Chicagoland Vampires 02 - Verbotene Bisse
als Köder an.«
»Tu, was du tun musst, Merit«, sagte er, und in seiner Stimme lag eine Boshaftigkeit, die mir sagte, dass er unsere kleinen Machenschaften von ganzem Herzen unterstützte.
»Ich habe also die Erlaubnis?«, hakte ich nach.
Er drehte sich langsam zu mir, der Meistervampir, und sah mich aus zornigen grünen Augen an. »Schnapp ihn dir, Hüterin!«
Nachdem wir den Plan beschlossen hatten und als die Sonne ihre ersten Strahlen über den Horizont schickte, kehrte ich in mein Zimmer zurück. Mein Handy blinkte hektisch und hielt vier Mailbox-Mitteilungen von Mallory für mich bereit, die mit jedem Anruf aufmunternder und weniger verärgert klang. Sie schien Dampf abgelassen zu haben, aber ich konnte nicht behaupten, dass es bei mir genauso war. Das Chaos bei den Vampiren hatte meine Aufmerksamkeit auf andere Themen gelenkt, sicher, aber es hatte die unterschwellige Wut nicht lindern können. Ich war einfach noch nicht so weit, mit ihr zu reden.
Und das war nicht das Einzige, was auf mich wartete. Ich dachte zuerst, dass mir das rote Stück Papier auf dem Fußboden meines Zimmers aus dem Poststapel, den ich aus Mallorys Haus mitgebracht hatte, gefallen war. Aber ich wusste, dass auf dem Hartholzfußboden kein karminroter Umschlag gelegen hatte, als ich mich dort vor nur wenigen Stunden umgezogen hatte.
Der Umschlag war derselbe wie bei der Karte, die Mallory erhalten hatte, aber diesmal war er an mich im Haus Cadogan adressiert. Ich hob ihn auf und öffnete die schwere Lasche, fand aber keine Karte vor, sondern etwas anderes. Ich drehte den Umschlag um und entleerte ihn auf meine Hand. Ein Rechteck aus durchsichtigem rotem Plastik fiel herab, etwa in der Größe einer Visitenkarte, und darauf waren eine dünne weiße Linie, die Initialen RG und eine stilisierte Fleur-de-Lis zu erkennen.
Ich ging mit der Karte in der Hand zum Bett und setzte mich. Dann legte ich den Umschlag auf die Decke neben mich, drehte die Karte mehrmals hin und her, hielt sie ins Licht, versuchte, von der anderen Seite aus durch sie hindurchzulesen. Nichts.
Beide Umschläge waren an mich adressiert – einer an meine alte Adresse, einer an meine neue. Jemand hatte in Erfahrung gebracht, wo ich gelebt hatte, und herausgefunden, dass ich umgezogen war. Jemand, der mir willkürlich Papierfetzen und Plastik überreichen wollte? Sollten das Nachrichten sein? Hinweise?
Die Sonne ging auf, und meine Geduld für Rätsel war für den heutigen Tag erschöpft. Ich legte die Karte auf den Nachttisch, zog mir meinen Pyjama an – ein langärmeliges, zu groß geratenes Bears-T-Shirt –, versicherte mich, dass der Rollladen vor dem Fenster fixiert war, und ging zu Bett.
Kapitel Einundzwanzig
Du bringst Blutsauger in Verruf
Wie so üblich ging die Sonne auch wieder unter. Ich duschte, zog mich an und ging hinunter in die Operationszentrale. Ich stand im Schwarz Cadogans vor dem Konferenztisch, mein Katana umgeschnallt und bereit, mir meinen Kollegen, wie Ethan es ausgedrückt hatte, zu schnappen.
Peter zu schnappen war natürlich nicht der schwierige Teil. Der schwierige Teil würde darin bestehen, Peter dazu zu bringen, den Teufel, mit dem er im Bunde stand, zu verraten – entweder die Frau, die Nick angerufen hatte, oder jemand anders, der über Insiderinformationen zu den Breckenridges verfügte. Die Falle an sich war ziemlich simpel. Wir würden an eine von Peters gefälschten E-Mail-Adressen eine Nachricht schicken, die angeblich von der Person stammte, die wir dafür verantwortlich machten, seine Handlungen zu steuern – Celina –, und die ihn dazu aufforderte, sie am »üblichen« Ort zu treffen. Wenn er sich ködern ließ, dann hätten wir die Bestätigung, dass Celina hinter den Kulissen die Fäden zog. Wir würden ihm zum Treffpunkt folgen und ihn uns dort schnappen.
»Oder zumindest sollte es so ablaufen«, teilte ich den Wachen mit. Meine Hände waren schweißnass, als ich den Vampiren am Konferenztisch meinen Plan erläuterte. Ich sah dies als meinen ersten offiziellen Einsatz als Hüterin an, und der konnte an tausend kleinen Dingern scheitern.
Ein Problem war, dass wir den Zugang zu seinen E-Mails nur über den Provider erhalten hatten; wir hatten uns nicht etwa direkt in seine Accounts gehackt. Daher hatten wir auch keine Ahnung, ob Celina sich per E-Mail mit ihm verabredete, und wenn ja, welche Adresse sie dabei verwendete. Dies war nur eins von vielen möglichen Problemen. Allerdings hatten wir dank Jeffs
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