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Chasm City

Chasm City

Titel: Chasm City Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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einen winzigen Augenblick war es, als erstrahlten Million von Sonnen. Zwinkere einmal mit den Lidern, Sky – und stell dir vor, dass in dieser Zeit tausend Menschen zu Asche verbrennen.«
    Sky dachte an den Blitz in seinem Kinderzimmer zurück.
    Drei Jahre war er damals alt gewesen. Das Licht hätte ihn sicher mehr erschreckt, hätte Clowns seltsamer Zusammenbruch am gleichen Tag nicht alles andere überschattet. Obwohl er es nie ganz vergaß, wenn er an das Ereignis dachte, war das Wichtigste doch immer noch die grenzenlose Enttäuschung über den Gefährten seiner Kindheit, die Erkenntnis, dass Clown nur ein Trugbild aus flimmernden Punkten gewesen war. Wie hätte ihn der kurze, helle Blitz mehr erschüttern können als diese Katastrophe?
    »Hat jemand die Explosion herbeigeführt?«
    »Nein, das glaube ich nicht. Jedenfalls nicht mit Absicht. Aber es könnte ein Experiment gewesen sein.«
    »Mit den Triebwerken?«
    »Manchmal denke ich mir, dass es so gewesen sein muss.« Jetzt sprach sein Vater fast verschwörerisch leise. »Unsere Schiffe sind sehr alt, Sky. Ich wurde genau wie du an Bord geboren. Mein Vater war ein junger Mann, noch kaum erwachsen, als er mit der ersten Generation den Merkur-Orbit verließ. Das war vor hundert Jahren.«
    »Aber das Schiff nützt sich doch nicht ab«, sagte Sky.
    »Nein«. Titus nickte mit Nachdruck. »Unsere Schiffe sind noch fast so gut wie an dem Tag, an dem sie gebaut wurden. Das Problem ist nur, sie werden nicht besser. Damals gab es auf der Erde noch Menschen, die auf unserer Seite standen und uns auch während der Reise unterstützen wollten. Sie hatten im Lauf der Jahre viel über die Konstruktion unserer Schiffe nachgedacht und immer wieder überlegt, wie sie uns mit kleinen Dingen das Leben erleichtern könnten. Sie schickten uns ihre Vorschläge: Verbesserungen an den lebenserhaltenden Systemen; Modifikationen für die Kälteschlafkojen. Wir hatten in den ersten Jahrzehnten Dutzende von Schläfern verloren, Sky – aber mit den neuen Einstellungen bekamen wir das Problem allmählich in den Griff.«
    Auch das war Sky neu: die Vorstellung, dass einige von den Schläfern nicht mehr am Leben sein sollten, wollte ihm zunächst nicht in den Kopf. Schließlich war auch der Kälteschlaf so etwas wie der Tod. Doch sein Vater erklärte ihm, dass den Schläfern allerhand zustoßen konnte, was ein erfolgreiches Auftauen verhinderte.
    »Aber in letzter Zeit… jedenfalls seit deiner Geburt – ist alles sehr viel besser geworden. In den vergangenen zehn Jahren hatten wir nur zwei Todesfälle.«
    Später sollte Sky sich fragen, was man mit diesen Toten gemacht hatte; ob sie etwa immer noch im Schiff waren. Die Erwachsenen hingen an den Momios wie eine religiöse Sekte an einem seltenen und sehr empfindlichen Heiligenbild.
    »Aber es gab noch einen Verbesserungsvorschlag«, fuhr sein Vater fort.
    »Die Triebwerke?«
    »Ja.« Tiefer Stolz klang aus Titus’ Stimme. »Die Triebwerke sind derzeit abgeschaltet und werden erst kurz vor dem Ziel wieder gezündet – aber wenn es eine Möglichkeit gäbe, ihre Leistung zu verbessern, könnten wir, wenn wir Journey’s End erreichen, schneller abbremsen. Wie die Dinge jetzt liegen, müssten wir das Bremsmanöver einleiten, wenn wir vom Schwan noch Jahre entfernt sind – doch bei besserer Triebwerksleistung könnten wir länger mit Reisegeschwindigkeit fliegen und kämen eher ans Ziel. Schon eine kleine Steigerung – eine Zeitersparnis von wenigen Jahren – wäre ein Erfolg, besonders, wenn wir weitere Schläfer verlieren sollten.«
    »Wird es dazu kommen?«
    »Das werden wir erst sehr viel später erfahren. In fünfzig Jahren, wenn wir unserem Ziel schon sehr nahe sind, werden die Geräte, mit denen die Schläfer im Kälteschlaf gehalten werden, sehr alt geworden sein. Sie gehören zu den wenigen Systemen, die wir nicht laufend reparieren und modernisieren können – zu kompliziert und zu gefährlich. Jede Verkürzung der Flugzeit wäre also ein Gewinn. Denk an meine Worte – in fünfzig Jahren wirst du um jeden Monat kämpfen, den du von der Reisezeit abknapsen kannst.«
    »Haben die Leute zu Hause denn einen Weg gefunden, um die Leistung der Triebwerke zu steigern?«
    »Genau so war es.« Sein Vater freute sich, dass er das erraten hatte. »Natürlich hatten alle Schiffe der Flottille die entsprechenden Anweisungen erhalten, und wir waren auch in der Lage, die empfohlenen Umbauten vorzunehmen. Doch zunächst zögerten wir noch. Man

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