Chicagoland Vampires 02 - Verbotene Bisse
Moleskine-Notizbuch und einen Stift und hüpfte ins Bett. Ich schrieb wahllos Notizen auf, bis die Sonne aufging – über Vampire, die Häuser, die Philosophie des Beißens –, und schlief mit dem Stift in der Hand ein.
Kapitel Vierzehn
Ohne Freunde sind wir verloren
Ich erwachte gut gelaunt. Zumindest war ich gut gelaunt, bis mir wieder einfiel, worauf ich mich an diesem Abend freuen konnte. Ich grummelte unzufrieden und schnappte mir die Einladung zur Party im Haus meiner Eltern.
Diesmal war es eine Gala zur Unterstützung eines Förderprogramms für Jugendliche. Es ging mir nicht darum, dass der Einsatz für eine gute Sache nicht sinnvoll gewesen wäre, sondern darum, dass ich an den Beweggründen meines Vaters immer gezweifelt hatte.
Ihm waren nützliche Beziehungen und die Möglichkeit, möglichst viele Hände zu schütteln, genauso wichtig wie die eigentliche Unterstützung der Organisation.
Ein Kuhhandel, von dem alle profitieren, dachte ich mir, und legte die Einladung auf mein Bett. Ich setzte mich auf, schob mir die Haare aus dem Gesicht, entknotete meine Beine und stand auf. Ich machte mir nicht die Mühe, duschen zu gehen, da ich während meiner Trainingseinheit ohnehin wieder schwitzen würde, zog aber das von Catcher akzeptierte Ensemble an – ein Hauch von etwas, das meinen Busen bedeckte, und Shorts, die den Namen eigentlich nicht verdienten. Damit ich während der Fahrt nicht ungebührlich auffiel, warf ich mir eine Sportjacke über.
Als ich gerade den Reißverschluss nach oben zog, klopfte es an der Tür. Ich öffnete sie und entdeckte Helen, die ein ordentliches Tweedkostüm trug.
»Hallo, meine Liebe«, sagte sie und hielt mir eine königsblaue Kleiderhülle entgegen, auf der das Logo eines sehr exquisiten Modegeschäfts in Downtown prangte. »Ich wollte Ihnen Ihr Abendkleid vorbeibringen.«
Ich nahm ihr die Kleiderhülle aus der Hand und war ein wenig überrascht, wie leicht sie in meinen Händen lag, trotz ihrer Größe. Als Helen die Hände frei hatte, zog sie ein rosafarbenes Notizbuch aus der Tasche ihrer geknöpften rosafarbenen Kostümjacke. Sie überflog eine Seite und nickte.
»Die heutige Veranstaltung verlangt Abendgarderobe. Die gewünschten Farben sind Schwarz und Weiß«, sagte sie und richtete dann ihren Blick auf mich. »Das hat mir bei der Auswahl natürlich geholfen, aber ich musste ganz schön schwindeln, um dieses Abendkleid so schnell zu bekommen. Es ist erst vor wenigen Minuten geliefert worden.«
Es störte mich, dass sie das Kleid ausgesucht hatte, mehr als es gut für mich war. Es störte mich, dass nicht Ethan das Kleid ausgesucht hatte.
Dass es mich überhaupt störte, war in vielerlei Hinsicht äußerst falsch.
»Ich danke Ihnen«, sagte ich. »Ich weiß Ihre Mühen zu schätzen.« Schade, dass sie nicht auch noch an meiner Stelle zu der Party gehen konnte.
»Gern geschehen«, sagte Helen. »Ich muss wieder nach unten. Gibt eine Menge zu tun. Ich wünsche viel Spaß bei der Party.« Sie lächelte und verstaute ihr Notizbuch wieder in ihrer Jackentasche. »Und seien Sie bitte vorsichtig mit dem Kleid. Es war eine ziemliche Investition.«
Ich betrachtete die Kleiderhülle mit einem finsteren Blick. »Erläutern Sie ›Investition‹.«
»Um die zwölf, um genau zu sein.«
»Zwölf? Zwölfhundert Dollar?« Ich starrte die Kleiderhülle an und war darüber entsetzt, für eine vierstellige Investition Cadogans verantwortlich zu sein.
Helen kicherte. »Zwölftausend Dollar, meine Liebe.« Nachdem sie diese Bombe hatte platzen lassen, ging sie den Flur entlang und verpasste somit meinen völlig entsetzten Gesichtsausdruck.
Ich legte das Kleid so vorsichtig auf das Bett, als ob ich die Gutenberg-Bibel in Händen hielte.
»Runde zwei«, murmelte ich und öffnete die Kleiderhülle.
Ich stieß einen leichten Seufzer aus.
Es handelte sich um schwarze Seide, einen so erlesenen Stoff, dass ich ihn kaum zwischen den Fingern spüren konnte. Und es war tatsächlich ein Ballkleid. Ein trägerloses Kleid, das sich tiefschwarz und seiden ergoss.
Ich wischte meine Hände an den Shorts ab, zog das Kleid aus der Hülle, hielt es mir vor die Brust und drehte mich damit, nur um zu sehen, wie es sich bewegte. Und wie es sich bewegte! Die Seide floss herab wie schwarzes Wasser, und es handelte sich um ein so sattes Schwarz, wie ich es noch nie zuvor gesehen hatte. Das war kein Schwarz, das man im Umkleideraum mit Dunkelblau verwechseln konnte. Es war Schwarz. Mondloses
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