ausgedacht, einen Skandal, der nicht nur Ramirez beseitigte, sondern auch geeignet war, seine eigenen Pläne zu decken.
    Sie erreichten den Knoten und stiegen zu einem der sechs Kälteschlafmodule an diesem Punkt der Säule hinab. Jedes Modul enthielt zehn Kojen, und das Betreten einer Koje war mit so großen Umständen verbunden, dass man an einem einzigen Tag immer nur einen kleinen Bruchteil aller Momios besuchen konnte. Dennoch hatte Sky im Zuge seines Aufstiegs zum Stellvertreter des Captains darauf geachtet, den Schläfern nie all zu lange fern zu bleiben.
    Dabei war es von Jahr zu Jahr einfacher geworden, sie alle aufzusuchen und sich über ihren Zustand zu informieren. Hin und wieder fiel nämlich eine von den Kälteschlafkojen aus, und damit war sichergestellt, dass der betreffende Schläfer niemals reanimiert werden konnte. Sky hatte über die Toten peinlich genau Buch geführt und alle Häufungen vermerkt, die darauf hinweisen konnten, dass ein Lebenserhaltungssystem verrückt spielte. Aber im Großen und Ganzen waren die Todesfälle nach dem Zufallsprinzip entlang der Säule verteilt. Mehr konnte man nicht erwarten von den uralten, in hohem Maße störanfälligen Systemen, die sich beim Start der Flottille noch im Versuchsstadium befunden hatten. Den Funksprüchen von zu Hause war zu entnehmen, dass man dort in der Kryo-Technik große Fortschritte gemacht und Verbesserungen eingeführt hatte, die diese Kälteschlaftanks etwa so rückständig erscheinen ließen wie einen ägyptischen Sarkophag. Aber davon konnte man innerhalb der Flottille nicht profitieren. Die vorhandenen Kojen aufrüsten zu wollen, wäre viel zu riskant gewesen.
    Sky und Norquinco krochen durch den Verbindungsgang, bis sie das erste Kälteschlafmodul erreichten, und betraten eine der zehn im Kreis angeordneten Kojen. Sobald die Kammer ihre Gegenwart spürte, strömte Luft ein, die Lichter flammten auf und die Statusanzeigen erwachten zum Leben, aber es blieb eisig kalt.
    »Der

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