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Chicagoland Vampires 02 - Verbotene Bisse

Chicagoland Vampires 02 - Verbotene Bisse

Titel: Chicagoland Vampires 02 - Verbotene Bisse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chloe Neill
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holten.
    Nicht jetzt, flehte ich sie an. Nicht jetzt. Er würde sie sehen, er würde verstehen, und er würde mich anfassen. Die Folgen wären nicht gut. Einen Sekundenbruchteil lang glaubte ich, dass er es wusste, als er über mich gebeugt stand und seine Stirn runzelte. Ich schloss die Augen, zählte rückwärts und versuchte sie zurückzudrängen, während sein muskulöser Oberkörper über meinen Stuhl gebeugt war. Das schwache Zischen unsichtbarer Magie lag in der Luft.
    Langsam, Schritt für Schritt, spürte ich, wie sie sich zurückzog.
    »Sie hat Schwierigkeiten damit, sich an die neuen Umstände zu gewöhnen, Merit, genau wie du. Aber sie ist für dich da gewesen. Jetzt bist du an der Reihe, für sie da zu sein. Du musst ihr ein wenig Spielraum lassen. Ich weiß, dass sie einige … bedauernswerte Sachen gesagt hat. Und glaub mir, das weiß sie.«
    Ich öffnete die Augen, hielt meinen Blick auf sein T-Shirt gerichtet und nickte leicht.
    Das Plastik knarzte, als er sich wieder aufrichtete. Er wich einen Schritt zurück und sah mit verschränkten Armen auf mich herab. Diesmal lag in seinem Blick ein gewisses Maß an Verständnis, und seine Stimme klang sanfter. »Ich weiß, dass du versuchst, Ethan zu helfen. Dass du versuchst, ihm die notwendigen Kontakte zu verschaffen, versuchst, deinen Job zu machen. Ich verstehe das. Und vielleicht ist das ja genau das Problem oder auch nicht. Offen gesagt sind das deine Angelegenheiten, nicht meine. Aber bevor du jeden vergraulst, der dich mag – Mallory oder Morgan oder wen auch immer –, erinnere dich daran, wer du warst, bevor das alles passierte, bevor du verwandelt wurdest. Versuch, da irgendwie einen Ausgleich zu schaffen. Versuch, in deinem Leben einen Platz für die Sachen zu finden, die dir was bedeuteten, bevor er dich verwandelte.« Er wollte sich abwenden, schien sich aber eines Besseren zu besinnen. »Ich weiß, dass du heute nicht so viel Zeit hast, aber du solltest dir den Arsch aufreißen. Wenn du schon Hüterin sein willst, dann solltest du wenigstens darauf eingestellt sein.«
    Ich schüttelte den Kopf, verärgert, weil er anscheinend davon ausging, dass ich mir nicht genügend Mühe gab und deswegen nicht die Kämpferin war, die er haben wollte. Dabei war genau das Gegenteil der Fall. »Du verstehst das nicht«, sagte ich.
    Er hob die Augenbrauen und war offensichtlich verblüfft über meine Aussage. »Dann klär mich auf.«
    Ich sah ihn an, und einige stille Sekunden lang wollte ich es ihm erzählen. Ich vertraute ihm fast genug, vertraute mir fast genug, um ihm davon erzählen zu können, ihn deswegen fragen zu können, warum ich innerlich kaputt war – warum die Vampirin in mir kaputt war. Von mir getrennt, irgendwie. Aber ich brachte es einfach nicht über mich. Ich hatte einmal versucht, das Thema bei ihm anzusprechen; er hatte meine Sorgen abgetan. Also schüttelte ich den Kopf und senkte den Blick.
    »Ich weiß nicht, was du weißt«, sagte er, »oder was du gesehen hast oder was du glaubst getan zu haben. Aber ich rate dir, dass du dir jemanden suchst, dem du vertrauen kannst, und ihm dein Herz ausschüttest. Klar?«
    Ich nickte schweigend.
    »Dann lass uns arbeiten.«
    Das taten wir. Er verweigerte mir den Zweikampf, was nach meiner unterirdischen Leistung vor zwei Tagen auch kein Wunder war. In seinen Augen war das eine Bestrafung, aber für mich ein moralischer Sieg, der mir erlaubte, meine gesamte Kraft in meine Bewegungsabläufe und meine Geschwindigkeit zu legen, anstatt das Raubtier in mir zu zügeln – den Instinkt in mir zu unterdrücken, der mich zu überwältigen drohte. Und außerdem ließ er mich mit dem Katana trainieren, da wir keinen Zweikampf übten und damit auch nicht riskierten, die Schwertklingen zu beschädigen.
    Wir gingen die ersten sieben Katas etwa eine Stunde lang durch. Obwohl die einzelnen Bewegungselemente der Katas nur wenige Sekunden dauerten, ließ mich Catcher jedes einzelne mehrfach wiederholen, bis er mit meiner Leistung zufrieden war – bis ich die Bewegungen auswendig beherrschte, bis ich die Abläufe exakt wiederholte, bis ich sie mit einer Geschwindigkeit und Präzision ausführte, dass sie für den Betrachter kaum noch nachzuvollziehen waren. Bei dieser Geschwindigkeit verloren die Katas einiges an Tradition, gewannen dadurch aber an tänzerischer Anmut. Bedauerlicherweise wies mich Catcher darauf hin, dass ich, sollte ich je in einen Schwertkampf geraten, diesen wohl gegen einen Vampir bestreiten

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