Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Chasm City

Chasm City

Titel: Chasm City Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
Vom Netzwerk:
Schiffsrumpfs, über den immer wieder grell violette Blitze zuckten. Selbst im Flug war ständig ein Trupp Arbeiter an der Außenseite der Strelnikov damit beschäftigt, irgendwelche losen Teile wieder anzuschweißen.
    »Wir sollten uns hier nicht länger aufhalten als unbedingt nötig. Ich durchsuche diese Seite; sie fangen auf der anderen an. Mal sehen, ob sich etwas Brauchbares findet.«
    »Gute Idee«, sagte Quirrenbach.
    Ich machte mich ans Werk. Die Kabine hatte an beiden Seiten von Wand zu Wand reichende Einbauschränke – sie musste einmal als Abstellkammer gedient haben. Ich hatte nicht die Zeit, um sämtliche Fächer systematisch zu durchsuchen, also stopfte ich alles, was irgendwie wertvoll aussah, in meine Reisetasche und in die tiefen Taschen von Vadims Mantel. Ich fand jede Menge Schmuck, Daten-Monokel, Holokameras im Kleinformat und Translatorbroschen; lauter Dinge, bei denen man davon ausgehen konnte, dass Vadim sie den wohlhabenderen Passagieren der Strelnikov abgenommen hatte. Nach einer Uhr musste ich längere Zeit suchen – Raumreisende pflegten keine Uhren mitzunehmen, wenn sie von einem System zum anderen flogen. Schließlich fand ich eine, die auf Yellowstone-Zeit eingestellt war. Das Zifferblatt bestand aus einer Reihe von konzentrischen Scheiben, um die winzige Smaragdplaneten im Sekundentakt tickend ihre Bahnen zogen.
    Ich streifte mir die Uhr über das Handgelenk und genoss das ungewohnte Gewicht.
    »Sie können ihn doch nicht so einfach ausplündern«, protestierte Quirrenbach schüchtern.
    »Vadim kann ja Beschwerde einreichen.«
    »Darum geht es doch nicht. Aber was Sie hier machen, ist genauso schlimm wie…«
    »Hören Sie«, sagte ich, »glauben Sie wirklich, er hätte auch nur einen einzigen von diesen Gegenständen gekauft? Das ist alles Diebesgut; wahrscheinlich gehörte es Passagieren, die längst nicht mehr an Bord sind.«
    »Trotzdem wäre es möglich, dass er einiges davon erst kürzlich gestohlen hat. Wir sollten uns bemühen, die Sachen ihren rechtmäßigen Eigentümern zurückzuerstatten. Oder sehen Sie das anders«?
    »Theoretisch könnte man vielleicht so argumentieren.« Ich setzte die Suche fort. »Aber wie wollen Sie jemals feststellen, wer die Eigentümer sind? Als ich im Gemeinschaftszentrum danach fragte, hat sich meines Wissens niemand gemeldet. Und überhaupt – warum regen Sie sich deshalb so auf?«
    »Vielleicht habe ich noch Reste eines Gewissens, Tanner.«
    »Obwohl der Gauner Sie fast umgebracht hätte?«
    »Hier geht es ums Prinzip.«
    »Hm – wenn Sie meinen, dass Sie dann nachts besser schlafen, dann gehen Sie ruhig. Ich suche allein weiter. Hatte ich Sie eigentlich um Ihre Begleitung gebeten?«
    »Nicht ausdrücklich, nein…« Unschlüssig, sichtlich mit sich ringend, kramte er in einer geöffneten Schublade, zog eine einzelne Socke heraus und betrachtete sie lange mit traurigem Blick. »Verdammt, Tanner. Hoffentlich haben Sie Recht und er ist wirklich ohne jeden Einfluss.«
    »Oh, ich glaube, darüber brauchen wir uns keine Sorgen zu machen.«
    »Sie sind ganz sicher?«
    »Ich kenne mich mit solchem Ungeziefer ziemlich gut aus, glauben Sie mir.«
    »Nun ja… vielleicht ist es ja wirklich so. Gehen wir zumindest einmal davon aus.« Damit begann Quirrenbach zunächst langsam, dann aber mit wachsender Begeisterung wahllos Vadims Diebesgut einzusacken. Vor allem die Bündel mit den Stoner-Banknoten hatten es ihm angetan. Ich griff hinüber und nahm zwei Rollen an mich, bevor er alles verschwinden lassen konnte.
    »Danke. Das reicht mir schon.«
    »Ich wollte gerade etwas an Sie weitergeben.«
    »Natürlich.« Ich blätterte die Scheine durch. »Ist das Zeug überhaupt noch etwas wert?«
    »Ja«, sagte er nachdenklich. »Jedenfalls im Baldachin. Womit man im Mulch bezahlt, weiß ich nicht, aber es ist wohl kein Fehler, es mitzunehmen.«
    Ich bediente mich noch einmal. »Vorsicht ist besser als Nachsicht, so lautet meine Devise.«
    Ich suchte weiter – wühlte mich durch neue Berge von Krimskrams und Schmuck –, bis ich ein Gerät fand, das so aussah, als könne man damit Empirika abspielen, aber schmaler und eleganter war als die Geräte, die ich von Sky’s Edge kannte. Es ließ sich so raffiniert zusammenklappen, dass es nicht größer war als eine Bibel.
    Ich steckte es zusammen mit einer Auswahl von Datenstäben, die ich an sich schon für einigermaßen wertvoll hielt, in eine leere Manteltasche.
    »Wir sprachen vorhin von dieser Seuche…«,

Weitere Kostenlose Bücher