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Chemie der Tränen

Chemie der Tränen

Titel: Chemie der Tränen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Carey
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gegeben) sowohl in historischem Sinne (ca. 1854 ) wie auch in Anbetracht einer möglichen Verwendung seitens des Ausstellungskomitees beurteilen zu können. Dafür ist es eindeutig noch zu früh.
    Der Kurator sprach sich nachdrücklich dafür aus, dass die Konservatoren die Arbeit in drei Schritten angehen.
    Zustandsbeurteilung und Identifikation
Restauration des Automaten sowie Unterbringung des Uhrwerks in einem neu herzustellenden Piedestal oder Sockel à la Vaucanson. Dies würde es uns erlauben, das Stück irgendwann im Jahr 2011 auszustellen und zusätzliche Mittel für Phase zwei zu beantragen. Die Konservatorin erklärte sich mit dieser Strategie grundsätzlich einverstanden.
Restauration des ursprünglichen Unterbaus, der nicht nur eine Reihe spezifischer Rätsel aufgibt, sondern auch umfangreichere Mittel erfordert, als das Museum sie gegenwärtig auch nur in Erwägung ziehen kann.
    Die Sitzungsteilnehmer waren mit der Konservatorin der Abteilung Horologie der Ansicht, dass Zustandsbeurteilung und Identifikation in angemessener Zeit von einer Konservatorin allein durchgeführt werden können.
    S. Hall sagte, eine Assistentin (Absolventin sowohl von Courtauld wie von West Dean – jung, doch mit besten Empfehlungen) könne beinahe sofort hinzugezogen werden. E. Croft erklärte sich einverstanden, den Fortgang der Arbeiten in zehn Tagen zu beurteilen und zu besprechen, welche zusätzlichen Ressourcen verfügbar gemacht werden sollten.
    Angesichts des Alters des Automaten und seiner unzulänglichen Aufbewahrung gab C. Gehrig zu bedenken, dass Federn wie Wellen nicht länger geölt seien. Die Entnahme der Federn aus dem Federgehäuse erfordere die Herstellung einer hölzernen Spannvorrichtung, welche nicht ganz billig werden dürfte, vor allem, da man sie außer Haus, nämlich am Londoner University College, anfertigen lassen müsse. E. Croft will mit dem College reden und versuchen, einen möglichst günstigen Kostenvoranschlag einzuholen. Er betonte, dass das Budget für diese Restaurierung anfänglich zwar begrenzt sei, er jedoch große Hoffnungen hege, ›den Geldhahn aufdrehen‹ zu können.

Catherine
    Menschliche Gesellschaft ist das Letzte, wonach mir der Sinn steht, aber da ist sie, meine unerwünschte Assistentin, erschreckend jung und eifrig, mit langem blonden Haar, dunklen Augenbrauen und einer schlanken, wie für Reithosen, Windjacken und schlichte weiße Blusen geschaffenen Figur.
    »Sie sind Amanda?«
    »Ja.«
    »Sie sind die vom Courtauld-Institut?«
    »Die bin ich, ja.« Ihr Akzent ist oberste Upperclass, allerdings mit ein paar verwischten Vokalen, eine seltsame Melange aus Faubourg St. Germain und Essex. Bei dem Klang tun mir die Zähne weh.
    »Kommen Sie herein«, sage ich behutsam, um meinen Kater nicht zu wecken.
    Durchdringende Stimme oder nicht, sie ist wirklich hübsch mit ihrer Porzellanhaut, den überaus blauen Augen und langen Wimpern. Artig wartet sie, während ich den Computer hochfahre, doch als ich feststelle, dass der Museumsserver funktioniert, denke ich nur noch daran, wie ich an Matthews E-Mails gelangen kann. Das ist viel wichtiger als die Wiederbelebung eines Schwans.
    »Sie können Ihren Regenschirm da drüben hinhängen.«
    Ich habe so eine Ahnung, wie Matthews Passwort lauten könnte. Es dürfte ein Geheimnis sein, das niemand anderes erraten hätte.
    Sobald ich meine Idee ausprobiert habe, werde ich nett zu ihr sein, sie zu Fortnum’s auf eine Tasse Tee einladen – sie sieht aus, als könnte ihr das gefallen. Doch so aufgeregt ich im Augenblick auch bin, zwinge ich mich, sie zu fragen, wie lange sie schon bei uns ist und was sie zuvor gemacht hat.
    »Nicht viel, fürchte ich, aber ich muss schon sagen, diese Glasstangen sehen wirklich faszinierend aus.«
    Ich habe nicht die geringste Lust, mich zu unterhalten. »Wissen Sie, was das ist?«
    »Ich denke schon. Ach was, natürlich nicht. Drehen sie sich, um Wasser vorzutäuschen?«
    Hat Crofty sie mir untergeschoben? Ist sie irgendjemandes Tochter? »Sie waren online?«, frage ich.
    »Wie meinen Sie das?«
    »Haben Sie sich online über Automaten schlau gemacht?«
    »Nein, auf keinen Fall, so etwas würde ich nie tun.« Derart schockiert, wie sie wirkt, muss ich lächeln. »Sie sind bestimmt ziemlich schwer zu säubern, oder? Ich habe mich gefragt, wie Sie vorgehen wollen. Gibt es da einen Trick?«
    »Nur den, dass man dies der Keramikabteilung überlässt.«
    »Oh.«
    »Enttäuscht?«
    »Ich mache gern was sauber. Ich

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