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Chasm City

Chasm City

Titel: Chasm City Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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den Hafenbrecher. Der grelle Atomblitz hatte die Reinheit einer heiligen Flamme, die Plasmasphäre erblühte wie eine Blume. Dann verlor sich das Blau-Weiß im interstellaren Schwarz, und nichts blieb zurück.
    »Was hast du eben getan?«, fragte Gomez.
    Sky lächelte: »Ich habe jemanden von seinem Elend erlöst.«
 
    »Ich hätte ihn töten sollen«, sagte Zebra, als sich der Inspektionsroboter der Oberfläche näherte.
    »Ich weiß, wie dir zumute ist«, sagte ich. »Aber dann wären wir wahrscheinlich nicht mehr weggekommen.« Sie hatte auf Ferris gezielt, aber man konnte nicht so genau erkennen, wo Ferris aufhörte und sein Rollstuhl anfing, und so hatte der Schuss nur das Lebenserhaltungssystem beschädigt. Von Ferris war ein Wimmern gekommen, dann hatte er versucht, einen Satz zu bilden, doch das Innenleben des Stuhles hatte nach langem Rattern und Knirschen nur eine Folge von sinnlosen Pfiffen hervorgebracht. Vermutlich war mehr als ein schlecht gezielter Schuss erforderlich, um einen vierhundert Jahre alten Mann zu töten, dessen Blut mit Traumfeuer übersättigt war.
    »Und was hat dir der kleine Ausflug nun eingebracht?«, fragte sie.
    »Das würde ich auch gern wissen«, sagte Quirrenbach. »Wir haben lediglich etwas mehr über die Produktionsmethode erfahren. Gideon ist immer noch da unten, und Ferris ebenfalls. Nichts hat sich geändert.«
    »Das kommt noch«, sagte ich.
    »Was heißt das?«
    »Das war nur ein Informationsbesuch. Wenn alles vorüber ist, fahre ich noch einmal hinunter.«
    »Beim nächsten Mal wird er uns erwarten«, sagte Zebra. »Dann rauschen wir nicht mehr so leicht durch die Kontrollen.«
    »Wir?«, fragte Quirrenbach. »Du bist zu diesem zweiten Besuch bereits fest entschlossen, Taryn?«
    »Richtig. Und tu mir bitte einen Gefallen. Nenn mich von jetzt an Zebra.«
    »Ich würde an Ihrer Stelle auf sie hören, Quirrenbach.« Der Inspektionsroboter kippte langsam in die Horizontale, wir näherten uns dem Raum, wo Chanterelle – hoffentlich – noch auf uns wartete. »Ja, wir gehen noch einmal zurück, und nein, beim zweiten Mal wird es nicht mehr so einfach.«
    »Was versprechen Sie sich davon?«
    »Da unten ist jemand, der von seinem Elend erlöst werden sollte, wie ein guter Freund von mir es einmal ausdrückte.«
    »Soll das heißen, Sie wollen Gideon töten?«
    »Lieber das, als ständig daran denken zu müssen, wie er leidet.«
    »Aber das Traumfeuer …«
    »Die Stadt wird eben lernen müssen, darauf zu verzichten. Darauf und auf alles andere, was sie Gideon verdankt. Sie haben gehört, was Ferris sagte. Die Reste von Gideons Schiff liegen immer noch da unten und verändern die chemische Zusammensetzung der Gase im Abgrund.«
    »Aber Gideon ist nicht mehr im Schiff«, sagte Zebra. »Du glaubst doch nicht, dass er es immer noch beeinflusst, oder?«
    »Ich hoffe nicht«, sagte Quirrenbach. »Angenommen, Sie töten ihn, und der Abgrund hört plötzlich auf, die Stadt mit all den Dingen zu versorgen, auf die sie angewiesen ist… können Sie sich wirklich vorstellen, was dann geschieht?«
    »Ja«, sagte ich. »Verglichen damit wäre die Seuche wahrscheinlich wie ein Schnupfen. Trotzdem würde ich es tun.«
    Chanterelle erwartete uns. Als wir eintrafen, öffnete sie die Ausstiegsluke und betrachtete uns nervös. Erst als sie überzeugt war, auch wirklich die Personen vor sich zu haben, die hinuntergefahren waren, legte sie ihre Waffe weg und half uns heraus. Wir atmeten erleichtert auf, als wir das Rohr endlich verlassen konnten. Auch hier war die Luft keineswegs frisch, dennoch sog ich sie in tiefen Zügen in meine Lungen.
    »Nun?«, fragte Chanterelle. »Hat es sich gelohnt? Sind Sie an Gideon herangekommen?«
    »So weit wie nötig«, antwortete ich.
    In diesem Moment war unter Zebras Kleidern ein gedämpftes Klingeln zu hören. Sie reichte mir ihre Waffe und fischte eins von den klobigen Uralt-Telefonen aus der Tasche, die derzeit in Chasm City der letzte Schrei waren.
    »Er hat wohl schon die ganze Fahrt über versucht, mich zu erreichen«, sagte sie, als sie den Bildschirm aufklappte.
    »Wer ist es?«, fragte ich.
    »Pransky.« Zebra hielt sich das Telefon ans Ohr, während ich Chanterelle erklärte, der Mann sei Privatdetektiv und hätte als Statist alles mitbekommen, was seit meiner Ankunft geschehen war. Zebra redete leise auf ihn ein und schirmte dabei mit einer Hand die Sprechmuschel ab. Ich konnte nicht hören, was Pransky sagte, und auch Zebras Äußerungen bekam ich

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