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Cherryblossom - Die Zeitwandler (German Edition)

Cherryblossom - Die Zeitwandler (German Edition)

Titel: Cherryblossom - Die Zeitwandler (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mina Kamp
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Hello-Kitty-Bettdecke bis zum Kinn hinauf. Mit geschlossenen Augen tastete ich nach meinem uralten Stoffhasen. Endlich gefunden, rieb ich ihn an meiner Nase und wurde wieder ruhiger. Ich liebte seinen Geruch, er roch vertraut, nach mir, nach Zuhause und Geborgenheit. Die Sonne ließ ihre frühen Strahlen bereits durch die Gardine gleiten und wie stets, wenn mich unruhige Nächte gequält hatten, war ich natürlich hundemüde. Ich ließ mich tiefer in die Kissen sinken und betete, dass mich der Schlaf noch einmal zurücknehmen würde. Doch ich wusste, gleich würde der Wecker klingeln, nur noch wenige Stunden bis zur Matheklausur. Die bleierne Müdigkeit lullte mich ein und ich hörte das leise, gleichmäßige Ticken des Weckers und spürte, wie ich hinüberglitt in den Schlaf, bis das Ticken in lautes Schnurren überging. Auch ohne die Augen zu öffnen wusste ich, was das bedeutete. Es war mein Kater November. Jetzt, wo ich wach war, freute er sich überschäumend auf sein Frühstück und versuchte, mich zu bewegen, ihm seinen Wunsch zu erfüllen. Langsam öffnete ich meine Augen und sah in zwei große blaue Katzenkuller, die mir interessiert entgegen glotzten . Mit der Überlegung hadernd, den Kater einfach von der Bettkante zu schubsen, schob ich mich murrend von ihm fort. Ich wusste, wie nachtragend er sein konnte, wenn man ihn ungebührlich behandelte. Also stand ich auf und machte mich mit einem schnurrenden Kater, der unnachgiebig um meine Beine strich, auf den Weg in die Küche.
     
    »Hanna, Kleines, bist du schon unten?« Ich schrak zusammen, verschüttete die Milch, die ich gerade geöffnet hatte und schluckte einen Fluch herunter. November freute sich anscheinend über die Sauerei, denn er fing umgehend an, die Milch aufzuschlecken. Nun denn, Frühstück !
    Onkel Henry hatte auf dem Küchentisch haufenweise Papiere ausgebreitet und brütete darüber. Er sah aus, als hätte er die ganze Nacht daran gearbeitet. Seine Haare standen kreuz und quer und er brummelte unentwegt etwas vor sich hin, das ich nicht verstand.
    »Morgen, Henry.«
    »Morgen, Hanna. Gut geschlafen? Was hast du heute so vor?«
    »Schule?«, entgegnete ich leicht genervt.
    »Ach ja, richtig, natürlich … ich hab’s.« Er stand auf und verschwand in seinem Arbeitszimmer.
    Was auch immer er hatte . Es hatte nichts mit mir zu tun.
    Ich versuchte derweil, mein Müsli herunterzuwürgen, was mir allerdings gerade so gar nicht gelingen wollte. Deshalb beschloss ich, mich ersteinmal einer ausgiebigen Schönheitspflege hinzugeben und mich aus dem verschwitzten Pyjama zu befreien. Da ich noch genügend Zeit hatte, verkrümelte ich mich unter die Dusche und genoss das warme Wasser auf meiner Haut. Nach dem Abtrocknen fiel mein Blick auf unseren Badezimmerspiegel und blieb an ihm hängen. Ich betrachtete meinen Körper, meine langen Narben an Schlüsselbein und Bauch. Sie juckten morgens immer unerträglich und meine Finger fuhren das harte ungleichmäßige Gewebe nach, das sich deutlich von der übrigen Haut abhob. Ich wusste aus Erzählungen, dass ich sie von dem Autounfall zurückbehalten hatte, bei dem meine Mutter gestorben war. Ein ewiges Andenken an den wahrscheinlich schlimmsten Tag meines Lebens.
    Damals war ich fünf Jahre alt. Ich erinnerte mich an rein gar nichts mehr, auch nicht an meine Mum. Henry sagte, ich hätte wohl durch den starken Schlag auf den Kopf eine Amnesie erlitten. Es ist seltsam, seine Mutter nicht zu kennen. Es wurde auch nie über sie geredet … Nach einigen Versuchen, das Thema anzusprechen, wagte ich es irgendwann schließlich nicht mehr. Ich nahm an, dass es Henry zu sehr schmerzte, über seine einzige Schwester zu sprechen, die er verloren hatte. Seine Augen wurden immer beängstigend leer und gehetzt, wenn ich ihn nach meiner Mutter fragte. Anschließend flüsterte er nur leise vor sich hin: Du siehst aus wie sie . Danach hatte er immer fürchterlich viel zu tun und flüchtete vor mir, ließ mich mit meinen Fragen und einer tiefen Leere zurück. Also versuchte ich damit weitgehend abzuschließen und stellte ihm keine Fragen mehr darüber. Nachdem ich meine dunkelblonden langen Haare mit meinem Fön bearbeitet hatte und sie so gut wie trocken waren, versuchte ich, sie zu bändigen. Konzentriert nahm ich zwei Haarklammern, mit denen ich mir die Haare links und rechts aus dem Gesicht zwang. Ich sah in den Spiegel und schauderte, denn ich sah aus wie vierzehn. Meine großen goldbraunen Augen sahen mir seltsam

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