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Chasm City

Chasm City

Titel: Chasm City Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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Ausgänge zu schweben.
    Ich berechnete meine Flugbahn und kam ihm zuvor. Nur einen Moment lang durfte ich das schwindelerregende Gefühl des freien Falls genießen, dann prallte ich einen Meter neben Vadim und seinem Opfer gegen die Wand. Vadim sah mich erschrocken an.
    »Meera-Bell… Ich dachte, wirr hätten Verhandlungen abgeschlossen?«
    Ich lächelte.
    »Ich habe sie eben wiederaufgenommen, Vadim.«
    Ich hatte mich gut verankert. Nun hieb ich Vadim mit der gleichen Lässigkeit, mit der er den anderen Mann geschlagen hatte, etwa an der gleichen Stelle die Faust in den Magen. Vadim fiel in sich zusammen wie eine nass gewordene Origami-Figur und stöhnte leise.
    Die übrigen Anwesenden zeigten inzwischen etwas mehr Anteilnahme für das Geschehen.
    Ich richtete das Wort an sie. »Ich weiß nicht, ob dieser Mann auch Ihnen schon zu nahe getreten ist, ich halte ihn jedenfalls nicht für so gefährlich, wie er Sie gerne glauben machen würde. Sollten Sie Schutzgeld an ihn bezahlt haben, dann haben Sie Ihr Geld höchstwahrscheinlich zum Fenster hinausgeworfen.«
    Vadim würgte heraus: »Du bist ein toter Mann, Meera-Bell.«
    »Dann habe ich ja nicht mehr viel zu befürchten.« Ich sah den anderen Mann an. Er hatte wieder ein wenig Farbe bekommen und wischte sich mit dem Ärmel über den Mund. »Alles klar? Ich habe nicht mitbekommen, wie der Kampf anfing.«
    Der Mann sprach Norte, aber sein Akzent war so stark, dass ich ihn nicht gleich verstand. Er war ziemlich klein, aber so untersetzt wie eine Bulldogge. Und die Ähnlichkeit beschränkte sich nicht nur auf den Körperbau. Auch das Gesicht mit der platten Nase wirkte ungemein reizbar und streitlustig, und das dünne Haar sprießte ihm in kurzen Borsten aus dem Schädel.
    Nun zog er sich die Kleider zurecht. »Ja… so weit ist alles klar, vielen Dank. Dieser Flegel bedrohte mich zuerst mit Worten, dann wurde er auch noch handgreiflich. In diesem Stadium hoffte ich noch, dass mir jemand zu Hilfe kommen würde, aber ich schien plötzlich zu einem Teil des Mobiliars geworden zu sein.«
    »Das ist mir nicht entgangen.« Ich warf einen verächtlichen Blick in die Runde. »Immerhin haben Sie sich gewehrt.«
    »Mit ziemlich mäßigem Erfolg.«
    »Vadim ist leider nicht der Typ, der mutige Gesten zu schätzen wüsste. Ist so weit wirklich alles in Ordnung?«
    »Ich denke schon. Eine leichte Übelkeit, das ist alles.«
    »Warten sie.«
    Ich schnalzte mit den Fingern und rief damit den Servomaten herbei, der in cybernetischer Unschlüssigkeit ein paar Meter entfernt von uns schwebte. Als er näher kam, versuchte ich, noch eine Scop-Dex-Spritze zu erstehen, aber jetzt war mein Bordkonto leer.
    »Vielen Dank«, sagte er Mann und biss die Zähne zusammen. »Was ich auf dem Konto habe, müsste genügen.« Er wechselte ein paar Worte auf Canasisch mit der Maschine, so schnell und leise, dass ich nicht folgen konnte, und schon sprang eine neue Spritze heraus.
    Während mein Schützling unbeholfen die Nadel in die Vene praktizierte, wandte ich mich an Vadim. »Ich habe heute meinen großzügigen Tag. Du kannst jetzt gehen. Aber lass dich in diesem Raum nicht wieder blicken.«
    Er kräuselte spöttisch die Lippen. Tropfen von Erbrochenen hingen wie Schneeflocken an seinen Wangen.
    »Wir sind noch nicht fertig miteinander, Meera-Bell.«
    Er ließ den Riemen los, hielt inne und sah sich nach den anderen Passagieren um. Offenbar wollte er seinem Abgang wenigstens ein Minimum an Würde verleihen. Die Mühe war vergeblich, denn ich hatte etwas anderes mit ihm vor.
    Vadim spannte die Muskeln an, um sich von der Wand abzustoßen.
    »Moment noch«, sagte ich. »Glaubst du etwa, ich lasse dich gehen, ohne dass du zurückgibst, was du gestohlen hast?«
    Er zögerte, sah sich nach mir um. »Dir habe ich nichts gestohlen.« Er wandte sich an den anderen Mann. »Auch Ihnen nicht, Mister Quirrenbach.«
    »Ist das wahr?«, fragte ich den Mann, dem ich zu Hilfe gekommen war.
    Auch Quirrenbach zögerte und sah erst Vadim an, bevor er antwortete. »Ja… das ist wahr. Er hat mir nichts gestohlen. Ich hatte bis jetzt nicht mit ihm gesprochen.«
    Ich hob die Stimme. »Was ist mit den anderen? Wurden Sie von dem Bastard in irgendeiner Weise betrogen?«
    Schweigen. Ich hatte nichts anderes erwartet. Niemand würde mehr freiwillig zugeben, dass er einer kleinen Ratte wie Vadim auf den Leim gegangen war, nachdem sie alle gesehen hatten, wie erbärmlich er tatsächlich war.
    »Siehst du«, sagte Vadim. »Du

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