Chicagoland Vampires 02 - Verbotene Bisse
Bedingungen auseinander. Aber sei Morgan gegenüber wenigstens ehrlich.«
»Was soll das nun wieder heißen?«
»Merit, wenn du Morgan nicht magst, dann ist das okay, dann mach Schluss. Aber mach ihm keine falschen Hoffnungen. Das ist nicht fair. Der Junge ist wirklich in Ordnung, und er hat was Besseres verdient.«
Ein Keuchen entrang sich meiner Kehle, das zu gleichen Teilen meinen Schmerz und meinen Schock wiedergab. »Ich mache ihm falsche Hoffnungen? Ich finde es echt beschissen, dass du mir so was an den Kopf wirfst.«
»Du musst dich endlich mal entscheiden.«
»Und du musst dich um deinen eigenen Scheiß kümmern.«
Ich hörte, wie sie erschrocken Luft holte, wusste, dass ich sie verletzt hatte. Ich bedauerte es auf der Stelle, aber ich war zu wütend und zu erschöpft, weil ich keine Kontrolle mehr über meinen Körper, mein Leben oder meine Zeit hatte, um mich bei ihr zu entschuldigen. Sie hatte mich verletzt, und ich hatte zurückgeschlagen.
»Wir müssen dieses Gespräch beenden, bevor wir etwas sagen, das wir bedauern«, sagte ich leise. »Ich hab genug am Hals, mal ganz abgesehen davon, dass ich in ein paar Stunden bei meinem Vater sein muss.«
»Weißt du, Merit, wenn ich mich nicht mehr um deine Beziehungen kümmern soll, dann werde ich mich auch nicht mehr um die Probleme mit deinem Vater kümmern.«
Ich konnte nicht sprechen, konnte mir überhaupt nicht vorstellen, was ich darauf antworten sollte. Selbst wenn ich es gewollt hätte, so schnürte mir der Schmerz die Kehle zu.
»Vielleicht hat es was mit deinen Genen zu tun«, fuhr sie fort. Offenbar wollte sie diesen Streit noch nicht beenden. »Vielleicht liegt es an der Person, die du seiner Meinung nach sein solltest. Wir führen jetzt ein anderes Leben, ein bedeutsameres Leben als noch vor ein paar Monaten. Aber die Merit, die ich kannte, hätte diesen Jungen nicht einfach von sich gestoßen. Nicht diesen Kerl. Denk mal drüber nach!«
Dann war die Leitung tot.
Ich fuhr durch die schwüle Sommernacht, und die Scheibenwischer klatschten gegen das Glas. Wolken jagten unter einer dunkleren, bedrohlich wirkenden Masse dahin, aus der Blitze hervorzuckten. Ich parkte direkt vor dem Gebäude, das ein Architekt vermutlich als »herbe Schönheit« bezeichnet hätte und in dem sich der Raum befand, in dem ich mit Catcher trainierte, und flüchtete mich vor den Regentropfen hinein.
Catcher war bereits da. Er stand in der Mitte der blauen Gymnastikmatten, die praktisch den gesamten Boden des Trainingsraums bedeckten, und trug T-Shirt und Trainingshose. Den Kopf hatte er gebeugt, die Augen geschlossen und die Hände wie im Gebet zusammengelegt.
»Setz dich«, sagte er, ohne die Augen zu öffnen.
»Auch dir einen guten Abend, Sensei.«
Er öffnete ein Auge, und sein Blick ließ keinen Zweifel daran, wie unwitzig er meine Bemerkung fand. »Setz dich, Merit!«, wiederholte er, diesmal in einem schärferen Ton.
Ich hob eine Augenbraue, zog aber meine Sportjacke aus und setzte mich in einen der orangefarbenen Plastikstühle neben der Tür.
Catcher behielt seine Haltung ruhiger Konzentration einige Minuten lang bei. Schließlich lockerte er seine Schultern und öffnete die Augen.
»Fertig mit der Meditation?«, fragte ich leichthin.
Er antwortete nicht, kam aber so entschlossen und mit so viel Boshaftigkeit im Blick auf mich zu, dass sich mein Puls beschleunigte.
»Gibt es ein Problem?«, fragte ich ihn.
»Halt die Klappe.«
»Wie bitte?«
»Halt deine verdammte Klappe!« Catcher trat vor mich, fuhr sich mit einer Hand über das Kinn und legte seine Hände dann auf die Armlehnen meines Stuhls. Er beugte sich vor, und ich lehnte mich im Stuhl weit nach hinten.
»Sie steht für mich an erster Stelle.«
Ich musste nicht fragen, wer »sie« war. Offenbar hatte Mallory Catcher angerufen.
»Sie ist unglücklich.« Er hielt inne, und seine blassgrünen Augen betrachteten mich eingehend. »Sie hat es im Moment wirklich schwer. Und ich verstehe, dass du es im Moment wirklich schwer hast, Merit. Gott weiß, wir verstehen das alle. Du hattest deine Schwierigkeiten damit, dich auf deine Wandlung von Mensch zu Vampir einzulassen, und jetzt scheinst du Schwierigkeiten damit zu haben, dich an deine Menschlichkeit zu erinnern.«
Er beugte sich immer weiter vor. Mein Herz fing an zu pochen, und Hitze durchströmte meinen Körper, als die Angst und das Adrenalin die Vampirin in mir aus ihrem Schlummer erweckten und sie näher an die Oberfläche
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