Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Chasm City

Chasm City

Titel: Chasm City Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
Vom Netzwerk:
nur zur Hälfte mit – aber das genügte mir.
    Jemand, vermutlich einer von Pranskys Kontaktleuten, war ermordet worden. Pransky telefonierte vom Schauplatz des Verbrechens, und so, wie Zebra mit ihm sprach, war er sehr aufgeregt und wäre wohl lieber an jedem anderen Ort der Welt gewesen.
    »Haben Sie…?« Sie wollte wahrscheinlich fragen, ob er die Behörden benachrichtigt hätte, doch dann begriff sie, dass die Obrigkeit da, wo Pransky sich aufhielt, noch weniger zu sagen hatte als im Baldachin.
    »Nein, warten Sie. Niemand braucht davon zu erfahren, bis wir dort sind. Sie rühren sich nicht von der Stelle.« Damit klappte Zebra das Telefon zu und steckte es wieder ein.
    »Was ist los?«, fragte ich.
    »Jemand hat sie umgebracht«, antwortete Zebra.
    Chanterelle sah sie an. »Wen umgebracht?«
    »Die dicke Frau. Dominika. Sie ist Geschichte.«

Siebenunddreißig
    »Könnte es Voronoff gewesen sein?«, fragte ich, als wir uns dem Grand Central Terminal näherten. Wir hatten ihn am Bahnhof zurückgelassen, bevor wir in den Abgrund einfuhren, um Gideon zu suchen, aber so, wie ich den Mann kennen gelernt hatte, passte ein solcher Mord nicht zu ihm. Ich hätte ihm zugetraut, auf eine interessante Weise als Mittel gegen die Langeweile Selbstmord zu begehen, nicht aber, eine so bekannte Persönlichkeit wie Dominika zu töten. »Ich finde, das ist einfach nicht sein Stil.«
    »Weder seiner noch Reivichs«, sagte Quirrenbach. »Obwohl das nur Sie mit Sicherheit sagen können.«
    »Reivich mordet nicht wahllos«, sagte ich.
    »Vergiss nicht, dass Dominika sich leicht Feinde machte«, mahnte Zebra. »Sie war nicht gerade die verschwiegenste Person in der Stadt. Vielleicht hat Reivich sie getötet, weil sie über ihn redete.«
    »Nur wissen wir bereits, dass er gar nicht in der Stadt ist«, sagte ich. »Reivich befindet sich im Orbit in einem Habitat namens Refugium. Oder stimmt das nicht?«
    »So viel ich weiß, schon, Tanner«, sagte Quirrenbach.
    Voronoff war nirgendwo zu sehen, aber das wunderte mich nicht: wir hatten ihn hier abgesetzt, aber ich hatte nicht ernsthaft erwartet, dass er bleiben würde. Es war auch nicht weiter wichtig gewesen. Voronoff spielte in der ganzen Affäre bestenfalls eine Nebenrolle, und sollte ich ihn jemals wieder sprechen müssen, dann müsste er, prominent wie er war, leicht aufzuspüren sein.
    Dominikas Zelt in der Mitte des Basars sah genau so aus, wie ich es in Erinnerung hatte. Die Zeltklappen waren geschlossen, und es waren keine Kunden in der Nähe, aber es wies auch nichts darauf hin, dass hier ein Mord stattgefunden hatte. Ihr Schlepper, der sonst die Kunden in ihr Zelt holte, ließ sich nicht blicken, aber selbst das fiel nicht weiter auf, denn auf dem ganzen Basar war es heute ungewöhnlich ruhig. Offenbar waren keine Flüge angekommen; kein Zustrom von Kunden mit Neural-Implantaten, die entfernt werden mussten.
    Pransky wartete gleich hinter dem Eingang und spähte durch einen schmalen Spalt im Segeltuch.
    »Das hat aber lange gedauert.« Als sein Trauerblick Chanterelle, mich und Quirrenbach erfasste, bekam er große Augen. »So, so. Eine ganze Jagdgesellschaft.«
    »Lassen Sie uns doch einfach rein«, sagte Zebra.
    Pransky hielt die Tür auf, und wir traten in den Empfangsraum, wo ich gewartet hatte, während Quirrenbach auf dem Tisch lag.
    »Ich muss Sie warnen«, sagte er. »Ich habe alles so gelassen, wie ich es vorgefunden habe. Aber es ist kein schöner Anblick.«
    »Wo ist der Junge?«, fragte ich.
    »Der Junge?«, wiederholte er, als hätte ich ein ihm unbekanntes Gossenschimpfwort benutzt.
    »Tom. Ihr Helfer. Er kann nicht weit sein. Vielleicht hat er etwas gesehen. Vielleicht schwebt er auch selbst in Gefahr.«
    Pransky schnalzte mit der Zunge. »Ich habe keinen ›Jungen‹ gesehen. Ich war auch wahrhaftig mit anderen Dingen beschäftigt. Wer immer das getan hat, war…« Er verstummte, aber ich konnte mir vorstellen, was ihm durch den Kopf ging.
    »Es kann kein Einheimischer gewesen sein«, sagte Zebra in das Schweigen hinein. »Niemand von hier würde eine Goldmine wie Dominika einfach zuschütten.«
    »Du sagtest doch, die Leute, die nach mir gefragt hätten, seien nicht von hier?«
    »Was für Leute?«, fragte Chanterelle.
    »Ein Mann und eine Frau«, antwortete Zebra. »Sie haben Dominika besucht, um sich nach Tanner zu erkundigen. Sie stammten eindeutig nicht aus der Stadt. Ein seltsames Paar, so weit ich das sagen kann.«
    »Du glaubst, sie wären

Weitere Kostenlose Bücher